Doch keine Gefahr für die Gesundheit durch Pestizide in Johannisbeeren? Greenpeace weist Kritik zurück.
(05.08.2010) Vor einiger Zeit stellte die Umweltorganisation eine Testreihe zu Pestiziden in Johannisbeeren vor. Das Ergebnis, fast alle Johannisbeeren wiesen Mehrfach-Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf. Daraufhin reagierte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und berichtete, von den Johannisbeeren gehe keinerlei Gefahren für die Gesundheit der Menschen aus. Auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) schloss in einer voran gegangenen Bewertung Risiken für die Gesundheit aus.
Laut dem Präsidenten des Bundesinstituts für Risikobewertung Dr. Andreas Hensel würden die Bewertungen der Ergebnisse der Umweltschutzorganisation einem wissenschaftlichen Vorgehen nicht entsprechen. Greenpeace würde von einer unrealistischen Annahme ausgehen, dass Kinder ein Leben lang täglich rund 500 Gramm Johannisbeeren essen würde. Um eine realistische Risikobewertung vorzunehmen, müssten nicht nur die Rückstände gemessen werden, sondern auch ermittelt werden, wie viel ein Konsument täglich von den Produkten verzehrt. Das wäre bei der Testreihe von Greenpeace nicht geschehen.
Keine Gesundheitsgefahren durch Johannisbeeren?
Wie das BfA mitteilte, würden im Durchschnitt Kinder nicht mehr als 2,3 Gramm pro Tag Johannisbeeren essen. Auch bei einem einmaligen Verzehr einer großen Menge, sei von nicht mehr als bis zu 150 Gramm für Kinder und 167 Gramm für Erwachsene auszugehen. Rechnet man die Verzehr-Menge zusammen, so werde die täglich akzeptable Aufnahmemenge der nachgewiesenen Rückstände an Pestizide zu weniger als ein Prozent ausgeschöpft, so Hensel.
Mehrfachbelastungen an Pestiziden nehmen zu.
Doch die Umweltorganisation Greenpeace widerspricht dieser Kritik. Die Umweltschützer bewerten die Pestizid-Tests seit Jahren nach dem immer gleichen und transparenten Bewertungsschema. Die Vorgehensweise ist nach Ansicht der Umweltschützer detailliert beschrieben. Greenpeace hatte nie behauptet, dass die Grenzwerte überschritten werden. Vielmehr machte die Organisation darauf aufmerksam, dass Mehrfachbelastungen an Pestiziden zunehmen. In den gesetzlichen Regelungen zu Pestizid-Gehalten in Lebensmitteln finden diese Mehrfachbelastungen nach wie vor keine Berücksichtigung. Nach Auffassung von Greenpeace sollten zudem Bevölkerungsgruppen mit schwächerem Immunsystem (z.B. Kleinkinder, chronisch Kranke und Ältere) in der gesundheitlichen Bewertung stärker berücksichtigt werden. Die Bewertung von Pestizid-Rückständen in Lebensmitteln durch Greenpeace erfolgt generell auf einer umfassenden toxikologischen Basis, die dem Vorsorgeprinzip verpflichtet ist.
Greenpeace stützt seine Bewertungsrichtlinien Pflanzenschutzmitteln-Rückständen auf aktuell geführte wissenschaftliche Debatten. Andere Studien hätten bereits darauf hingewiesen, dass die Kombinationswirkung von Chemikalien auch verschiedene Wirkungsweisen erzeuge. Gesundheitsschädigende Wirkungen von diesen Pestizid-Mixen können nicht ausgeschlossen werden, auch wenn Einzelstoffe in niedriger Konzentration vorliegen. Greenpeace geht nach wie vor davon aus, dass eben die Gefahr in den unterschiedlich verwendeten "Pestizid-Cocktails" ausgehe. Denn wurde vor einigen Jahren nur ein Pestizid als Pflanzenschutzmittel eingesetzt, so werde heutzutage teilweise bis zu sechs unterschiedliche Pestizide in Johannisbeeren nachgewiesen.
Greenpeace hält es weiterhin für legitim, die Kombinationswirkungen solcher Cocktails in die gesundheitliche Bewertung einfließen zu lassen und wird in Kürze eine weitere Studie zu diesem Thema veröffentlichen. (sb)
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Bild: Albrecht E. Arnold / pixelio.de
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