Gesundheitsfond: Nur wer krank ist, bringt Geld!
Der von der großen Koalition eingeführte Gesundheitsfonds offenbart nun seine Schwächen, Versicherte werden zu Kranken gemacht, um mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds zu bekommen. Ursprünglich wurde der Gesundheitsfond von der Großen Koalition eingerichtet, um einen fairen Wettbewerb unter den Krankenkassen zu garantieren. So wird für jeden Patienten eine Pauschale aus dem Gesundheitsfond gezahlt, zusätzlich gibt es für 80 ausgewählte Krankheiten Extrazuschüsse. Darunter fallen akute wie eine Lungenentzündung oder chronische Leiden wie Diabetes. Auffallend ist in diesem Zusammenhang der dramatische Anstieg der Krankheiten, die von CDU und SPD auf die Liste gesetzt wurden.
Nun wird in der Arztpraxis nicht mehr auf das Budget geguckt, sondern danach, welche Krankheit das meiste Geld erbringt. Nach diesem Leitsatz wird nun diagnostiziert und verordnet. Laut Spiegel Online sollen die Krankenkassen die Ärzte gezielt angesprochen und um eine möglichst gewinnbringende Diagnose gebeten haben. Als Gegenleistung soll den Ärzten ein höheres Honorar gezahlt worden sein. Anscheinend arbeiten Krankenkassen und Ärzte Hand in Hand, um möglichst viel Geld aus dem Gesundheitsfonds abgreifen zu können. Ein Nebeneffekt dieser Praxis ist, dass der Anteil der Kranken in Deutschland rasant angestiegen ist. Wer bei diesem Spiel nicht mit macht, steht als Verlierer da: Das Geld bekommen die Krankenkassen, die wissen mit welchen Krankheiten sich das meiste Geld verdienen lässt. Optimal sind dann solche Krankheiten, die hohe Zuschüsse aus dem Gesundheitsfonds erbringen, bei denen die Behandlungskosten jedoch niedrig sind. Wolfram Richter, einer der Väter des Gesundheitsfonds, bezeichnet dieses Vorgehen in einem Interview mit tagesschau.de als ein Anfangsproblem. Laut Richter wird das Bundesversicherungsamt genau hinschauen und gegen entsprechendes Verhalten vorgehen. Doch auch hier bestehen Zweifel daran, dass das Bundesversicherungsamt in der Lage sein wird, die Abrechnungspraktiken der Ärzte zu kontrollieren. Ein Arzt muss beispielsweise bei einer Diagnose nur das „V“ für Verdachtsdiagnose weglassen und aus einem wahrscheinlich Gesunden wir ein Kranker, für den die Krankenkasse das Geld bekommt.
Ein Vorteil des Gesundheitsfonds ist sicherlich, dass man nun Geld erwirtschaften kann, wenn die Versicherten krank sind. Bisher zahlte sich allein die Gesundheit der Versicherten für die Krankenkassen aus. Aber noch nie wurde im Gesundheitswesen so viel Geld ausgegeben wie im Jahr 2009, ca. 170 Milliarden Euro wird der Gesundheitsfonds dieses Jahr ausschütten. Das sind fast 10 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Ist das Geld im Gesundheitsfonds verbraucht, können die Krankenkassen auf ihre Mitglieder zurückgreifen und von ihnen Zusatzbeiträge verlangen.
Laut Richter wird es langfristig darauf hinauslaufen, dass jeder Deutsche grundsätzlich zwei Versicherungen hat: Eine Basisversicherung, die alles medizinisch Notwendige abdeckt und die über den Gesundheitsfonds solidarisch finanziert wird, wobei die Kassen über Zusatzbeiträge und Boni konkurrieren. Die meisten Bürger werden aber eine Zusatzversicherung abschließen. Die Frage die sich nun stellt, wer definiert was medizinisch notwendig ist? Und wieso geht Herr Richter davon aus, dass zwei Versicherungen notwendig sein werden, wenn doch das Notwendige abgedeckt sein soll?
Es bleibt zu hoffen, dass die politisch Verantwortlichen ein System der Abrechnung und Finanzierung finden werden, in dem es möglich ist, jeden Menschen nach seinen Bedürfnissen medizinisch versorgen zu können. (sb)
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