Studie: Bisphenol A schädigt Spermien von Männern, zu mindestens dann, wenn sie übermäßig häufig mit der Chemikalie in Berührung kommen.
Die weltweit verbreitete Chemikalie „Bisphenol A“ reduziert die Anzahl und mindert die Qualität von Spermien, so eine neuerliche Studie. Schon lange steht der chemische Stoff unter dem Verdacht, die Hormone von Menschen zu beeinflussen. Eine neuerliche chinesische Studie untermalt diesen Verdacht.
Studie belegt, dass Spermien signifikant beeinträchtigt werden
Die Chemikalie „Bisphenol A“ (BPA) ist ein sogenannter Weichmacher, der in allen möglichen Produkten des Alltags vertreten ist. Selbst Kinderspielzeug und Utensilien wie Schnuller und Babyflaschen werden mit dieser schädlichen Chemikalie hergestellt. Der Grund: BPA wirkt ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen und beeinflusst damit nachhaltig den Hormonhaushalt des Menschen. Eine chinesische Studie untermalt nun diesen Verdacht. In der neuen, gerade erst veröffentlichten Studie wurden Daten von 218 Arbeitern in vier verschiedenen Fabriken in China erhoben. Dabei wurde die BPA Konzentration im Urin gemessen. Diese Daten wurden im Anschluss mit der Anzahl der Spermien, der Beweglichkeit und der Form verglichen. Ein Anteil der Arbeiter in den Fabriken kam beim Herstellungsprozess nicht mit Bisphenol A in Berührung. Andere Arbeiter waren durch ihre Tätigkeit mit BPA involviert. Die Wissenschaftler um Dr. De-Kun Li von der US-Amerikanischen Versicherung „Kaiser Permanente“ in Oakland, Kalifornien verglichen die Datensätze und kamen zu eindeutigen Ergebnissen.
Diejenigen die mit der Chemikalie täglich in Berührung kamen, zeigten eindeutig höhere Risikofaktoren auf. So verfügten sie im Gegensatz zur Vergleichsgruppe ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko für Spermien mit eingeschränkter Beweglichkeit. Zudem zeigte sich ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko für Spermien mit geringerer Vitalität. Vierfach erhöht lag sogar das Risiko, eine stark reduzierte Anzahl von Spermien zu verfügen. Laut Studienautoren waren die gemessenen Unterschiede eindeutig und signifikant. Einen Zusammenhang zwischen BPA und deformierten Spermien wurde in der Studie dagegen nicht nachgewiesen. "Je stärker die BPA-Exposition, desto geringer die Spermienqualität", sagte Li gegenüber der Tageszeitung „Washington Post“ zitiert. Erstmals konnte eine Studie belegen, dass BPA einen negativen Einfluss auf die Spermien-Produktion hat.
Auch Frauen betroffen
Doch nicht nur Männer könnten durch den Einfluss von Bisphenol-A gesundheitlich geschädigt werden. So warnte unlängst die Umweltschutzorganisation „Global 2000“ vor dem massenhaften Einsatz des Stoffes. So kann die Chemikalie den Hormonhaushalt von Frauen beeinflussen und zu Störungen der Eierstöcke führen. "Eine neue Studie legt den Zusammenhang von BPA und Unfruchtbarkeit bei Frauen nahe. Die Plastikchemikalie kann den Hormonhaushalt gravierend stören und zu Erkrankungen der Eierstöcke führen", erklärte Daniela Hoffmann von "Global 2000".
Lobby behauptet, hohe BPA Konzentrationen seien kaum möglich
Andere Forscher behaupten allerdings immer wieder, dass geringe BPA- Konzentration dem menschlichen Organismus nicht schaden könne. Hierbei wird allerdings nicht beachtet, dass BPA massenhaft in der Industrie eingesetzt wird. Von Kindesalter an sind Menschen unweigerlich in Kontakt mit BPA. So findet sich der Stoff in Babyflaschen, Schnullern, Lebensmittel- Verpackungen, Thermopapier, Plastikflaschen und vielen weiteren weiteren Gebrauchsgegenständen. Eine Potentialtrennung ist demnach eigentlich nicht möglich, da es sich um ein vielfältig eingesetzten Weichmacher handelt. Belastungen über einen längeren Zeitraum belasten zunehmend den menschlichen Organismus.
Bundesumweltamt warnt vor Bisphenol-A
Diese Tatsache konnte unlängst auch die Umweltbundesbehörde nicht leugnen und warnte Verbraucher und Hersteller vor dem Einsatz von BPA. So mahnte der Vorsitzende Jochen Flasbarth des Umweltbundesamtes: "Aus Sicht des Umweltbundesamtes bestehen zwar noch Datenlücken; doch die vorliegenden Kenntnisse sollten ausreichen, die Verwendung bestimmter Bisphenol-A-haltiger Produkte aus Vorsorgegründen zu beschränken". Es bestehe derzeit kein Verbot, sondern nur eine Warnung. In einigen Ländern wie Kanada oder Frankreich ist man über den Warnstatus schon hinaus. Hier wurde der Einsatz von BPA in Produkten für Kinder bereits verboten. Eine Kennzeichnungspflicht könnte die Hersteller dazu zwingen, auf andere Stoffe umzusteigen. Denn dann hätte der Verbraucher die Möglichkeit, zwischen BPA und BPA-freien Produkten zu wählen. Ein generelles Verbot wäre allerdings noch besser. (sb, 07.11.2010)
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