Teure Medikamente belasten die Krankenkassen.
(10.06.2010) Teure Spezial-Medikamente verursachen hohe Kosten für die Krankenkassen. Viele Medikamente verfügten laut aktuellen "Barmer Report" über keinen oder kaum zusätzlichen Nutzen. Die Barmer GEK hat den neuen Arzneimittelreports 2010 vorgestellt. Darin wird u.a. berichtet, dass die zum Teil sehr teuren Arzneien die Budgets der Krankenkassen übermäßig belasten, obwohl zahlreiche neu eingeführte Medikamente keinen zusätzlichen Nutzen für die Patienten bieten. Die Barmer GEK beziffert den Anteil der neuen Präparate ohne zusätzlichen Nutzen mit 40 Prozent. Die Arzneien seien vor allem Spezial-Medikamente gegen Krebs, Rheuma und Multiple Sklerose. Bei der Vorstellung des Reports forderte Gesundheitsforscher Gerd Glaesk, die neuen patentgeschützten Medikamente sollten zunächst nur eine befristete Kassenzulassung erhalten und dann später noch einmal erneut auf den tatsächlichen Nutzen getestet werden. So wolle man unnötige Arzneien ohne zusätzlichen Nutzen und damit auch die ausufernden Kosten eindämmen.
Zum Beispiel verursachen Krebsmittel extrem hohe Kosten. Die Kosten für eine Arznei-Krebs-Therapie koste pro Jahr rund 60.000 Euro, in einigen Fällen sogar bis zu 100.000 Euro. Diese Medikamente würden rund ein Fünftel der gesamten Arzneimittelausgaben der Krankenkassem ausmachen. Die Budgets der Krankenkassen würden demnach sehr stark belastet werden, und das teilweise mit Arzneien, dessen zusätzlicher Nutzen bislang nicht erwiesen sind. Die Steigerungsraten der zwanzig teuersten Arzneien lagen im letzten Jahr 2009 bei der Barmer zwischen satten 12 und 25 Prozent, bei einem durchschnittlichen Zuwachs über die gesamte Palette von 6 Prozent.
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler plane ein sog. "Pharma-Sparpaket", um die stetig steigenden Arzneimittelpreise zu stoppen. So sollen zwangsweise Rabatte und eingefrorene Arzneimittelpreise eingeführt werden. Zudem will Rösler die Pharmaindustrie dazu zwingen, bei neuen Medikamenten in Verhandlungen mit den Kassen zu treten. Konnte innerhalb eines Jahres keine Einigung gefunden werden, soll eine Schiedskommission den Preis bestimmen. Rösler will langfristig durch diese Maßnahme 2 Milliarden Euro einsparen.
Bamer-Vicechef Rolf Schlenker begrüßte die Pläne des Gesundheitsministers. So fragte Schlenker: "Warum verlangen die Pharmafirmen für das Krebsmittel Glivec in Großbritannien 1800 Euro, bei uns aber 2800 Euro?" Schlenker forderte ebenfalls eine Schiedskommission, die sich an den Arzneimittelpreisen des europäischen Auslands orientiere. Weitere sinnvolle Maßnahmen zur Kostensenkung seien ein "Preismoratorium bei Krankenhäusern" und eine "moderate" Senkung der ärztlichen Gesamtvergütung. (sb)
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