AOK-Landeschef: Pharmalobby beeinflusst die bundesdeutsche Gesundheitspolitik zu sehr zu ihren Gunsten
22.01.2011
Nach Ansicht des baden-württembergische AOK-Landeschef Rolf Hoberg beeinflussen Pharmalobbyverbände zu sehr die bundesdeutsche Gesundheitspolitik.
Nach Ansicht des AOK-Chefs Rolf Hoberg bestimme die Pharmalobby zu sehr die Politik der Gesundheitsexperten. Die Pharmaindustrie ist mit sehr viel mehr finanziellen Mitteln ausgestattet, als die gesetzlichen Krankenkassen. Hierdurch entsteht für Interessenverbände eine viel bessere Lage, um die Zukunft der Gesundheitspolitik in Deutschland zu gestalten. So können die Lobbyverbände Vorschläge unterbreiten, die dann oftmals zu Gunsten der Pharmaindustrie von Seiten der Politik beschlossen werden. "Die schreibt die Gesetze mit", so der AOK Landeschef gegenüber der dpa.
Interessensverbände konnten 7 Milliarden Euro auhandeln
Die Vertragsärzte, Pharmaindustrie und Kliniken hätten allein in diesem Jahr rund sieben Milliarden Euro zu ihren Gunsten aushandeln können. Die gesetzlichen Krankenversicherungen hätten nach Angaben von Hoberg nicht einen Cent mehr für steigende Verwaltungskosten von der Politik erhalten. Das gelte für das letzte und das kommende Jahr. Dadurch seien die Krankenkassen nicht in der Lage, die Interessen der Versicherten adäquat umzusetzen. So sagte der AOK-Chef gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: "Die Krankenkassen sind nicht in der Lage, Beitrags- Zahlerinteressen in politisch relevanten Protest umzusetzen." Nur durch Einsparungen bei den sachbezogenen Kosten und Mitgliederzuwächsen könnten die anstehenden Tariflohnerhöhungen der landesweit 7600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der größten Krankenkasse in Baden-Württemberg gemeistert werden.
Der einheitliche Kassenbeitragssatz von 15,5 Prozent für alle Krankenkassen hat der AOK 2010 rund 125.000 neue Mitglieder und unterm Strich einen Zuwachs von etwa 50.000 Beitragszahlern beschert. Bislang sind die im Rahmen der Gesundheitsreform beschlossenen Wechselerleichterungen zur PKV nicht ins Gewicht gefallen. Laut Hoberg wurden die Erleichterungen bei der AOK kaum wahrgenommen. Im letzten Jahr hatte die Kasse noch einen finanziellen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe zu beklagen. Mit ungefähr dem selben Überschuss des letzten Jahres werde man jedoch aller Voraussicht nach in diesem Jahr eine schwarze Null schreiben. Auch Zusatzbeiträge wolle die AOK von ihren 3,8 Millionen Versicherten 2011 nicht verlangen. (sb)
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Bild: Gerd Altmann/AllSilhouettes.com / pixelio.de
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