Berliner Forscher haben eine neue Therapie entwickelt, die bei einer Erdnuss-Allergie helfen kann.
(19.08.2010) Wissenschaftler der Berliner Charité ist es anscheinend gelungen, eine geeignete Therapie gegen die Erdnussallergie zu entwickeln. Rund ein Prozent der Kinder in Deutschland leiden an einer Erdnuss-Allergie, Tendenz steigend. In den USA sollen nach Schätzungen rund 1,5 Millionen Menschen von einer Erdnuss-Allergie betroffen sein. Und sogar bis zu 100 Menschen sterben jährlich an den Folgen eines allergischen Schocks.
Die Erdnuss gilt als Hauptauslöser für Lebensmittelallergien. Das fatale für die betroffenen Patienten ist, dass sich in zahlreichen Fertig-Lebensmitteln immer wieder Spuren von Nüssen finden. Im Alltag müssen also die Betroffenen sehr genau die Verpackungshinweise lesen, um keinen Allergie-Schub zu riskieren. Oftmals sind die Nuss-Spuren nicht aufgeführt und Allergiker riskieren so eine ungewollte Aufnahme der Nüsse. Besonders gefährlich sind nach wie vor Frühstücks-Müsli und Cornflakes.
Wissenschaftlern der Berliner Charité ist es nun gelungen eine Immuntherapie bei Kindern mit Erdnussallergie zu entwickeln. Die Forschungsergebnisse wurden in der medizinischen Fachzeitschrift "Journal of Allergy and Clinical Immunology" veröffentlicht.
Das Team um Studienleiterin Dr. Kirsten Beyer von der Klinik entwickelte eine spezielle Immuntherapie bei Kindern mit Erdnussallergie. Insgesamt nahmen an dem Pilotprojekt 23 Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahre teil. Über mehrere Monate hinweg erhielten die Kinder minimale Erdnuss-Zusätze vermischt in der alltäglichen Nahrungsaufnahme. In dem ersten Zeitraum bekamen die Probanden zehn Milligramm Erdnüsse verabreicht. Haben die Kinder die Gabe vertragen, so wurde die Dosis unter ärztlicher Aufsicht über Monate hinweg auf 500 Milligramm erhöht. 500 Milligramm ist eine ganze Erdnuss.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen, über die Hälfte der Kinder (60 Prozent) konnten nach sieben Monaten desensibilisiert werden und entwickelten eine Toleranz gegenüber der angepeilten Erdnuss-Dosis. Seit dem essen die Kinder jeden Tag eine Erdnuss. "Wenn Allergiker eine kleine Menge Erdnüsse tolerieren können, sind sie wesentlich besser vor einem allergischen Schock bei versehentlichem Genuss geschützt", erklärt Dr. Blümchen.
Die Erdnuss-Allergie ist von allen Lebensmittelallergien am Gefährlichsten. Bislang waren eine Desensibilisierung, wie sie beispielsweise bei Heuschnupfen angewendet wird, nicht durchführbar. Denn schon kleinste Mengen des Erdnussprotein, die gespritzt werden mussten, konnten schwere allergische Reaktionen bei den Betroffenen auslösen. Eine allergische Reaktion auf Erdnüsse verursacht nicht nur Hautausschläge oder leichtes Asthma. Bei einem allergischen Schock fällt der Blutdruck gefährlich ab, die Luftwege werden eingeengt, so dass das Atmen für Patienten äußerst schwierig wird. Die Reaktion kann bis zum anaphylaktischen Schock führen, der auch tödlich enden kann. Patienten mit Erdnussallergien tragen deshalb meist eine injizierbare Form von „Epinephrin“ mit sich. Die Patienten müssen bei einem Schock sofort ein Krankenhaus aufsuchen, da der Wirkstoff „Epinephrin“ nur 20 Minuten die Atemwege weitet. (sb)
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Lizzy Tewordt / pixelio.de
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