Gesundheit: Borreliose-Gesetz angekündigt
Patientenbeauftragter kündigt Borreliose-Gesetz an.
(13.08.2010) Anlässlich einer Pressekonferenz der Patientenorganisation „Borreliose und FSME Bund Deutschland“ (BFBD) sprach sich der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), für eine bundesweite Meldepflicht der Borreliose-Erkrankungen und die Stärkung der Patientenrechte aus. „Borreliose muss zu einem wichtigen gesundheitspolitischen Thema werden – bisher ist sie eine der am meisten unterschätzten Krankheiten“, so Zöller.
Nach Schätzung der Experten leiden in Deutschland etwa 1 Millionen Menschen an Borreliose, wobei genaue Zahlen nur aus den ostdeutschen Bundesländern vorliegen, da diese bereits eine Meldepflicht für Borreliose eingeführt haben. So infizieren sich in den neuen Bundesländern und Berlin ca. 6.000 Personen jährlich. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher liegen, da bei der Diagnose der Krankheit teilweise noch erhebliche ärztliche Defizite bestehen. So beklagen Selbsthilfeverbände bereits seit längerem, dass chronische Borreliose von Ärzten oft nicht erkannt und die Betroffenen mit einer falschen Diagnose nach Hause geschickt würden.
Borreliose ist eine bakterieller Infekt, der durch Zecken übertragen werden kann und gegen den es keinen Impfschutz gibt, da die Bakterien ähnlich wie Grippeviren ihre Oberfläche ständig ändern. Im Frühstadium kann die Krankheit relativ gut mit Antibiotika behandelt werden, verläuft jedoch aufgrund der oftmals zu späten Diagnose, häufig chronisch und betrifft dann mehrere Organe. Kurz nach der Infektion ist Borreliose oft durch eine ringförmige Hautrötung bzw. Hautausschlag im Bereich des Zeckenstiches zu erkennen, häufig begleitet von Grippegefühl sowie Muskel- und Gelenkschmerz.
Bei einem chronischen Verlauf kann die Krankheit jedoch auch zu Entzündungen des Nervensystems, der Gelenke, des Herzmuskels oder der Hirnhaut führen, regelmäßig begleitet von motorischen Störungen, Konzentrationsproblemen und psychischen Störungen, wie z. B. Depressionen & Demenz. Bei besonders schwerem Verlauf kann die Krankheit sogar Lähmungserscheinungen und den Tod zur Folge haben. Nicht selten endet die Infektion mit lebenslangen Schmerzen, Arbeitsunfähigkeit und der Zerstörung sozialer Beziehungen, so der Internist Walter Berghoff von der Deutschen Borreliose-Gesellschaft. Problematisch ist den Aussagen der Geschäftsführerin des BFBD, Ute Fischer, zu Folge insbesondere die Tatsache, dass Krankenkassen und Gerichte aufgrund mangelnder Fachkenntnis die aus der Erkrankung resultierenden Ansprüche der Patienten häufig als unbegründet ablehnen.
Die mangelnde Erfahrung im Umgang mit Borreliose
Die mangelnde Erfahrung im Umgang mit Borreliose ist in den Augen des Patientenbeauftragten Zöller das wesentliche Problem. „Es kann nicht sein, dass ein Patient von Arzt zu Arzt geht und die Diagnose nach zwei, drei Jahren immer noch nicht feststeht“, erklärte er im Rahmen der Pressekonferenz des BFBD und forderte in diesem Zusammenhang „endlich ein gemeinsames Handeln von Ärzten, Wissenschaft und Krankenkassen.“ Daher werde das Bundesgesundheitsministerium einen Konzept entwickeln, dass bis zum Jahresende vorliegen und 2011 in Gesetzesform gegossen werden soll. Das bestehende Forschungs-, Diagnose- und Therapiedefizit muss behoben werden, erklärte Zöller.
Auch die Fachleute der Patientenorganisation „Borreliose-und-FSME- Bund Deutschland“ und der „Deutschen Borreliose-Gesellschaft“ sind der Ansicht, dass die Erforschung und Behandlung der Krankheit noch völlig unzureichend ist und mahnen daher an, dass Ärzte sich dringend in dieser Richtung fortbilden sollten und mehr klinische Studien zur Untersuchung der Krankheit durchgeführt werden müssten. Die Patienten sollten außerdem mehr Mitsprache im gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen erhalten, so die gemeinsame Forderung des Patientenbeauftragten, der Deutschen Borreliose Gesellschaft und des BFBD.
Deutschlandweit ist das Risiko sich mit Borreliose zu infizieren stark unterschiedlich. Während in Süddeutschland ca. 40 Prozent der Zecken die gefährlichen Bakterien in sich tragen, sind es in Norddeutschland nur ca. 10 Prozent. Um eine Infektion zu vermeiden sollte Personen die längere Zeit in der Natur unterwegs waren sich danach gründlich auf Zecken absuchen. Wer von einer Zecke gestochen wurde, sollte diese am besten zur Analyse mit zum Arzt nehmen, um festzustellen ob die Zecke die Bakterien in sich trug. Ist dies der Fall, wird dringend zu einer sofortigen Behandlung mit Antibiotika geraten, die im Frühstadium der Erkrankung bei ca. 90 Prozent der Behandlungen erfolgreich ist. Etwa vier Wochen nach der Infektion beginnt die Krankheit im ganzen Körper zu streuen und ist anschließend weit schwerer zu diagnostizieren und zu behandeln. Von da an steigt auch das Risiko der Fehldiagnosen und dementsprechend der falschen Therapieansätze erheblich. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
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