Bundesregierung nennt neue Zahlen zur Beitragsentwicklung der PKV
20.04.2012
Die Beiträge der Privaten Krankenversicherungen (PKV) sind in den letzten Jahren durchschnittlich wesentlicher stärker gestiegen, als bislang angenommen. Knapp fünf Prozent mehr mussten die Privatversicherten pro Jahr für ihre Versicherungsbeiträge aufbringen, so die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken.
Das Bundesministerium für Finanzen hat in der Antwort auf die parlamentarische Anfrage der Linken die Beitragsentwicklung der PKV von dem Jahr 2000 bis zum Jahr 2010 dargestellt. Die Basis bildeten die Zahlen der Finanzaufsicht Bafin. Aus der Antwort des Finanzministeriums geht hervor, dass die Beiträge in der PKV – anders als bisher stets behauptet – durchschnittlich pro Jahr um satte fünf Prozent gestiegen sind. Der PKV-Verband hatte noch am Mittwoch mitgeteilt, dass der jährliche Beitragsanstieg in der PKV bei knapp 3,3 Prozent liege und dies nur geringfügig mehr sei als die 3,1 Prozent der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV).
Beitragsanstieg von fünf Prozent jährlich in der PKV
Die Mitteilung des Bundesministeriums für Finanzen kommt nun jedoch zu einem deutlich anderen Ergebnis. Mit durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr lagen die Beitragserhöhungen bei der PKV in den Jahren 2000 bis 2010 deutlich über den Anhebungen bei der GKV. Dem Zustrom von Versicherten hat dies indes nicht geschadet. Die PKV versichert heute so viel Kunden wie nie zuvor. Knapp neun Millionen Menschen sind in der PKV vollversichert. Hinzu kommen rund 23 Millionen Personen mit einer privaten Zusatzversicherung. Die einzelnen Privatversicherten sind dabei in äußersten unterschiedlichen Maße von den Beitragserhöhungen betroffen. Die individuellen Steigerungen der Beiträge hängen von der Ausgestaltung der mehr als 5.000 Einzeltarife ab, so der Hinweis des Ministeriums.
PKV-Beitragsentwicklung Anlass zu Kritik am Gesundheitssystem
Die drastischen Beitragerhöhungen bei der PKV hatten jüngst für eine heftige Debatte über die Zukunft des zweigliedrigen Gesundheitswesens ausgelöst, in deren Verlauf sowohl von einigen Politikern als auch von Vorsitzenden der gesetzlichen Krankenkassen eine Abschaffung der PKV thematisiert wurde. Der nun vom Bundesfinanzministerium festgestellte jährliche Anstieg der Beiträge um durchschnittlich fünf Prozent, dürfte hier wie Wasser auf die Mühlen der Kritiker wirken. Zumal die Ausgaben der PKV mit zuletzt lediglich 4,3 Prozent wesentlich weniger stiegen als die Beiträge. Ob möglicherweise einzelne Gruppen von Privatversicherten wie die Ruheständler überproportional belastet werden, lässt die Antwort der Bundesregierung im Prinzip offen. Es wird jedoch darauf verwiesen, dass die Versicherer zahlreiche gesetzliche Instrumente nutzen, um die Beitragsbelastung der Privatversicherten im Alter zu begrenzen.
Private Krankenversicherungen verzeichnen Mitgliederzuwächse
Weitere Konsequenzen für die Krankenversicherung der Bediensteten, die in einem öffentlichen Dienst- und Treueverhältnis stehen, sind laut Angaben der Bundesregierung nicht geplant. Die Beamten-Krankenversicherung aus Beihilfe und privater Absicherung solle nicht geändert werden. Dieses System habe sich bewährt. Die Beamten bilden 47,5 Prozent der Privatversicherten insgesamt und eine Umstrukturierung könnte hier schnell zu erheblichen Mitgliederverlusten bei den privaten Krankenversicherungen führen. Derzeit verzeichnet die PKV jedoch weiterhin Zuwächse bei den Versicherten. Dem Vorsitzenden des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, Reinhold Schulte, zufolge betrug der Netto-Neuzugang bei den privaten Vollversicherung im vergangenen Jahr 80.800. Im Vorjahr konnte die PKV 84.700 Vollversicherte gewinnen.
Gestiegener Marktanteil der PKV
Insgesamt sei der Marktanteil der privaten Krankenversicherungen weiter gestiegen und 11,3 Prozent der Deutschen sind heute in der PKV vollversichert, berichtete Reinhold Schulte in der Pressemitteilung vom Mittwoch. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Möglichkeiten zum Wechsel in die PKV von der Bundesregierung im gleichen Zeitraum erheblich erleichtert wurden, so dass wesentlich mehr Menschen überhaupt Zugang zu einer privaten Krankenversicherung haben. Bei Betrachtung des Anteils der PKV-Mitglieder an der Gesamtbevölkerung über die letzten fünf Jahre fallen die Veränderungen mit einem Anstieg von 0,6 Prozent (10,7 auf 11,3 Prozent) indes recht moderat aus. Allerdings kommt viele dieser heute 8,98 Millionen Privatversicherten ihre Versicherung offenbar jedoch teurer zu stehen als gedacht. Denn bei einem jährlichen Beitragsanstieg von fünf Prozent, wie ihn das Bundesfinanzministerium unterstellt, werden schnell erhebliche Summen fällig. Die zuletzt erreichten Spitzensätze von über 1.000 Euro im Monat für eine Privatversicherung, könnten demnach in Zukunft möglicherweise keine Ausnahmefälle bleiben. (fp)
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