Unterschenkel

Der Abschnitt des Beines zwischen Knie und Fuß wird als Unterschenkel bezeichnet. Seine knöcherne Basis bilden das Schienbein (Tibia) und das Wadenbein (Fibula), welche im Bereich des Knies durch ein relativ starres Gelenk miteinander verbunden sind und unten im Bereich des Sprunggelenks in einer Gelenkverbindung zueinander stehen.

Das Wadenbein ist eher rückseitig angeordnet, dass Schienbein bildet die Vorderseite des Unterschenkels, wobei das Schienbein nach vorne hin kaum von Muskeln überdeckt wird. Über dem Wadenbein treten rückseitig deutlich erkennbar die Wadenmuskeln in Erscheinung. Die Unterschenkelfaszie umschließt als Bindegewebe die gesamten Muskeln, Nerven und Gefäße des Unterschenkels.

Die einzelnen Muskelgruppen werden hier durch die Faszien voneinander separiert. Häufigstes Beschwerdebild im Bereich des Unterschenkels sind Wadenschmerzen, deren bekannteste Ursache Wadenkrämpfe bilden. Sie entstehen durch einen überhöhten Muskeltonus (Muskelspannung) und können zu Beispiel bei Überlastung der Muskulatur oder bei Magnesiummangel auftreten.

Wadenkrämpfe halten in der Regel nur wenige Minuten an, können allerdings wiederholt innerhalb kurzer Zeiträume auftreten. Wer regelmäßig unter Wadenkrämpfen leidet, sollte dies ärztlich untersuchen lassen, da auch schwerwiegendere Beeinträchtigungen wie beispielsweise Nerven- oder Gefäßleiden hinter den Beschwerden stecken können.

Wadenschmerzen bilden des Weiteren ein Leitsymptom der Beinvenen- beziehungsweise Wadenvenenthrombose (Verschluss der Beinvenen durch ein Blutgerinnsel). In einem solchen Fall sind Schwellungen des Unterschenkels und der Füße, eine Überwärmung und Verfärbung sowie gespannte Haut und Schmerzen, die vom Fuß über die Wade bis zur Kniekehle reichen können, weitere markante Warnsignale.

Schlimmstenfalls drohen bei einer Thrombose lebensgefährliche Komplikationen, weshalb bei entsprechenden Hinweisen umgehend ein Arzt beziehungsweise Krankenhaus aufzusuchen ist. Ebenfalls durch Beeinträchtigungen der Blutgefäße bedingt wird die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit. Sie steht meist mit einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) im Zusammenhang und betrifft bei einem Großteil der Betroffenen die arterielle Blutversorgung in den Beinen.

Typische Symptome sind hier Schmerzen, Belastungsschwäche sowie eine schlecht durchblutete, kalte und blasse Haut. Allerdings zeigen sich die Beschwerden in der Regel erst, wenn die Erkrankung sich bereits im fortgeschrittenen Stadium befindet. Da die periphere arterielle Verschlusskrankheit mit einem erhöhten Risiko für schwere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems bis hin zum Herzinfarkt und Schlaganfall einhergeht, sollten dringend therapeutische Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Weitere Beschwerdebilder im Bereich des Unterschenkels sind zum Beispiel das Kompartment-Syndrom und das Schienbeinkanten-Syndrom. Ersteres wird durch einen erhöhten Druck auf das Gewebe innerhalb der sogenannten Muskellogen bedingt, welcher entsteht, wenn beispielsweise infolge einer Muskelquetschung oder Fraktur Schwellungen einsetzen und die umschließenden Faszien sich nicht entsprechenden weiten können.

Der erhöhte Druck hat eine Verringerung der Gewebedurchblutung sowie Schädigungen der Muskeln und Nerven zur Folge. Das Gewebe beginnt abzusterben und es können schon nach kurzer Zeit irreparable Schäden auftreten. Auch übermäßiges Training kann Ursache das Kompartment-Syndroms sein, wenn hierdurch die Muskeln schneller wachsen als sich die Faszien weiten können.

Das Schienbeinkanten-Syndrom ist geprägt durch Schmerzen an der Vorderseite des Unterschenkels, die meist im Zusammenhang mit erhöhter Belastung wie beispielsweise beim Langstreckenlauf oder anderen sportlichen Aktivitäten stehen. Ursache für die Schienbeinschmerzen kann auch eine Knochenhautentzündung beziehungsweise eine Entzündung am Ansatz der Muskelsehne sein.

Zwar geht von dem Schienbeinkanten-Syndrom in der Regel kein größeres Gesundheitsrisiko aus, doch kann sich die Therapie bis zu sechs Wochen hinziehen und die Betroffenen sind während dieser Zeit in ihrem Alltag mitunter deutlich eingeschränkt. (fp)