Selbstmord bei Depressionen
Suizid (Selbstmord) bei depressiven Menschen im sozialen Umfeld verhindern
Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention gibt Selbsttötung als eine häufigsten Todesursachen an. Nach Schätzungen der WHO aus dem Jahre 2008 sind weltweit ca. 1. 000 000 Menschen durch Suizid zu Tode kommen, allein in Deutschland lag die Zahl im Jahre 2006 bei 10.000. Die Anzahl der Suizidversuche soll ungefähr das Zehnfache betragen. Eine der Hauptursachen, dem Leben eigenen ein Ende zu setzen, ist eine depressive Erkrankung.
Depression ist die häufigste Ursache von Suizid
Die Nachricht von der Selbsttötung des Fußballprofis Robert Enke am 10.11.2009 hat die Diskussion um das Thema „Depression“ angefacht mit der erneuten Forderung der Enttabuisierung von depressiven Störungen im Fußballsport. Nachdem im sportlich-beruflichen Umfeld Enkes niemand Anzeichen einer Depression oder gar einem drohenden Suizid bemerkt haben will, werden nun die Rufe lauter, „sich zu öffnen“ und „auf den anderen zu achten“. Schließlich habe man im Leistungssport mit einem enormen Leistungsdruck, inneren und äußeren Erwartungen und Ansprüchen und dem damit verbundenen psychischen Stress umzugehen. Doch diese Forderungen dürfen nicht nur auf den Fußballsport beschränkt bleiben. Insbesondere beruflicher Leistungsdruck mit Versagensängsten, aber auch die Angst vor Arbeitslosigkeit und finanzielle Sorgen können als „Dauerstress“ in nahezu jedem Berufsfeld Entstehungsfaktor oder Auslöser einer depressiven Erkrankung sein, wenn eine genetische Veranlagung besteht oder unverarbeitete Ereignisse in der eigenen Lebensgeschichte bereits die Seele belasten. Die exakten Entstehungsmechanismen einer Depression gelten bisher als unzureichend geklärt (s. auch Artikel Depression). Bekannt ist jedoch, dass rund zwei Drittel der Selbsttötungsversuche oder vollzogene Selbsttötungen aus einer Depression heraus vorgenommen werden, vor allem, wenn Sucht, Trennung oder eine schwere körperliche Erkrankung hinzukommen.
Signale von Depression und Suizidalität
Der Aufruf nach mehr Achtsamkeit in unserem sozialen Umfeld betrifft uns also alle. Doch woran erkennen wir, dass eine Arbeitskollegin, jemand aus Freundes-, Bekanntenkreis oder Sportverein depressiv ist und ernsthafte Selbstmordgedanken in sich trägt?
Die Depression macht sich in der Regel nach außen durch Verhaltensänderungen bemerkbar machen. Häufig ist ein sozialer Rückzug zu beobachten. Kontakte werden abgebrochen, Hobbys aufgegeben, gewohnte Arbeitsvorgänge sind nicht mehr zu bewältigen. Manche Betroffenen verlassen Wohnung und Bett nicht mehr. Mimik, Gestik und Stimme können an Ausdruck verlieren. Auch das Leiden an wechselnden körperlichen Beschwerden und Schmerzen, Gewichtsverlust, auffallende Konzentrationsstörungen, häufige Krankschreibungen und Sorgen um die eigene Gesundheit können ein Hinweis auf depressive Symptome sein. Die Einstellung der Betroffen in Bezug auf die Zukunft und den eigenen Fähigkeiten stellen sich zunehmend negativ und pessimistisch dar, Selbstzweifel, Gefühle der Hoffnungslosigkeit bis hin zu Selbsttötungsgedanken werden geäußert („Ich habe bald keine Lust mehr“). Auch eine verstärkte Beschäftigung mit dem Thema Tod ist als Alarmsignal zu werten.
Helfen, Hilfe zu finden
Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention nennt als wirkungsvolle Hilfen Geduld und ein offenes Gespräch mit dem Betroffenen. Die beobachteten Veränderungen sollten angesprochen und hinterfragt werden. Auf keinen Fall dürfen die Sorgen der Betroffenen (so unrealistisch sie erscheinen) bagatellisiert und abgetan werden. Todeswünsche und Selbsttötungsgedanken sollten aufgegriffen und ernstgenommen werden. Der Mythos, dass „echte Selbstmörder“ vorher nie über ihre Pläne sprechen, hält sich hartnäckig, stimmt jedoch erfahrungsgemäß nicht. Wenn möglich, sollten Bezugspersonen einbezogen werden. Natürlich kann die professionelle Hilfe nicht durch die Zuwendung eines Kollegen, Bekannten, Freundes oder Verwandten ersetzt werden. Vielmehr sollte behutsam auf konkrete Hilfsangebote aufmerksam gemacht werden. Manchmal ist es notwendig, die ersten Schritte einzuleiten, Adressen weiterzugeben oder den Betroffenen zu einem ersten Gespräch in eine Hilfseinrichtung zu begleiten. Im Internet finden sich zahlreiche Infos zu Depression und Suizidalität, es gibt Foren zum Erfahrungsaustausch und Adressen von Selbsthilfegruppen. Auf den Internetseiten „Kompetenznetz Depression“ finden sich Informationen zu den Angeboten des „Deutschen Bündnisses gegen Depression e.V.” und der „Stiftung Deutsche Depressionshilfe“ Besonders nützlich sind die Listen von regionalen Selbsthilfegruppen und Krisendiensten, die nach Postleitzahlen sortiert aufgeführt werden. (jvs, 19.11.2009)
Quellen und weitere Hilfen:
– Deutsches Bündnis gegen Depression e.V. www.buendnis-depression.de
– Kompetenznetz Depression www.kompetenznetz-depression.de
– Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfe in Lebenskrisen e.V.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.