Hotline zur Husten-Diagnose ist wieder freigeschaltet
20.11.2011
Der Silometer ermöglicht eine automatisierte Husten-Diagnose per Telefon. Gestützt auf modernste Technologie können beim Anruf die verschiedenen Formen des Hustens identifiziert werden. Ab sofort ist der Silometer wieder für alle Husten-Patienten zu erreichen.
Wie bereits im vergangenen Jahr ist auch in diesem Winter das Husten-Telefon zu erreichen und bietet eine erste Einschätzung möglicher Beschwerden. Der vom Fraunhofer Institut entwickelte sogenannte Silometer erfasst die Geräusche des Hustens, analysiert diese und gibt den Anrufern Auskunft über mögliche Erkrankungen. Lässt sich der Husten keiner bestimmten Erkrankung zuordnen, lautet die Ansage: „Ihren Husten konnten wir leider nicht eindeutig identifizieren, lassen Sie sich von einem Arzt oder Apotheker beraten.“
Da im Winter deutlich mehr Menschen unter Husten leiden, ist der Bedarf nach einer kurzfristigen Ersteinschätzung des Hustens während der kalten Jahreszeit besonders hoch. Zu diesem Zweck hat das Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) den Silometer entwickelt, der mit Hilfe einer speziellen Software die unterschiedlichen Formen des Hustens in Echtzeit identifizieren kann. Über zwei Jahre hat die Oldenburger Projektgruppe Hör-, Sprach und Audiotechnologie des IDMT im Auftrag des Pharmakonzerns „Boehringer Ingelheim“ an dem System gearbeitet, bevor der Silometer im vergangenen Jahr erstmals telefonisch erreichbar war. Die Anrufer werden aufgefordert in den Telefonhörer zu husten und erhalten anschließend auf Basis der akustischen Merkmale eine erste Einschätzung der zu Grunde liegenden Erkrankung. Den Entwicklern zufolge liefert das System dabei in rund 80 Prozent eine richtige Einschätzung. Für die Betroffenen bietet ein solche Erstdiagnose deutliche Vorteile, da die Behandlung des Hustens entsprechend den Ursachen äußerst unterschiedliche medizinische Maßnahmen erfordert. Für den Bedarf nach dem Silometer sprechen die Anruferzahlen aus dem Winter 2010/2011. Hier hatten am Ende täglich über 200 Personen das Husten-Telefon angerufen. Insgesamt wählten mehr als 30.000 Anrufer die Nummer des Silometers. Angesichts des Erfolges hat das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie am Donnerstag das Freischalten des Silometers auch für diese Wintersaison gemeldet.
Da Husten als Symptom bei verschiedensten Krankheiten auftritt, ist es für die Betroffenen besonders wichtig, die Ursachen ihrer Beschwerden zu kennen. Dabei gehe vor allem im Winter und Herbst ein Großteil des Hustens auf das Konto von Erkältungen und grippalen Infekten, erläuterte Stefan Goetze, Verantwortlicher des Fraunhofer-Instituts für die Husten-Hotline. Husten ist in der Regel Ausdruck des Selbstreinigungsprozesses der Atemwege, bei dem mögliche Verunreinigungen mitsamt dem Sekret durch gezielte Hustenstöße abgehustet werden. Als solches ist der Husten eher hilfreich. Der sogenannte Reizhusten ist laut Aussage der Experten hingegen anders zu bewerten und sollte als Anlass für medizinische Gegenmaßnahmen sein. Auch könne ein chronischer Hustreiz wie zum Beispiel beim Raucherhusten Ausdruck für eine Überforderung des Selbstreinigungsprozesses der Lunge sein, wobei die gesundheitlichen Risiken in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen sind. Das Husten-Telefon bietet hier die Möglichkeit unkompliziert und zeitnah eine erste Einschätzung des Hustens zu erhalten, wobei die Hotline selbstverständlich den Arztbesuch nicht ersetzen kann.
In das Telefon husten
Das Prinzip der Husten-Telefons ist relativ einfach. Beim Anruf erläutert ein sympathische Frauenstimme vorerst einige grundlegende Dinge wie, dass eine vollständige und eindeutige Diagnose per Telefon ausgeschlossen ist, welche Diagnosemöglichkeiten der Silometer bietet und dass ein Telefonat keinesfalls den Gang zum Arzt oder Apotheker ersetzen kann. Anschließend werden die Anrufer dazu aufgefordert, aus einem Abstand von 30 Zentimetern mehrfach in den Telefonhörer zu husten. Die Hustengeräusche werden mit Hilfe einer speziellen Software in Echtzeit analysiert und auf bestimmte eindeutige Merkmale hin überprüft. „Wir haben einen PC mit dem Telefonservice verbunden, auf dem ein Erkennungsprogramm installiert ist“, erläuterte Stefan Goetze das Verfahren. Die Forscher hatten bei Entwicklung des Silometers zwei Jahre die typischen akustischen Hustenmerkmale aufgezeichnet und untersucht, so dass die Software auf diese zurückgreifen und den Husten bestimmten Erkrankungen zuordnen kann. „Auf diese Weise erhalten die Anrufer eine erste Information darüber, um welche Hustenart es sich wahrscheinlich handelt“, erklärte Goetze. Das Ergebnis wird den Anrufern wieder von der freundlichen Dame am Telefon mitgeteilt. Sie informiert die Husten-Patienten darüber, ob sie unter Erkältungs- oder Reizhusten leiden, der Husten produktiv oder nicht eindeutig klassifizierbar ist. Außerdem wird auch am Ende des Telefonats noch einmal ausdrücklich darauf verwiesen, dass die Hotline kein Ersatz zum Arztbesuch oder Apothekergespräch ist. Noch bis zum März 2012 können Interessierte das Husten-Telefon gebührenfrei unter der Telefonnummer 0800 0007178 erreichen, um schnell und unkompliziert zu einer ersten Einschätzung ihrer Symptome zu gelangen.
Husten-Telefon kann Arztbesuch nicht ablösen
Obwohl bei der Husten-Hotline stets darauf hingewiesen wird, dass ein Telefonat niemals den Arztbesuch ersetzen kann, beurteilen zahlreiche Mediziner das Husten-Telefon eher kritisch. So erklärte im letzten Jahr der Vorsitzende des Hausärzteverbandes in Niedersachsens, Dr. med. Heinz Jarmatz, er „halte das Hustentelefon für eher problematisch, da die Hustencharakteristik zu sehr von verschiedenen Faktoren wie Alter, Gewicht, Geschlecht abhängt und sich entsprechend ständig ändert.“ Auch würden die Anrufer durch ein solches Telefonangebot zur Eigendiagnostik verführt, was mitunter problematisch werden könne. Zudem ist zu beachten, dass Husten ein natürlicher Vorgang ist, der die Atemwege von Reizstoffen, Schadstoffen und Fremdkörpern befreit. Tritt der Husten jedoch regelmäßig beziehungsweise über einen längeren Zeitraum auf ist dringend professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, nicht zuletzt um schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen. Viele Formen des Hustens können auch mit naturheilkundlichen Methoden behandelt werden, wobei im Rahmen auch die Stärkung der körpereigenen Abwehr im Fokus steht. Hier kommen verschiedene Naturheilverfahren wie zum Beispiel die Darmsanierung, Ausleitungsverfahren oder Ernährungs- und Ordnungstherapien zum Einsatz. Abhängig von den Ursachen können auch Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), Akupunktur, Bioresonanz-Therapien und Homöopathie hilfreich sein. (fp)
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Bild: Grey59 / pixelio.de
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.