Neurodermitis: Kinder sollten selbstständig mit der chronischen Krankheit umgehen
10.01.2011
Experten warnen davor, Kinder mit Neurodermitis zu stark „in Watte zu packen“, da dies dazu führe, dass die Krankheit das Leben der Betroffenen kontrolliere und nicht genug Raum für Hobbys und Freundschaften bleibe, erklärte Natalija Novak von der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Universität Bonn
Neurodermitis ist in den Industrieländern und hier vor allem bei Kinder relativ verbreitete. Nach Angaben des Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information leiden in Deutschland rund acht bis sechzehn Prozent der Kinder im Einschulungsalter an Neurodermitis (Atopisches Ekzem). Je nach Ausprägung des Krankheitsbildes sind damit erhebliche Einschränkungen im Alltag verbunden. Hinzu kommen teilweise ablehnende Reaktionen der Altersgenossen, aufgrund des veränderten Aussehens der Haut. Um das Selbstbewusstsein der betroffenen Kindern zu stärken, sollten diese nicht von ihren Eltern verhätschelt werden und selbstständig mit ihrer Krankheit umgehen dürfen, erklärte die Expertin der Klinik für Dermatologie und Allergologie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Kinder“.
Kinder sollten selbstständig mit Neurodermitis umgehen
Nach Ansicht von Natalija Novak sollten die betroffenen Kinder schrittweise die wesentlichen zu berücksichtigenden Punkte bei einer Neurodermitis-Erkrankung wie regelmäßiges Eincremen, die besondere Ernährung und den Umgang mit dem Juckreiz selbständig übernehmen. Damit werde nicht nur das Selbstbewusstsein der Kinder sondern auch ihre Unabhängigkeit gestärkt, was der Ausübung von Hobbys und dem Aufbau von Freundschaften zu Gute komme. Um den Heranwachsenden auch den Umgang mit negativen Reaktionen ihrer Altersgenossen zu erleichtern, sollten Eltern mit ihren Kindern zum Beispiel durchspielen, wie sie am besten auf Hänseleien reagieren, rät Natalija Novak in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Kinder“. Auch sei es wichtig, andere Kinder über die Krankheit aufzuklären und sie wissen zu lassen, dass Neurodermitis nicht ansteckend ist, betonte Novak.
Neurodermitis-Symptome: Rote, schuppende, Ekzeme und Juckreiz
Neurodermitis tritt in 90 Prozent der Fälle bis zum fünften Lebensjahr auf. Im Erwachsenenalter gehen die Symptome meist immer mehr zurück und rund 70 Prozent der Betroffenen sind im späteren Lebensalter beschwerdefrei. Das Krankheitsbild ist im wesentlichen durch rote, schuppende, teilweise auch nässende Ekzeme auf der Haut, verbunden mit einem starken Juckreiz, gekennzeichnet. Neurodermitis verläuft in der Regel schubweise und zeichnet sich durch individuelle äußerst unterschiedliche Krankheitsbilder aus, wobei ein Zusammenhang zum Lebensalter der Betroffenen besteht. Obwohl zahlreiche Behandlungsansätze bestehen, gilt Neurodermitis bisher als nicht heilbar.
Neurodermitis erfordert eine individuell angepasste Behandlung
Im Zuge der Therapie werden in der Schulmedizin hauptsächlich die charakteristischen Hautveränderungen behandelt und entzündungshemmenden Wirkstoffen äußerlichen angewendet. Daneben bestehen zahlreiche weitere Behandlungsansätze, wie zum Beispiel die strikte Einhaltung eines individuelle angepassten Diätplans. Es lässt sich jedoch keine generell wirksame Neurodermitis-Diät bestimmen, so dass nach Aussage der Experten trotz Ernährungsplan mit gelegentlichen Rückschlägen und Krankheitsschüben zu rechnen ist. Nahrungsmittel, die im Verdacht stehen Ekzemschübe auszulösen, sollten jedoch möglichst gemieden werden. Kurzfristig können mit kortisonhaltigen Salben erhebliche Behandlungserfolge erzielt werden, doch raten Mediziner langfristig von der Anwendung ab, da Kortison bei anhaltender Verwendung die Haut zusätzlich schädigen kann. Zudem bestehen auch einige Behandlungsansätze auf Basis naturheilkundlicher Mitteln, wobei Immunsystem und Haut zum Beispiel mit Hilfe von Phytotherapie, Eigenbluttherapie oder Akupunktur langfristig wieder in eine gesunde Balance gebracht werden sollen. Bade- und Bestrahlungstherapie sind ebenfalls Methoden, die in der Naturheilkunde zur Behandlung von Neurodermitis eingesetzt werden. Daneben bestehen für das Atopische Ekzem unzählige weitere Therapieansätze und Behandlungstipps, doch letztendlich müssen die Maßnahmen ihre Wirksamkeit jeweils Einzelfall erweisen. (fp)
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Bildnachweis: Gaby Kempf / pixelio.de
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