Lange Fehlzeiten am Arbeitsplatz durch Psychische Erkrankungen. Leistungsdruck und Stress lassen die Krankheitstage noch oben schnellen.
(10.07.2010) Laut einer aktuellen AOK-Studie nehmen Psychische Erkrankungen in Deutschland kontinuierlich zu. Durch seelische Leiden verursachen Arbeitnehmer die längsten Fehlzeiten. Psychische Krankheiten rangieren mittlerweile auf Platz 4 unter den häufigsten krankheitsbedingten Ausfallzeiten am Arbeitsplatz.
Leistungsdruck, gestiegene Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt und permanenter Stress, das dürften die Ursachen für einen Anstieg der Fehlzeiten am Arbeitsplatz aufgrund psychischer Erkrankungen sein. Laut dem aktuellen 491 Seiten starken "Fehlzeiten-Report 2010" des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido), fehlen in Deutschland immer häufiger Arbeitnehmer am Arbeitsplatz, weil sie unter seelischen Erkrankungen leiden. Für die Studie wurden die Daten aus 2009 von insgesamt 9,7 Millionen AOK-Versicherte ausgewertet. Für die wissenschaftliche Unterstützung der Auswertung half die Universität Bielefeld. Auch die Techniker Krankenkasse veröffentlichte unlängst einen Fehlzeiten-Report. Dort war sogar zu entnehmen, dass die Anzahl der Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigungen bedingt durch Psychische Erkrankungen um fast 40 Prozent gestiegen sind.
Häufigste Ursache für Krankheitsbedingte Fehltage am Arbeitsplatz sind noch immer Erkrankungen des Skeletts und der Wirbelsäule (z.B. Rückenschmerzen), rund 23 Prozent der Arbeitnehmer ließen sich deshalb krank schreiben. Auf Platz vier folgen so gleich die Psychischen Krankheiten mit einem Anteil von 8,6 Prozent. Damit liegen seelische Erkrankungen wie Depressionen oder Burn Out noch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Verdauungsbeschwerden wie Durchfall und Übelkeit und Erbrechen.
Obwohl Psychische Leiden auf der AOK-Skala auf Platz Vier rangieren, ist das Ausmaß weit aus größer, als vermutet. Denn Patienten mit einer Psychischen Erkrankung sind weit aus länger krank geschrieben, als bei anderen Krankheiten. So erläutert einer der Mitherausgeber des Reports: "Bei einer Atemwegserkrankung fehlt ein Beschäftigter im Schnitt 6,5 Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es fast 23 Tage". Zudem sind Psychische Krankheiten schon jetzt die häufigste Ursache für eine Frühverrentung. Vor drei Jahren war es noch die dritt häufigste Ursache für eine vorzeitige Verrentung.
Experten suchen nun nach Erklärungsmuster für das Anschnellen psychischer Erkrankungen. Wolfgang Panter, Präsident des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte vermutet gegenüber der Südwest-Presse, dass heutzutage viel mehr Menschen offener mit seelischen Leiden umgehen. Die Vermutung ist nicht ganz falsch, da beispielsweise auch Männer immer häufiger sich offen zu Erkrankungen wie Depressionen bekennen. Es gibt jedoch bei Erkrankungen immer zwei Aspekte: "Zum einen die Arbeitssituation und zum anderen geht es darum, wie der Einzelne damit umgeht", Wolfgang Panter Autor des Reports.
Die Fehlzeiten sind trotz oder wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise angestiegen. Im Jahr 2008 lag die Quote noch bei 4,6 Prozent, im Jahr 2009 lag der Anteil der krankheitsbedingten Ausfälle bei 4,8 Prozent. Laut Report waren Arbeitnehmer im letzten Jahr im Durchschnitt 17,3 Tage krank bzw. krank geschrieben. Bislang war in Krisenzeiten der Krankheitsstand gesunken, weil viele Angst haben, den Arbeitsplatz zu verlieren. Doch für 2009 sollte dies nicht gelten.
Doch Stress am Arbeitsplatz kann sich nicht nur auf das Gemüt niederschlagen. So brachte eine Langzeitstudie zu Tage, dass Stress im Job zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Diese Zusammenhänge werden allerdings in dem AOK-Report nicht mit aufgeführt. Um übermäßigen Stress zu vermeiden, helfen schon mehrere kleinere Pausen, um einer Erschöpfung entgegen zu treten. Auch das gesunde Schlafen kann helfen, Stress abzubauen und damit krankheitsbedingte Ausfälle zu vermeiden. (sb)
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