Billige und effektive Therapie für Rückenschmerzen? Wissenschaftler der englischen Universitäten Warwick und Oxford haben in einer Studie festgestellt, dass eine Gruppen- Verhaltenstherapie funktionelle akute und chronische Rückenschmerzen bessert.
Wissenschaftler der englischen Universitäten Warwick und Oxford haben in einer Studie festgestellt, dass eine Gruppen- Verhaltenstherapie funktionelle akute und chronische Rückenschmerzen bessert. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse nun im Fachjournal „The Lancet“. Demnach nahmen sie die Daten von rund 600 Patient/innen. Sie bekamen sie aus über 50 Praxen von Allgemeinmedizinern aus fast ganz England. Die Teilnehmer/innen der Studie bekamen zuerst eine anderthalbstündige individuelle Beratung. Darauf folgten sechsmal (auch anderthalbstündige) Gruppen- Verhaltenssitzungen. Zwölf Monate später bekamen die TeilnehmerInnen zwei Fragebögen zu ihren Rückenschmerzen. Beim Auswerten stellte sich heraus, dass sich bei 60 Prozent die Rückenschmerzen dauerhaft gebssert hatten. In einer Kontrollgruppe der Studie waren es nur 31 Prozent.
Nach den Wissenschaftlern um Professor Sarah Lamb, wäre diese Form der Therapie eine kostengünstige und effektive Alternative zu vorhandenen Behandlungen wie der Physiotherapie.
Sie führen die Effektivität der kognitiven Verhaltenstherapie auf einen Schaden an den Bandscheiben zurück. Dies sind Scheiben zwischen den Wirbelkörpern unserer Wirbelsäule. Sie besitzen einen Gallertkern und federn Stöße ab und ermöglichen einen bestimmten Bewegungsradius. Wenn der äussere Ring der Bandscheibe reisst, so kann Material austreten und auf umgebende Strukturen, wie beispielsweise Nerven drücken. Dieses weit verbreitete Beschwerdebild scheint sich in den Köpfen vieler Menschen als eine Art „Horrorszenario“ etabliert zu haben. So reagieren viele Menschen mit Rückenschmerzen eventuell dadurch mit einer Schonhaltung und schonen sich körperlich. Das Bewusstwerden dieser Mechanismen, verbunden mit einer Zunahme erneuter körperlicher Betätigung, galt als Ziel der Gesprächstherapie. Untermauert werden diese Ergebnisse auch durch Erkenntnisse, dass Bandscheibenvorfälle häufig asymptomatisch verlaufen können.
Beschwerden des unteren Rückens („Low back pain“ LBP) sind gerade in den westlichen Industriestaaten ein zunehmendes Problem. Sie sind für eine Vielzahl an Krankschreibungen und Arbeitsunfähigkeiten verantwortlich und verursachen immer höhere Kosten in den Gesundheitssystemen. Auch andere neuartige Behandlungsansätze wie das Fasziendistorsionsmodell (FDM), setzen auf eine verstärkte Bewusstwerdung der Beschwerden, gekoppelt mit einem Mehr Bewegung und Vertrauen in die Eigenwahrnehmung.
Es steht zu hoffen, dass durch mehr Studien in diesem Bereich die Entwicklung und Verbreitung kosteneffektiver Therapiemöglichkeiten gefördert wird und mehr PatientInnen zugänglich gemacht wird. (Thorsten Fischer, Heilpraktiker Osteopathie, 27.02.2010)
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