Männer häufiger betroffen von Gedächtnisschwäche
(07.09.2010) Alzheimer und Demenz sind die extremsten Formen der im Alter immer häufiger werdenden Gedächtnisprobleme. Aber auch leichte Gedächtnisschwächen nehmen mit dem Lebensalter zu. Jetzt haben amerikanische Forscher von der “Mayo Clinic – Alzheimer’s Disease Research Center” in Rochester herausgefunden, dass die geistige Leistungsfähigkeit bei Männern und Frauen im Alter sehr unterschiedlich stark schwindet. Männer sind demnach weit häufiger von leichten Beschwerden betroffen als Frauen.
Die Forscher haben im Rahmen ihrer Studie die geistige Leistungsfähigkeit von Männern und Frauen im Alter zwischen 70 bis 89 Jahren untersucht, wobei die rund 2.000 Senioren nicht nur Fragen zur eigenen Gesundheit beantworten sollten, sondern auch verschiedenen Denkaufgaben und Gedächtnistests unterzogen wurden. Das Ergebnis haben die Forscher jetzt in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Neurology” veröffentlicht. Demnach haben Männer im Schnitt häufiger mit leichter Gedächtnisschwäche zu kämpfen als Frauen, wobei die Gedächtnisprobleme als Hinweis auf einen mögliche spätere Alzheimer- oder Demenz-Erkrankung dienen können. So sind derartige Tests aus Sicht des Studienleiters Ronald Petersen auch außerordentlich wichtig für die Früherkennung späterer geistiger Beschwerden.
Im Rahmen der Studie wiesen 19 Prozent der männlichen Testpersonen und 14 Prozent der Frauen eine leichte geistige Beeinträchtigungen auf, wodurch sich ein eindeutiger geschlechtsspezifischer Zusammenhang ableiten lässt. Aus Sicht der Forscher ist es jedoch merkwürdig, dass der Anteil der Frauen bei den leichten Gedächtnisbeschwerden niedriger liegt. Denn aus den leichten geistigen Beschwerden kann später Alzheimer oder Demenz entstehen, wobei der Anteil betroffener Frauen hier jedoch entschieden höher liegt als der der Männer. So gehen Petersen und sein Team davon aus, dass ebenfalls geschlechtsspezifische Unterschiede beim Übergang der leichten Gedächtnisschwäche zu Alzheimer oder Demenz bestehen. Die Vermutung: bei Frauen entwickelt sich aus einer geringen Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit schneller eine ernsthafte Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten als bei Männern. 76 Prozent der Senioren wurden im Rahmen der Untersuchung als geistig gesund eingestuft, etwa 200 der 2.000 untersuchten Senioren litten bereits vor der Studie unter Demenz.
Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung war, dass nicht alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen von den Einschränkungen betroffen sind. So konnten die Forscher einen eindeutigen Zusammenhang mit dem Bildungsstand und der familiären Situation der Befragten ableiten Wer nie verheiratet war oder eine schlechtere Bildung genossen hat, leidet demnach weit häufiger am Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit. Nach Aussage von Ronald Petersen sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig, um die bisherigen Ergebnisse zu bestätigen und eventuell neue Therapiemöglichkeiten und Diagnoseverfahren zu entwickeln. Insbesondere aufgrund der steigenden Zahl der Erkrankungen besteht ihm zu Folge erheblicher Handlungsbedarf. Denn „wenn man die bereits dementen Personen und die mit den leichten mentalen Schwierigkeiten zusammenzählt, weisen insgesamt etwa 24 Prozent der Menschen über 70 Jahren einen Rückgang der geistigen Leistungskraft auf”, so der Experte. (sb)
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