Würmer bei Kindern mit Tiermedizin bekämpfen
14.02.2014
Künftig könnte ein Wirkstoff, der bisher nur in der Tiermedizin eingesetzt wurde, Millionen Kinder in Entwicklungsländern von Darmwürmern befreien. Laut einer Studie sei diese Arznei um ein Vielfaches wirksamer als die herkömmlichen Standardtherapien.
Eine Milliarde Menschen infiziert
Weltweit sind etwa eine Milliarde Menschen mit Haken- und Peitschenwürmern infiziert. Besonders betroffen davon sind Kinder in Entwicklungsländern, die sich häufig mangels Latrinen und sauberem Wasser anstecken. Wurmeier des Peitschenwurms gelangen über die verschmutzte Erde in den Magen-Darmtrakt, wo sie dann übermehrere Entwicklungsstadien heranwachsen. Als Folge davon komme es zu einer verzögerten Entwicklung der Kinder, zur Senkung der Leistungsfähigkeit und außerdem manchmal zu gefährlicher Blutarmut.
Empfohlene Therapien zeigen wenig Wirkung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt bislang zur Eindämmung der gesundheitlichen Belastung durch Wurmerkrankungen eine jährliche Entwurmungsbehandlung für Kinder und Personen aus Risikogruppen wie Feld- und Minenarbeiter. Die empfohlenen Standarttherapien mit Albendazol oder Mebendazol zeigten gegen den weit verbreiteten Peitschenwurm Trichuris trichiura wenig Wirkung.
Wirkstoff aus der Veterinärmedizin
Ein Team um Benjamin Speich vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (SwissTPH) in Basel hat nun in diesem Zusammenhang einen Wirkstoff untersucht, der seit den 1970er Jahren in der Veterinärmedizin zum Einsatz kommt. „Wir erinnerten uns an ein wirksames Entwurmungspräparat aus der Tiermedizin“, so Jennifer Keiser vom Basler Institut. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachblatt „New England Journal of Medicine“.
Kombination aus Standardmedikament und Tiermedizin
Die Schweizer Forscher behandelten über 450 Kinder auf der ostafrikanischen Insel Pemba (Tansania) entweder mit dem ansonsten in der Tiermedizin eingesetzten Präparat „Oxantel Pamoate“ oder mit den Standardtherapien. Dabei stellte sich heraus, dass die beste Wirkung durch eine Kombination von Oxantel und Albendazol erzielt werden konnte. Bereits nach einmaliger Behandlung mit dieser Wirkstoffkombination waren 31 Prozent der Kinder frei von Peitschenwürmern. Wurde nur allein mit Albendazol behandelt, waren es nur 2,6 Prozent und bei Mebendazol 11,8 Prozent.
Signifikant bessere Wirkung
Mit der Kombination verringerte sich zudem die Anzahl der Wurmeier im Stuhl der Kinder um 96 Prozent, mit den anderen Mitteln jedoch nur um 45 bis 75 Prozent. „Wir konnten zeigen, dass dieser Wirkstoff signifikant besser wirkt“, so Speich, allerdings nicht gegen Haken- und Spulwürmer. Die Nebenwirkungen seien denen der Standarttherapien vergleichbar und meist mild gewesen.
Gesundheit von Millionen Kindern verbessern
Wie Studienleiterin Keiser erklärte, sei ein Einsatz von Oxantel beim Menschen unter Experten für Wurmerkrankungen schon seit einiger Zeit diskutiert worden. Da der Wirkstoff jedoch bislang nur in Kombination mit anderen Substanzen erhältlich war, hätten die Forscher erst einmal mit Hilfe von Pharmazeuten der Universität Basel selbst eine kindgerechte Tablette entwickeln müssen. Die Wissenschaftler erklärten, dass derzeit in weiteren klinischen Tests Dosierung und Abgabeschemen des Medikaments verbessert würden. Die WHO könnte künftig aufgrund der Basler Studie ihre Empfehlung auf diese Substanz ausdehnen. Die Gesundheit von Millionen Kindern weltweit könnte damit verbessert werden. (sb)
Bild: Lupo / pixelio.de
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