Therapieangebot für Kinder mit psychischen Störungen an der Universität Frankfurt
Die Ambulanz für Verhaltenstherapie der Universität Frankfurt bietet seit Freitag letzter Woche weitere Therapieplätze für Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen an. Bundesweit zeichnet sich eine deutliche Zunahme der psychischen Störungen bei Kinder und Jugendlichen ab. Vielfach kommen Träger für Therapieangebote kaum hinterher, zeitnah Plätze anzubieten.
Teilweise müssen Eltern und Kinder bis zu einem Jahr in Deutschland auf einen Therapieplatz warten. Durch das neue Angebot der Verhaltenstherapie-Ambulanz der Universität Frankfurt am Main soll die Wartezeit etwas gemindert werden. Unter anderem soll Kindern Hilfe angeboten werden, die an den verschiedenen Formen der Selbstverletzung leiden. „Selbstverletzung ist ein Symptom und ein Alarmsignal“, erläuterte die Psychologin Judith Schwieger. Die Kinder und Jugendliche wollen mit dem sogenannten „Ritzen“ emotionale Spannungen abbauen und ihre Gefühle kontrollieren. Dipl. Sozialarbeiterin Gritli Bertram sagte in einem Gespräch gegenüber Heilpraxisnet.de: „Die zumeist jungen Menschen verspüren einen inneren Schneidedruck, dem sie nachgehen müssen. In der Therapie können jedoch konstruktive Strategien zur Bewältigung erlernt werden“.
Der körperliche Schmerz werde bei einer Selbstverletzung dem seelischen Schmerz vorgezogen, erläuterte zudem die Psychologin Schwieger, die auch Geschäftsführerin des Therapeuten-Ausbildungsprogramms an der Ambulanz ist. Hinter der Selbstverletzung stecken ausschließlich tiefe psychische Probleme. Traumatisierungen nach einem sexuellen Missbrauch kommen ebenso vor, wie verschiedene Stresssituationen, erklärte die Expertin.
Die bekannteste Art des selbst verletzenden Verhaltens ist das sogenannte „Ritzen“ des Unter- und Oberarms. Dabei werden die Arme auf unterschiedliche Weise geschnitten oder geritzt. Andere Betroffene greifen zu Verätzungen der Haut mittels Hitze oder starker Kälte. Andere verschlucken gefährliche Gegenstände wie Rasierklingen. In vielen Fällen hätten die Patienten keine anderen Bewältigungsstrategien erlernt, wie beispielsweise in Stress- oder Problemsituationen mit Freunden oder Verwandten zu sprechen. Es gibt allerdings Therapie-Ansätze, in denen die Jugendlichen erlernen können, Spannungen mit konstruktiveren Reizen abzubauen. Ein Alternative könnte das Zerkauen eines Eiswürfels sein.
Was sehr einfach klingt, muss allerdings erst Schritt für Schritt im Rahmen einer Therapie erlernt werden. Wichtig ist herauszufinden, was die eigentlichen Ursachen sind und warum immer wieder Stresssituationen ausgelöst werden. Nur so könne den Jungen und Mädchen wirklich geholfen werden. Viele Jugendliche verheimlichen gegenüber ihren Eltern ihre Selbstverletzungen. Erfahren dennoch Eltern von den destruktiven Verhaltensstrukturen ihrer Kinder, herrscht bei vielen zunächst Ratlosigkeit. Die Psychologin rät betroffenen Eltern nicht panisch zu reagieren, sondern professionelle therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
In Elterngesprächen wird u.a. vermittelt, wie Eltern ihre Kinder bei der Genesungen unterstützen können. „Emotionale Zuwendungen und Verständnis sollten die ersten Schritte der Eltern sein, um den Therapieverlauf zu stärken. Strafen und Sanktionen bezüglich des selbstverletzenden Verhaltens wären kontraindiziert“ wie Sozialpädagogin Bertram gegenüber „Heilpraxisnet.de“ erläuterte. (sb)
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