Aufklärung und offene Gespräche beugt Teenager-Schwangerschaften vor
25.01.2012
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert eine umfassende Aufklärung von Kindern und Jugendlichen zum Thema Sexualität. Nur so können Teenager-Schwangerschaften vermieden werden, erklärt der Sprecher des Verbandes Dr. Ulrich Fegeler. Fegeler bezieht sich dabei auf eine Studie zweier US-amerikanische Wissenschaftler, die die Auswirkungen einer über zehn Jahre laufenden nationalen Abstinenz-Kampagne untersuchten. Die religiös und moralisch motivierte Kampagne brachte wenig, sinnvoller seien daher offene Gespräche, so das erste Resümee.
Ein allgemeines Gespräch zum Thema Sexualität reicht nicht aus
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Georgia, USA, reicht es nicht aus, Jugendliche zur sexuellen Abstinenz aufzufordern, wie es im Rahmen einer nationalen Kampagne in den USA gefordert wurde. Dies bestätigt auch Ulrich Fegeler, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte und erläutert: „Die Bedeutung von Verhütungsmitteln für das Vermeiden von sexuell übertragbaren Krankheiten und von frühen Schwangerschaften sollte Heranwachsenden schon vor dem ersten sexuellen Kontakt klar sein.“ Kinder und Jugendliche brauchen vertrauenswürdige Ansprechpartner, die sie zum Thema Sexualität befragen können, ohne dass sich die Erwachsenen dabei als Moralapostel aufspielen. Eltern können ihre Kinder in diesem Zusammenhang auf die Jugenduntersuchungen J1 und J2 hinweisen, bei der sie Informationen von ihrem Arzt zum Thema Sexualität einholen können. Eltern müssen bei diesen Untersuchungen nicht dabei sein, so dass die Jugendlichen die Möglichkeit haben, ungehemmt ihre Fragen zu stellen und sich umfassend beraten zu lassen.
Fegeler berichtet: „Es reicht nicht, wenn Eltern mit ihren pubertierenden Kindern nur einmal ausführlich über Sexualität sprechen, um ihnen einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität beizubringen.“ Bereits in einem Alter ab vier oder fünf Jahren interessieren sich Kinder für die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Mütter und Väter sollten alle Fragen ihrer Kinder zu diesem Thema beantworten.
Rund 10.000 Teenager-Schwangerschaften pro Jahr
Laut den Autoren der Studie, Kathrin F. Stanger-Hall und David W. Hall, reicht es nicht aus, Kinder und Jugendliche zur Abstinenz aufzufordern, um Teenager-Schwangerschaften zu verhindern. Die Wissenschaftler raten zu umfassenden Aufklärungsprogrammen, die in den Lehrplan der Schulen integriert werden. Zu diesem Ergebnis kamen sie, nachdem die Forscher die jüngsten vorliegenden Daten (2005) von 48 Bundesstaaten der USA bezüglich gesetzlich festgelegter Sexualerziehung und verpflichtenden Richtlinien zu diesem Thema auswerteten. Die USA nehmen den ersten Platz bei Teenagerschwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten unter den Industrieländern ein.
Sozialarbeiter Sebastian Bertram erklärt: „Die Studie hat gezeigt, dass antiquierte Moralvorstellungen, wie sexuelle Abstinenz von Teenagern, kein adäquates Mittel sind, um Teenager-Schwangerschaften zu verhindern.“
In Deutschland werden jährlich etwa 10.000 Teenager-Schwangerschaften festgestellt. Davon bringen etwa 4000 bis 5000 Mädchen ein Kind zur Welt. Etwa die gleiche Anzahl von Mädchen bricht die Schwangerschaft ab, berichtet Fegeler. Grundsätzlich würde die Zahl der Abtreibungen von Teenagern aber zurückgehen.
Gemeinnützige Organisationen helfen Teenagern bei ungewollten Schwangerschaften
Gemeinnützige Organisationen, wie zum Beispiel Pro Familia, helfen Teenagern in schwierigen Situationen, wie bei ungewollten Schwangerschaften. Dabei wird versucht, eine möglichst umfassende Beratung zu allen Themen rund um das Thema Schwangerschaft zu geben, um die individuell beste Lösung zu finden.
Darüber hinaus bietet Pro Familia zu allen Fragestellungen rund um die Themen Sexualität, Schwangerschaft, Partnerschaft und Familienplanung kostenlose Beratungen an. Kinder und Jugendliche haben so die Gelegenheit, ohne ihre Eltern unabhängige Informationen von Fachleuten zu bekommen. Dies ist besonders deshalb hilfreich, weil es Jugendlichen häufig unangenehm oder peinlich ist, diese Themen mit ihren Eltern zu besprechen. Bei unabhängigen Organisationen wie Pro Familia werden die Heranwachsenden ernst genommen und können ihre Sorgen und Ängste mit Fachleuten besprechen. (ag)
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