Das Pharmaunternehmen Pfizer zieht nach zehn Jahren das Krebsmedikament "Mylotarg" vom Markt zurück. Mussten Menschen sterben, weil das Medikament nicht ausreichend geprüft wurde?
(22.06.2010) Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Pfizer hat das Krebsmedikament "Mylotarg" vom Markt genommen. Nach gut zehn Jahren hätte sich in einer neuen Studie heraus gestellt, dass das Blutkrebs-Medikament keinen Nutzen für die Patienten hat. So haben Studien Bedenken in Bezug auf die Sicherheit des Medikamentes ergeben. Das Arzneimittel wurde Patienten verabreicht, da an einer akuter myeloischer Leukämie (AML) leiden. Die Patienten konnten mit dem Krankheitsbild keine anderen Chemotherapien erhalten. Zuvor hatte die US Zulassungsbehörde FDA darauf verwiesen, dass unter der Verwendung des Medikamentes eine höhere Todesrate zu verzeichnen wäre, ohne dass medizinische Vorteile für die Patienten erkennbar seien.
Am Montag teilte nun das Unternehmen mit, man bedauere, "dass die Studie die klinische Wirkung von Mylotarg nicht bestätigt hat". Die Arzneimittel-Zulassungsbehörde FDA hatte zuvor das Unternehmen aufgefordert, das Medikament "Mylotarg" vom US-Markt zu nehmen. Doch wie konnte das Medikament überhaupt auf dem Arzneimittel-Markt zugelassen werden? Mylotarg wurde im Jahr 2000 im Rahmen eines beschleunigten Zulassungprogramms freigegeben. Das Programm dient dazu, Medikamente schneller zuzulassen, wenn es für bestimmte Erkrankungen keine ausreichenden Therapien gibt. Eine sog. "Post-Marketing-Studie" hatte allerdings aufgezeigt, dass das Medikament keinen Nutzen für die Patienten bewirkt. Zudem wurde nachgewiesen, dass die Anzahl der Todesfälle in den ersten Monaten der Verabreichung deutlich höher lag, als in der Vergleichsgruppe mit nichtwirksamen Placebos.
Die Europäische Union hatte bereits im Januar 2008 eine Zulassung des Medikamentes abgelehnt und die Wirksamkeit des Präperates bezweifelt. Mylotarg wird jedoch noch in neun weiteren Ländern vertrieben. Das Arzneimittel verzeichnete Quartalsumsatz von rund neun Millionen Euro. Das Pharmaunternehmen "Pfizer" hatte die Rechte des Medikamentes im Oktober 2009 mit der Übernahme des damaligen Pharmaunternehmens "Wyeth" erworben. (sb)
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