Pflanzen produzieren Wirkstoff gegen Marburgvirus-Infektionen
Mit Hilfe von Tabakpflanzen haben Wissenschaftler erfolgreich einen Wirkstoff gegen Marburgviren und Ravn-Viren entwickelt. Der neue Wirkstoff kann auch bei Anwendung fĂŒnf Tage nach erfolgter Infektion noch eine effiziente Abtötung der Viren erreichen, berichten die Wissenschaftler um Professor Thomas Geisbert von der University of Texas Medical Branch (UTMB).
Infektionen mit dem Marburgvirus sind zwar Ă€uĂerst selten, doch extrem gefĂ€hrlich. Nur wenige Betroffene ĂŒberleben eine Infektion. Die Marburgviren stammen ebenso wie die Ravn-Viren aus der gleichen Familie wie die Ebola-Viren. Bereits kleinere AusbrĂŒche dieser sogenannten Filoviren können zahlreiche Todesopfer zur Folge haben. Seit langem sind Mediziner daher schon auf der Suche nach möglichen Arzneien gegen die Viren. Hier erzielte das internationale Forscherteam unter Leitung von Professor Thomas Geisbert nun offenbar einen Durchbruch mit einem Wirkstoff, der in genetisch verĂ€nderten Pflanzen produziert wurde. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in dem Fachmagazin âScience Translational Medicineâ veröffentlicht.
Herstellung menschlicher Antikörper mit Hilfe von Pflanzen
Der neue Wirkstoff, der in genetischen verĂ€nderten Pflanzen produziert wurde, kann das Marburgvirus und Ravn-Viren auch fĂŒnf Tage nach bereits erfolgter Infektion noch erfolgreich abtöten, berichten die Forscher. Neben US-Wissenschaftlern der University of Texas Medical Branch und er Vanderbilt University waren auch Experten des Department fĂŒr Angewandte Genetik und Zellbiologie der UniversitĂ€t fĂŒr Bodenkultur (Boku) Wien an der aktuellen Studie beteiligt. In Wien haben die Forscher um Herta Steinkellner an der UniversitĂ€t fĂŒr Bodenkultur bereits einige Erfahrung mit der Herstellung menschlicher Antikörper in gentechnisch verĂ€nderten Tabakpflanzen.
Marburgvirus-Infektionen verlaufen meist tödlich
Bislang gibt es keine Impfstoffe oder Medikamente gegen Marburg- und Ravn-Viren, die fĂŒr die Anwendung beim Menschen zugelassen sind, erlĂ€utern die Forscher. Die Folgen einer Infektion mit diesen beiden Filoviren, die aus der gleichen Virusfamilie wie Ebola-Viren stammen, seien daher oft tödlich. âDie durchschnittliche Todesrate der Marburgvirus-Infektionen seit dem ersten bekannten Ausbruch im Jahr 1967 betrĂ€gt 80 Prozentâ, berichtet die UTMB. Zuletzt sei im Zuge der Ebola-Virus-Epidemie von 2013 bis 2016 der beunruhigenden Mangel an PrĂ€ventions- oder Behandlungsmöglichkeiten bei Filoviren deutlich geworden.
Monoklonale Antikörper der SchlĂŒssel
Marburg- und Ravn-Viren sind laut Aussage der Forscher sehr virulent und verursachen schwere und hĂ€ufig tödliche Krankheiten beim Menschen. Zwar seien Wirkstoffe gegen die Infektionen bislang Mangelware, doch biete die Behandlung mit sogenannten monoklonalen Antikörpern hier neue TherapieansĂ€tze. Deren Einsatz wurde beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen und Krebs bereits getestet. In der aktuellen Studie konnten die Forscher nun zeigen, dass der monoklonale Antikörper MR191-N bei Rhesusaffen einen Ăberlebensvorteil von bis zu 100 Prozent bei einer Infektion mit Marburg- oder Ravn-Viren bietet.
Hundertprozentiger Schutz erreicht
Der Wirkstoff habe die Viren auch erfolgreich eliminiert, wenn die Behandlung bis zu fĂŒnf Tage nach der Infektion erfolgte, schreiben die Forscher. Dies stĂŒtze die Annahme, dass monoklonale Antikörper einen therapeutischen Nutzen bei fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung mit hochgradig virulenten Erregern haben, betonen Prof. Geisbert und Kolegen. âWir haben gezeigt, dass ein monoklonaler Antikörper in der Lage ist, bis zu 100 Prozent der Marburg- oder Ravn-Virus-infizierten nichtmenschlichen Primaten zu schĂŒtzen, wenn die Antikörperbehandlung bis zu fĂŒnf Tagen nach Exposition gegenĂŒber einer letalen Menge des Virus erfolgtâ, so Prof. Geisbert. âDas mit diesem Antikörper beobachtete Schutzniveau ist sehr beeindruckend. Wir planen, dieses Produkt so schnell wie möglich auf die Sicherheit der menschlichen Anwendung zu prĂŒfenâ, ergĂ€nzt Larry Zeitlin, PrĂ€sident von des Unternehmens Mapp Biopharmaceutical Inc., das ebenfalls an der Studie beteiligt war. (fp)
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