Das Umweltministerium sieht die Asse-Krebsrate als statistischen Zufall an
04.12.2010
Erstmals hat sich das Bundesumweltministerium zu der erhöhten Krebsrate rund um das marode Atommülllager „Asse“ positioniert. In dem Umweltministerium ist man der Ansicht, die im Bundesvergleich vielfach höhere Rate an Krebserkrankungen „reiner Zufall“ sei. Allein aufgrund statistischer Auswertungen könne kein Zusammenhang erklärbar sein.
Rund um das heftig kritisierte Atommülllager Asse II wurde nach neusten Auswertungen eine erhöhte Rate von Leukämie– und Schilddrüsenkrebsfälle gemessen. Umweltschützer sehen sich durch die Ergebnisse bestätigt, dass die marode Anlage Asse II die Gesundheit der Menschen in der Region nachhaltig schädige. Bis heute wird darüber gestritten, wie stark der Atommüll der Anlage tatsächlich radioaktiv strahlt.
Einen erkennbaren Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen in der Region und dem Lager schließt die Bundesregierung nach neusten Bekundungen nun aber aus. Die Parlamentarische Umweltstaatssekretärin Ursula Heinen-Esser (CDU) sagte auf eine Bundestagsanfrage der Grünen, die steigenden Krebsraten in der Gemeinde Asse können "nicht durch die Strahlenbelastung aus der Asse erklärt werden". Die Bundesregierung komme nach ersten Untersuchungen zu dem Entschluss, dass die hohen Krebsraten in der kleinen Region "zwangsläufig starken statistischen Schwankungen" unterliegen würde. Bei solchen Analysen könnten höhere Raten von Krebsfällen "allein aufgrund des statistischen Zufalls" gefunden werden, da in der Gemeinde relativ wenig Menschen wohnen. "Um den beobachteten Anstieg mit Strahlung erklären zu können, müsste nach den vorliegenden wissenschaftlichen Kenntnissen über die Entstehung entsprechender Krebserkrankungen die Dosis etwa 10.000 mal höher sein als beobachtet.", schrieb die Mitarbeiterin des Umweltministeriums in der vorliegenden Stellungnahme.
Angesichts dieser Regierungsstellungnahme zeigte sich die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen bitter enttäuscht. So sagte die Umwelt- politische Sprecherin Dorothea Steiner (Grüne), die Bundesregierung wolle die Ängste und Sorgen der Bürger in der Region klein reden. Die Menschen werden nicht ernst genommen.
Während Umweltverbände und Ärzteorganisationen in den Zahlen einen Beleg für eine Gesundheitsgefährdung der Menschen sehen, wies das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nach Bekanntgabe der Daten daraufhin, dass es keinen „kausalen Zusammenhang“ zwischen den Erkrankungen und der geringen Strahlenbelastung gebe. Einen solchen Zusammenhang könne man „derzeit nicht nachweisen“. In der letzten Woche wurde öffentlich bekannt, dass in der näheren Umgebung des Atomendlagers etwa doppelt so viele Fälle von Blutkrebs auftraten. Die Anzahl von Schilddrüsenkrebs ist sogar um das dreifache höher, als im durchschnittlichen Bundesvergleich. (sb)
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