Französische Studie: 500 Todesfälle durch Diabetes-Medikament Mediator?
Ein Diabetes-Medikament, das auch bei als Appetitzügler bei Übergewicht eingesetzt wurde, könnte für den Tod von rund 500 Patienten verantwortlich sein, das besagt eine Studie der Aufsichtsbehörde für die Sicherheit von Medikamenten.
Das in Frankreich verbreitete, auch als Appetitzügler verwendete Diabetes-Medikament "Mediator" des französische Pharmakonzerns Servier, soll laut einer Studie der Aufsichtsbehörde für die Sicherheit von Medikamenten schwerwiegende gesundheitliche Nebenwirkungen haben. So seien in den letzten dreißig Jahren rund 3.500 Krankenhauseinlieferungen in Folge der Einnahme des Präparates erforderlich gewesen und für 500 Patienten habe die Verwendung von „Mediator“ tödliche geendet.
Enthaltener Wirkstoff Benfluorex seit 2009 verboten
Besonders gefährlich ist den Aussagen der Studie zufolge der enthaltenen Wirkstoff Benfluorex, der bereits 2009 von der Europäischen Arzneimittelagentur europaweit vom Markt genommen wurde. Zu dem Verbot sah sich die Behörde aufgrund der massiven negativen Nebenwirkungen bei Patienten mit einer Herzklappenfehlfunktion veranlasst. So ist auch „Mediator“ seit vergangenem November in Frankreich verboten. In Deutschland hingegen wurde das Präparat von den Aufsichtsbehörden nie zugelassen.
Fünf Millionen Menschen nahmen fragwürdiges Medikament
Der französische Gesundheitsminister Xavier Bertrand hat angesichts der aktuellen Studienergebnisse alle Patienten, die das Diabetes Medikament in der Vergangenheit länger als drei Monate eingenommen haben, dazu aufgerufen, sich bei ihrem Hausarzt zu melden. Das von dem Pharmakonzern Servier bereits 1979 als Diabetes-Medikament auf den Markt gebrachte Präparat, nahmen nach Schätzungen der Gesundheitsbehörden insgesamt rund fünf Millionen Menschen ein, wobei „Mediator“ häufig auch als Appetitzügler bei Übergewichtigen verschrieben wurde. Das Präparat ähnelt in seiner Zusammensetzung einem anderen Medikament von Servier, das bereits 1997 vom Markt genommen werden musste.
Pharmakonzern Servier zweifelt die Studienergebnisse an
Der Pharmakonzern Servier, bestreitet indes alle derart negativen Nebenwirkungen seines Produktes und zweifelt die aktuellen Studienergebnisse an. „Es handelt sich um Schlussfolgerungen aus Hypothesen“, betonte ein Sprecher des Unternehmens. Würde Servier zugeben, dass die Studien eventuell den Tatsachen entsprechen, hätte der Konzern jedoch auch ein rechtliches Problem. Denn es liegen bereits zahlreiche Klagen von Patienten bei den zuständigen französischen Gerichten vor. Die im Raum stehende Schadenssumme und die Sorge des Konzerns vor einer gerichtlichen Niederlage sind entsprechend hoch. So hat Servier kein Interesse daran, die Ergebnisse derart negativer Studien zu bestätigen und damit eventuell noch sich selber vor Gericht zu belasten.
Opposition vermutet Lobbyismus
In der politischen Opposition Frankreichs herrscht angesichts der aktuellen Studienergebnisse derweil Aufregung. Der Abgeordnete Gérard Bapt benannte die Vorgänge als Skandal des französischen Gesundheitswesens und erklärte, das es nicht zu verstehen sei, wieso Frankreich das Medikament nicht wie andere Länder bereits früher verboten hat. „Hat man vielleicht die Interessen des französischen Labors Servier schützen wollen?“ so die anklagenden Fragestellung des Oppositionellen gegenüber der Zeitung „Le Parisien“. (fp, 17.11.2010)
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