Immer mehr junge Menschen leiden an Depressionen.
(27.06.2010) Von Depressionen sind längst nicht nur Erwachsene betroffen. Nach Angaben der Ludwig- Maximilians-Universität erkranken immer mehr Jugendliche an einer Depression.
Immer mehr Jugendliche leiden unter Depressionen. Laut Jugendforscher Heiner Keupp der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität hätte die Anzahl der depressiven Jugendlichen in den letzten Jahren rasant zugenommen. Vor allem seien junge Menschen aus Einkommensschwachen Familien sowie Jugendliche mit Migrationshintergrund betroffen. So sagte Keupp: "Es ist bemerkenswert, dass wir inzwischen einen deutlichen Zuwachs bei jungen Erwachsenen und Jugendlichen haben". Bislang waren vor allem ältere Menschen oder Patienten mit einer chronischen Krankheit betroffen. Jugendliche mit Depressionen werden nicht oder kaum wahrgenommen. Es sei denn, so der Jugendforscher, sie unternehmen einen Suizid-Versuch. "Dann sind wir wieder total erschüttert und überrascht", so der Forscher gegenüber der dpa.
Laut dem offiziellen Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung, leiden rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland an psychischen oder körperlichen Krankheiten. Nach Ansicht des Wissenschaftler Keupp treten Depressionen übermäßig häufig an Einkommensschwachen oder Einwanderfamilien auf. Viele Jugendliche machen die Erfahrung aufgrund der Armut oder der ethnischen Herkunft nicht zur Gesellschaft zu gehören. Viele führe dieses Gefühl ins eigene Schneckenhaus.
Früher wurde das depressive Syndrom eher bei Mädchen diagnostiziert. "Inzwischen haben die Jungs bei den psychosozialen Problemen die Mädchen eingeholt", sagte Keupp während einer Veranstaltung der SPD. Viele Jungs seien "orientierungslos", weil sich immer mehr Mädchen Freiräume erkämpft haben. Oftmals finden sich männliche Jugendliche aufgrund fortschrittlicher Rollenbilder nicht mehr zurecht. Es baut sich ein Gegensatz zwischen Anspruch und Realität auf. Zudem überfordere die Gesellschaft mit hohen Erwartungen die jungen Menschen, das "führt dazu, dass mehr Kinder und Jugendliche mit dem Druck nicht fertig werden". so der Vorsitzende der Sachverständigenkommission des jüngsten Kinder- und Jugendberichts. Die Jugendlichen fühlen sich allein gelassen und sehen sich mit immer größeren Anforderungen konfrontiert. Die jungen Menschen fühlen sich zunehmens erschöpft, eine Depression ist dann nicht mehr weit. (sb)
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