Behörden errichten Sperrbezirk aufgrund einer auftretenen Pferdeseuche. Erstes Pferd wegen Blutarmut musste eingeschläfert werden.
Nachdem im vergangenen Monat bereits aus Bayern und Hessen Ausbrüche der Pferdeseuche gemeldet wurde, hat die gefährliche Equine Infektiösen Anämie jetzt Nordrhein-Westfalen erreicht. Auf einem Pferdehof in der Stadt Wetter im Ennepe-Ruhr-Kreis wurde bei einem Pferd die sogenannte Blutarmut festgestellt, das Tier musste eingeschläfert werden.
Blutarmut galt als ausgerottet
Bis vor rund 20 Jahren galt die „Infektiösen Anämie der Einhufer“ bzw. Equine Infektiösen Anämie (E.I.A.) in Deutschland als ausgerottet, doch 1988 traten in Bayern erneut Fälle der gefürchteten Pferdekrankheit auf. Die auch als Blutarmut bezeichnete anzeige- und bekämpfungspflichtigen Erkrankung, wurde damals vermutlich mit illegal eingeführten Pferden aus Rumänien wieder nach Deutschland eingeschleppt. Einen Impfschutz oder erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeiten gibt es bisher nicht, so dass die betroffenen Tiere meist auf amtstierärztliche Anweisung hin getötet werden müssen.
Zudem wird zur Vorbeugung der weiteren Verbreitung um die entsprechenden Höfe und Betriebe anschließend für 60 Tage ein Sperrbezirk gelegt. Dieser verbietet den Abtransport und die Einfuhr jeglicher Einhufer wie zum Beispiel Esel, Maulesel, Maultiere oder Zebras, bzw. gestattet den Transport nur mit Genehmigung des Veterinärsamtes. Da E.I.A. nicht nur von blutsaugenden Insekten übertragen wird, sondern auch bei Kontakt zwischen den Pferden durch Speichel, Urin, Sperma und Milch, sind entsprechend umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen geboten.
Sperrbezirk errichtet
So hat das Veterinärsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises den in Wetter betroffenen Betrieb gesperrt und verfügt, dass die 83 weiteren Pensionspferde den Hof nicht verlassen dürfen. In dem Sperrbezirk „befinden sich im Bereich Wetter Esborn/Oberwengern neun weitere Betriebe mit rund 120 Pferden. Auch diese dürfen die Betriebe nicht verlassen und auch bei ihnen werden wir Blutproben nehmen“, erklärte der Amtstierarzt des Ennepe-Ruhr-Kreises, Dr. Peter Richter. „Das Tier stammt aus Nordrhein-Westfalen und hat den Betrieb in Wetter seit mehreren Jahren nicht verlassen“, so die weiteren Ausführungen des Fachmanns in Bezug auf den aktuellen Fall, wobei Dr. Richter damit auch seine Verwunderung über einen möglichen Infektionsweg zum Ausdruck brachte. Denn blutsaugende Insekten, die häufig als Überträger fungieren, sind in dieser Jahreszeit eher selten und zudem überlebt das E.I.A.-Virus laut Friedrich-Loeffler-Institut „nur etwa 15 bis 30 Minuten an den Mundwerkzeugen der Insekten“, so dass „eine Übertragung über größere Entfernungen (200 m) nicht“ vorkommt. Auch ist eine Infektion durch aus Rumänien stammende Pferde eher unwahrscheinlich. Um zu überprüfen, ob weitere Tiere mit dem gefährlichen Virus infiziert sind, sollen den 203 Pferden im Sperrbezirk in den kommenden Tagen Blutproben entnommen werden.
Symptome der Blutarmut
E.I.A. „ist für den Menschen ungefährlich“ wie Kreissprecher Ingo Niemann betont. Doch für Pferde hat eine Erkrankung meist katastrophale gesundheitliche Folgen, da der Virus eine schubweise Auflösung der Blutplättchen und der roten Blutkörperchen im Körper der Pferde mit sich bringt. So führt eine Erkrankung in akuten Fall direkt zum Tod des Tieres, kann jedoch auch in einen andauernden Krankheitsverlauf übergehen, der das Immunsystem des Pferdes nachhaltig schwächt und anfälliger für andere Infektionen macht.
Die Symptome der Blutarmut umfassen dabei unsicheres und benommenes Verhalten, gerötete Augen, Ausfluss, Wassereinlagerungen mit Schwellungen, Futterverweigerung und stark verminderter Leistungsfähigkeit sowie schwere Fieberschübe mit sehr hohen Temperaturen im akuten Stadium der Erkrankung. Symptomatische Folgeerscheinungen sind auch kleine punktförmige Blutungen an mehreren Stellen des Körpers. Etwa nach zwei bis fünf Tagen geht die Erkrankung vom akuten Verlauf in einen chronisches Krankheitsstadium über, wobei die betroffenen Tiere selber nie wieder ganz gesund werden und ihrerseits noch über einen langem Zeitraum Infektionsquellen sind. In manchen Pferden kann das E.I.A:-Virus „allerdings auch ohne, dass das Tier Symptome zeigt, vorhanden sein“, erklärte Ingo Niemann
Steigende Zahl der Erkankungen
Während die Blutarmut im Tiergesundheitsbericht aus dem Jahr 2009 noch keine besondere Rolle spielt, ist in diesem Jahr eine steigende Anzahl der Fälle in Deutschland zu beobachten. Dabei sind einerseits aus Rumänien importierte Tiere immer noch häufig Überträger des E.I.A.-Virus (dort waren 2009 über 11 000 Tiere infiziert) und anderseits sehen die Virologen des Friedrich-Loeffler-Instituts auch ein erhöhtes Übertragungsrisiko „durch nicht zertifizierte biologische Produkte sowie bei Vernachlässigung von Desinfektions- und Hygienemaßnahmen durch Injektionskanülen, tierärztliche Instrumente oder Pflegezubehör“.
Daher sind alle Besitzer der rund 6.000 Pferde im Ennepe-Ruhr-Kreis und „alle Personen, die in irgendeiner Weise mit der Behandlung von Pferden befasst sind“ jetzt aufgefordert, „notwendige und ihnen bekannte Hygienevorschriften in ganz besonderem Maße zu beachten. Dies betrifft vor allem Tierärzte, Tierheilpraktiker und Hufschmiede“, so der Hinweis des Friedrich-Loeffler-Instituts. Dabei versuchte Ingo Niemann die Sorgen mancher Pferdebesitzer zu beruhigen: „Wenn sich herausstellt, dass ein weiteres Pferd infiziert ist – oder mehrere – wird das Veterinärsamt nicht einfach hergehen und sie einschläfern. Alle weiteren Schritte geschehen in Begleitung der Pferdebesitzer“, versichert der Pressesprecher des EN-Kreises. (sb, 08.11.2010)
Lesen Sie auch:
Tödliche Pferdeseuche in Bayern
Bild: Waltraud Seitz / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.