Der überwiegende Anteil der getesteten Kinderspielzeuge ist mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen belastet. Das berichtet eine Studie der Stiftung Warentest. Wie die Stiftung berichtet, waren bei einer Untersuchung über 80 Prozent der getesteten Spielzeuge mit Schadstoffen belastet.
Eltern achten zumeist sehr darauf, woher das Kinderspielzeug entstammt. Viele gehen davon aus, dass vor allem Spielzeug und Kinderprodukte aus den asiatischen Ländern mit Schadstoffen belastet ist. Doch wie eine Studie der Stiftung Warentest heraus fand, sind auch Produkte von deutschen Markenherstellern betroffen. Bei der Untersuchung testete die Stiftung Warentest 50 Spielzeuge.
Das Ergebnis lässt schlimmes erahnen: Über 80 Prozent der Spielzeuge waren mit gesundheitsgefährdenden Stoffen belastet. Zwei Drittel der Produkte waren sogar stark bis sehr stark mit den belastenden Stoffen verseucht. Bei fünf der untersuchten Kinderspielzeuge lösten sich sogar die Einzelteile ab. Hier besteht eine große Gefahr vor allem für Kleinkinder, die dann die Einzelteile verschlucken und sich unter Umständen vergiften. Gerade Kleinkinder sollten doch besonders geschützt werden. Ihr nun junger Organismus reagiert auf Schadstoffe empfindlicher als der eines Erwachsenen. Trotzdem sind 42 der 50 Spielzeuge belastet, zwei Drittel sogar stark oder sehr stark – egal ob Teddy von Steiff, Prinzessin von Fisher Price, Brio-Eisenbahn oder Pittiplatsch wie die Stiftung heute berichtet.
Herkunftsland spielte keine Rolle: Alle Spielwaren waren gleichermaßen betroffen
Wirklich erschreckend ist auch der Hinweis der Prüfer, dass das Herstellerland der Kinderprodukte bei der Qualität keine Rolle spielt und auf offizielle Prüfsiegel wenig bis kein Verlass ist. Wie die Stiftung Warentest weiter mitteilte, hätten Kinderspielwaren-Erzeuger wie Brio, Eichhorn, Fisher Price, Sigikid oder Steiff den Schadstofftest nicht bestanden.
Holzspielzeug genauso belastet wie Plastikwaren
Viele Eltern sind in der Annahme, dass vor allem Plastikspielzeug belastet sind, dazu übergegangen, ihren Kinder Holzspielzeug zu kaufen. Doch nicht etwa die Plastik-Hubschrauber oder Plastik Männchen sind stark mit Schadstoffen belastet, sondern gerade das Holzspielzeug: Keines der 15 Holzspielzeuge war auch nur annähernd frei von Schadstoffen. So fanden die Tester allein in der Eisenbahn von Brio Flammschutzmittel, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Nickel. Die Puzzle von kik und Selecta enthielten viel Formaldehyd. Es kann aus dem Sperrholzkleber ausdünsten und möglicherweise Krebs erzeugen. Anders als erwartet schneidet Plastikspielzeug am besten ab: 6 der 10 Plastik-Spielsachen sind nicht belastet. Das schafften sonst nur die Hello-Kitty-Figur und Curly Girly von sigikid.
Welche Schadstoffe wurden im Kinderspielzeug gefunden?
Die Prüfer fanden in den Spielzeugen vor allem Weichmacher, Formaldehyd, Schwermetalle, zinnorganische Verbindungen und sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Einige Stoffe stehen unter dem Verdacht, Krebserkrankungen sowie Allergien auszulösen. Eltern sollten auf jeden Fall beunruhigt über die Ergebnisse sein, wie Hubert Primus der Stiftung Warentest sagte. Die Ergebnisse seien erschreckend und sollten Eltern beunruhigen.
Gesetzliche Regelungen in den Prüfverfahren zu ungenau
Doch wie kann es dazu kommen, dass offiziell geprüfte Spielsachen dennoch Schadstoffe enthalten? Das liegt vor allem daran, dass nicht alle Stoffe gesetzlich geregelt sind. Die derzeitigen gesetzlichen Vorschriften sind nach Ansicht der Tester oft zu ungenau, denn diese beziehen nicht mit ein, für welches Alter das Spielzeug angeboten wird. Aus diesem Grund hat die Stiftung in vielen Fällen deutlich strenger die Inhaltsstoffe bewertet. So auch bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK. Da die Wirkungsweisen und die gesundheitlichen Folgen vieler PAK-Stoffe noch unbekannt sind, sollte der Stiff weitest gehend begrenzt werden.
Die Spielzeugrichtlinie muss dringend angepasst werden
Die Spielzeugrichtlinie will jedoch einen anderen Weg gehen. Ab 2013 will sie bis zu 1 000 Milligramm PAK pro Kilogramm Spielzeug zulassen, für das krebserzeugende Benzopyren 100 Milligramm. Doch die Stiftung warnt vor solchen viel zu hoch angesetzten Grenzwerten. Hier sollte der Gesetzgeber schnell nachbessern. Denn der noch nicht voll ausgebildete und noch sehr anfällige Organismus von Kindern könnte einen gesundheitlichen Schaden nehmen.
Was können Eltern tun?
Weil die gesetzlichen Bestimmungen anscheinend nicht ausreichen, sollten Eltern aus der Sicht der Naturheilkunde vor allem auf Spielwaren setzen, die ein Bio Siegel tragen. Solche Spielwaren sind in speziellen Bio-Geschäften und in einigen großen Spielwaren Märkte zu kaufen. Der Nachteil dieser Spielzeuge ist der zum Teil sehr hohe Verkaufspreis. Eine andere Alternative bietet die Natur selbst. Beispielsweise aus Eicheln, Stöcker, Blätter und Kastanien lassen sich mit dem Kind gemeinsam tolle selbst kreierte Spielzeuge herstellen. Das positive daran: Die selbst gebauten Spielwaren lassen der Kreativität freien Lauf und sind nicht mit chemischen Schadstoffen belastet. (sb, 21.10.2010)
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Bild: sabine koriath / pixelio.de
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