Gesundheit: Lebensmittelampel: Zu viele dicke Kinder?
Der Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam und Tagungspräsident der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Prof. Dr. med. Michael Radke, hat gegenüber der Nachrichtenagentur dpa von einer erschreckenden Zunahme der Kinderfettleibigkeit gesprochen und sich nochmals für die Einführung einer Lebensmittelampel ausgesprochen.
Nach Radkes Aussagen soll die Fettleibigkeit in Deutschland mittlerweile bei 15 Prozent liegen und damit in der Europäischen Union (EU) den vordersten Rang belegen. Er warnt gleichzeitig zum Beginn des größten Kinder- und Jugendärztekongress in Potsdam mit 3000 Teilnehmern aus dem In- und Ausland, vor us- amerikanischen Verhältnissen in Deutschland- denn seiner Ansicht nach sind zu viele Süßigkeiten, Fast-Food-Essen, Soft- Drinks und wenig Aktivitäten mit körperlicher Bewegung die Ursache.
Radke gilt als Spezialist für Ernährungsstörungen im Kindes- und Jugendalter und weist daraufhin, dass es im Zuge der Fettleibigkeit zu motorischen Störungen und Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 und psychischen Problemen kommen kann.
Als Lösung fordert er die Einführung einer Lebensmittelampel und von Schulessen und wirft gleichzeitig der Politik Versagen bei der praktischen Umsetzung vor. In der Schule sollten seiner Meinung nach das Angebot an Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken eingeschränkt werden.
Nach Medienberichten soll es eine Reihe von Kinderärzten, Eltern und Elternverbänden, sowie Kinder- und Jugendorgansisationen geben, die schon länger die Einführung der Lebensmittelampel fordern. Wissenschaftliche Erkenntnisse scheinen allerdings bisher keinen positiven Effekt dieser Lebensmittelkennzeichnung zu belegen. Eine vor 2 Jahren von dem Professor für Ernährungs- und Gesundheitspsychologie und Mitglied des Wissenschaftliches Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Joachim Westenhöfer durchgeführte Studie der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften zur Nährwertkennzeichnung konnte keine Veränderung des Essverhaltens durch die Kennzeichungen belegen.
Der Buchautor und Diplom- Ernährungswissenschaftler Uwe Knop geht in seinem Buch „Hunger und Lust“ sogar davon aus, dass eine verstandesgemäss geprägte Nahrungsaufnahme gerade im Kindesalter dazu führt, nicht mehr das für den Organismus angebrachte und von ihm geforderte Essen aufzunehmen. Die Verminderung des Körpergefühls könnte nach seinen Thesen eher zu späteren Essstörungen führen. (tf)
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