Geschönte Studien der Pharmaindustrie? Werden unerwünschte Studien oftmals verheimlicht, damit die Verkaufszahlen von Arzneimitteln nicht einbrechen?
(23.05.2010) Es liegt in der Sache der Natur, eine adäquate Gesundheitsforschung passt kaum mit Wirtschaftsinteressen der Konzerne zusammen. Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) heraus gefunden hat, wurden oftmals Studienergebnisse nicht veröffentlicht. Diese gefährliche Geheimhaltung von Studien hat bereits vermutlich zehntausende Menschen das Leben gekostet, wie das IQWiG in der Fachzeitschrift "Trial" sagt.
Das Verschweigen von unerwünschten Studien ist keine Einzelfallbeschreibung eines Pharmaunternehmens, sondern laut IQWiG sehr weit verbreitet. "Die Sammlung liest sich wie ein Skizzenbuch zu einer Krimiserie", so die Wissenschaftler des Instituts. Laut IQWiG seien allein in den USA von 90 zugelassenen Arzneien 900 Studien erstellt worden. Nach fünf Jahren der Zulassung der Medikamente wurden dennoch 60 Prozent der Studienergebnisse nicht veröffentlicht. Weil diese sich sonst negativ auf die Verkaufszahlen der Arzneien ausgewirkt hätten? Zudem schrecken die Arzneimittelkonzerne nicht davor zurück, im Nachhinein Studien umzuschreiben, um diese in einem positiveren Licht erscheinen zu lassen. "Dadurch werden Studienergebnisse oft positiver dargestellt, als sie eigentlich sind", sagte Beate Wieseler vom IQWiG gegenüber der Berliner Zeitung "taz".
Man könnte also in diesem Zusammenhang von einer menschenverachtenden Manipulation sprechen. Denn mit den teilweise schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen müssen die Patienten leben. Unveröffentlichte Studien und im Nachhinein manipulierte Studienergebnisse können zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen. "Das hat zur Folge, dass Ärzte und Patienten Therapien einsetzen, die in Wahrheit nutzlos oder sogar schädlich sind" so das IQWiG. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass beispielsweise in 80er Jahren Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen zehntausenden Menschen das Leben gekostet hat, weil Studienergebnisse mit Hinweisen auf schwerwiegende Nebenwirkungen nicht veröffentlicht wurden.
Aufgrund der Tatsache, dass bis heute Studienergebnisse geheim gehalten werden, fordert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) gesetzliche Regelungen, damit alle Ergebnisse vollständig und zeitnah veröffentlicht werden. Appelle an die Unternehmen und freiwillige Lösungen konnten bis heute das Problem offensichtlich nicht beheben. Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen
für Patienten untersucht. Auftraggeber für Untersuchungen sind ausschließlich der Gemeinsame Bundesausschuss sowie das Bundesgesundheitsministerium. (sb)
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