Hoffnung bei durch Krebstumore zerstörter Luftröhre: Ärzte formten aus Haut und Knorpelmasse eine künstliche Luftröhre. Insgesamt fünf medizinische Eingriffe sind bereits gelungen.
01.12.2010
Patienten mit der seltenen Erkrankung Luftröhrenkrebs können in Zukunft auf chirurgische Hilfe hoffen. Französischen Ärzten ist es in der Vergangenheit gelungen, aus Haut und Knorpel eine neue Luftröhre zu formen. Aus dem neu zusammengesetzten Gewebe kann bei einer durch Tumore zerstörten Luftröhre eine neue wieder aufgebaut werden.
Insbesondere bei Luftröhrenkrebs standen bislang nur konventionelle Krebstherapien zur Verfügung. Diese umfassen eine Strahlentherapie, die Chirurgische Entfernung des Krebstumors, Chemotherapie. Bei einer zerstörten Luftröhre standen bislang keine ausreichenden Behandlungsmethoden außer dem Setzen von Trachea-Stents zur Verfügung. Nun haben französische Chirurgen aus Hautgewebe und Knorpel bei Krebspatienten eine neue Luftröhre geformt. Die Transplantate konnten dabei für den Wiederaufbau der Luftröhre verwendet werden. Das Ärzteteam um den Chirurgen Philippe Dartevelle und Frédéric Kolb stellten dem Wissenschaftspublikum die Ergebnisse der Studienarbeiten im Surgical Center Marie Lannelongue in Le Plessis Robinson vor. Bei der Vorstellung der Ergebnisse erläuterten die Fachärzte, dass die Transplantaten aus Körper-eigenem Hautgewebe des Patienten geformt wurden. Um eine Stabilität zu erreichen, wurde Knorpelmasse aus den Rippen entnommen. Aus beiden Gewebearten konnte in spezialisieren Verfahren eine künstliche Luftrohre geformt werden.
Erste Patienten bereits behandelt
In den letzten sechs Jahren wurden bereits sieben Patienten mit der neuartigen Methode behandelt. In der Mehrzahl der Fälle konnte eine erfolgreiche Behandlung erreicht werden. Fünf Patienten hatten die Operation gut überstanden, zwei Patienten starben allerdings Atemwegs-Infektionen.
Luftröhrenkrebs ist eine sehr seltene Krebserkrankung. Laut Angaben des statistischen Bundesamtes starben im Jahr 2006 rund 40.000 Menschen in Deutschland an Lungenkrebs. An Luftröhrenkrebs starben hingegen nur 40 Menschen. Die Luftröhre verbindet die äußeren Atmungsorgane, zu denen Nasenhöhle und der Rachenraum gehören, mit dem Bronchialsystem der Lunge. Die Röhre hat bei einem Erwachsenen eine Länge von 10 bis 12 cm. Der Mantel der Luftröhre wird durch einen 6 bis 20 hufeisenförmige hyaline Knorpel stabilisiert. So kann es nicht passieren, dass Menschen beim Einatmen nicht kollabieren.
In zahlreichen Behandlungsfeldern konnte bereits körpereigenes Gewebe erfolgreich verwendet werden, um z.B. verstümmelte Körperteile wie Nase oder Mund wieder herzurichten. Der Vorteil ist hierbei, dass der Körper eigenes Gewebe nicht ab stößt und es in den meisten Fällen zu keiner Immunreaktion kommt. Wann die Behandlungsmethode auch in Deutschland verfügbar ist, ist noch unklar. (sb)
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