Problemzone Hüftspeck: Hüftspeck kann nicht gezielt abtrainiert werden
21.12.2010
Insbesondere Frauen klagen häufig über den Schönheitsmakel Hüftspeck. Obwohl die Fettablagerungen an der Hüfte aus gesundheitlicher Sicht weit weniger gefährlich sind als beispielsweise Bauchfett, werden sie von vielen Frauen als besonders störend empfunden. Zudem zeigt sich der Hüftspeck besonders trainingsresistent, so dass ein wenig Sport zur Bekämpfung der überschüssigen Pfunde nicht ausreicht.
Kein gezieltes Training gegen Hüftspeck möglich
Auch Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln verwies aktuell darauf, dass der Hüftspeck sich nicht ohne weiteres durch Sport beheben lasse. „Es gibt leider überhaupt kein gezieltes Training, mit dem man den Speck von der Hüfte wegtrainieren kann“, erklärte der Fachmann. Das gelte auch für die häufig zur Bekämpfung von Hüftspeck empfohlenen Sit-Ups. „Das allein löst das Problem nicht“, betonte Froböse. Nur ein umfassendes allgemeines Muskeltraining mit Bauchmuskeltraining, Kniebeugen, Liegestützen und Rückentraining, könne helfen, erläuterte der Sportwissenschaftler. Denn so werde insgesamt Muskelmasse aufgebaut und der Energiebedarf des Körper steigt. Bei gleicher Kalorienzufuhr werde die Energie durch die Muskulatur verbraucht anstatt als Fett auf den Hüften abgelagert, erläuterte der Fachmann. „Wer seine Muskelmasse aufbaut, erhöht seinen Grundumsatz und kann auch in Ruhestellung mehr Fett verbrennen“, betonte Froböse. Als Grundumsatz wird dabei der Energiebedarf des Körpers bei Ruhe bezeichnet, der nach Aussage des Experten immerhin 70 bis 80 Prozent des gesamten Stoffwechsels ausmacht. So verbrauche der Körper selbst beim Liegen auf der Couch Energie und dieser Energieverbrauch steige mit zunehmender Muskelmasse, erläuterte Froböse.
Allgemeiner Muskelaufbau als Weg zur Bekämpfung der Fettpolster
Für Personen, die ihren Hüftspeck erfolgreich bekämpfen wollen, sei daher „das Wichtigste (…), am Grundumsatz zu drehen und ihn zu erhöhen“, empfiehlt der Sportwissenschaftler. Die reduzierte Kalorienzufuhr im Zuge einer Diät sei hier der falsche Weg, betonte Froböse. Denn bei einer Diät mit 1.000 Kilokalorien fahre der Körper den Stoffwechsel herunter, um Energie zu sparen. Dies führe zu einer Reduzierung des erwähnten Grundumsatz und am Hüftspeck bzw. dem Gewicht der Betroffenen ändere sich rein gar nichts, so die Aussage des Experten. Es drohe gar der gefürchtete Jojo-Effekt, da der Grundumsatz sich im Zuge der Diät erheblich verringere und im Anschluss bei normale Nahrungsaufnahme nicht mehr die gleiche Energiemenge verbrenne. Daher werden Menschen, die sich nach einer Diät wieder wie gewohnt ernähren, oft dicker als jemals zuvor, erklärte Froböse. „Erst wenn ich den Körper dauerhaft dazu bringe, mehr Energie zu verbrennen, als aufzunehmen, dann geht er an seine Reserven“, so die weiteren Ausführungen des Spezialisten.
Bei Diäten droht der Jojo-Effekt
Um den Jojo-Effekt nach einer Diät zu vermeiden, empfiehlt Froböse: „Je nach Körpergewicht sollte man zwischen circa 1600 und 2200 Kilokalorien durch Nahrung zu sich nehmen“ und gleichzeitig mit einer Kombination aus Ausdauertraining und Muskeltraining gegen die hartnäckigen Fettpolster des Hüftspeck angehen. Muskelaufbau sei dabei unerlässlich, um den Grundumsatz des Körper zu steigern, so der Fachmann weiter. Daher sollten die Betroffenen drei- bis viermal pro Woche 30 bis 45 Minuten Sport machen, wobei jeden zweiten Tag mindestens zehn Minuten Muskeltraining wie beispielsweise Liegestütze, Sit-Ups, Rückentraining oder Kniebeugen durchgeführt werden sollten, erklärte Prof. Froböse.
Hüftspeck insbesondere bei Frauen verbreitet
Dass insbesondere Frauen zu Fettablagerungen an den Hüften tendieren, ist nach Aussage von Prof. Froböse auf die Stammes- und Entwicklungsgeschichte des Menschen zurückzuführen. „Wir haben noch immer die Körper von Steinzeitmenschen, die Notzeiten überdauern mussten. Deshalb ist der Körper darauf erpicht, durch Nahrung gelieferte Energie lange festzuhalten“, so die Erklärung des Fachmanns. Dies geschehe indem die Energie in Form von Fett an bestimmten Stellen des Körpers eingelagert werde. Dass die entsprechenden Depots zur Fettablagerung bei den Frauen eher an der Hüfte als am Bauch liegen, sei dabei evolutionär bedingt, denn Fett im Bauchraum sei bei einer Schwangerschaft eher ungünstig, erklärte der Fachmann. So sei Hüftspeck von jeher eine typisch weibliches Phänomen und die heute von Frauen oftmals als Problemzone angesehenen Fettpolster dienten eigentlich der Bildung nützlicher Energiereserven. (fp)
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Bild: Dieter Schütz/ Pixelio.de
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