Resistente Bakterien
Resistente Bakterien in deutschen Krankenhäusern– eine unterschätzte Gefahr? MRSA: Multi- resistenter Staphylococcus aureus fordert nach Medienberichten jährlich in Deutschland 40.000 Todesopfer
In den Medien ist das Themaimmer noch präsent und einzelne Todesfälle werden ausführlich dargestellt. Durch den Missbrauch-Prozess des Sektenführers Oliver Shanti ist momentan eine andere Erreger- Gefahr im Fokus der Öffentlichkeit. Der Angeklagte, der mit richtigem Namen Ulrich S. heißt, muss in einem Glaskasten sitzen, mit Mund- und Nasenschutz und einem weißen Ganzkörper- Schutzanzug. Grund dafür: Er trägt den übertragbaren Erreger MRSA (Methicillin/Oxacillin- resistenter Staphylococcus aureus) in sich, mit dem sich der Krebskranke im Krankenhaus infiziert hat.
Nach einem Bericht des WDR in „die Story“ mit dem Titel „Killerbrut- Die verschwiegene Katastrophe“ vom 26. Oktober 2009 infizieren sich jährlich in deutschen Krankenhäusern 1,5 Millionen Menschen mit Bakterien. Bei einer Bevölkerung von ca. 82 Millionen Menschen in Deutschland ist das eine beträchtliche Zahl. Davon sollen 40.000 Infektionen tödlich verlaufen. Zum Vergleich: Mit dem A/H1N1- Virus haben sich bisher 172. 000 Menschen angesteckt, wovon 66 verstorben sind (Wochenbericht des Robert- Koch- Institutes zur 48. KW).
Die Autorin des WDR-Beitrags, Meike Hemschemeier, hat recherchiert, dass Patienten aus deutschen Krankenhäusern in den Niederlanden erst einmal in Quarantäne gesteckt werden. Als Gründe für die hohe Infektions- und Sterberate im Zusammenhang mit den Infektionen gibt sie „verantwortungslosen Umgang mit Antibiotika, Schlendrian in Kliniken, Vertuschung, Ignoranz und der fehlende politische Wille auf Bundes- und Länderebene, die desaströsen Zuständen zu ändern“ an. Zu diesem Schluss kommt sie, weil es auch positive Beispiele geben soll: Dänemark, die Niederlande und in Deutschland die Unikliniken Münster sollen es geschafft haben, erfolgreiche Maßnahmen gegen diese Gefahr einzuleiten.
Schaut man sich die Internetpräsenz der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) an, so kann man sich dort zahlreiche Informationen runter laden, wie zum Beispiel den „Maßnahmenpaket für MRSA in Gesundheitseinrichtungen“,auf denen ganz konkrete Richtlinien zur Prävention und im Umgang mit akuten Krankheitsbildern angegeben werden. Des Weiteren bietet das Portal einen Report „Krank im Krankenhaus“ von 2007, den die Allianz Deutschland AG zusammen mit der DGKH erstellt hat, als PDF- Datei zur Verfügung. Auch dort wird festgehalten, dass gewichtige Gründe „mangelnde Ausbildung, Überlastung und fehlende Motivation durch die Vorgesetzten“ für Vernachlässigungen in der Hygiene seien. Denn die „Hauptübertragung erfolgt über die Hände des medizinischen Personals“.
Antibiotika-resistente Keime kommen dort natürlich vermehrt vor, wo Antibiotika eingesetzt werden. Man nimmt an, dass durch den immer weiter um sich greifenden Antibiotika-Einsatz sich diese Keime in den letzten 20 Jahren ausbreiten konnten.
Wikipedia führt weitere Gründe an:
„Die Entstehung von Resistenzen gegen Antibiotika wird allerdings auch durch die Verwendung von Reinigungsmitteln, die sogenannte quatäre Ammoniumverbindungen (QAV) mit desinfizierender Wirkung enthalten, begünstigt. Denn dieselben Gene der Bakterien, welche die QAV-Resistenz liefern, vermitteln ihnen auch die Resistenz gegen Antibiotika. Zu den insofern kritischen Substanzen gehören die meisten marktüblichen kationischen Tenside. Ähnliches gilt für Triclosan, das als Desinfektions- und Konservierungsstoff in Haushaltsreinigern, Waschmitteln, Zahnpasten, Deos und Seifen enthalten ist.“ Der Erreger MRSA zum Beispiel besitzt wohl ein sogenanntes Resistenz-Gen gegen Antibiotika und kann Enzyme bilden, die Penicillin abbauen.
Die Autoren des "Krank im Krankenhaus"-Reportes kommen nach der Auswertung eines Berichtes der European Antimicrobial Resistance Surveillance System (EARSS) zu dem Schluss, dass “antibiotisch- bakterielle Resistenzen auch weiter stark ansteigen und dass mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr Menschen daran erkranken oder sogar daran sterben werden." Laut der Publikationen zu dem Thema soll es besonders in intensivmedizinischen Bereichen und bei der Behandlung von chronischen Patienten zu Infektionen kommen.
2005 wurde eine Task Force zu dem Thema gegründet, aber die Ergebnisse scheinen noch nicht befriedigend. Vergleicht man die Zahlen der behandlungsresistenten Infektionen mit denen beispielsweise der Schweinegrippe, so erscheint hier eine großflächigere Informationspolitik durch staatliche Institutionen und die Medien vonnöten, um zukünftig im Sinne der Klinik-Patienten die Situation zu verbessern. (tf)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.