Viele Arzneimittel für Senioren gesundheitlich gefährlich.
(10.08.2010) Der medizinische Forschungsverbund Priscus hat eine neue Liste mit Medikamenten veröffentlicht, die für Senioren ungeeignet sind. Der Einsatz der 83 betroffenen Medikamente bei Senioren würde demnach zu hohe Risiken mit sich bringen. Dennoch erhalten 40 Prozent der Altenheimbewohner in Deutschland täglich verschiedene Medikamente, die auf der Priscus-Liste stehen.
Priscus widmet sich als eines von sechs Verbundprojekten im Programm „Gesundheit im Alter“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) insbesondere den seniorenspezifischen Aspekten in der Medizin. In dem Verbund bearbeitet Prof. Dr. Petra Thürmann vom Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie der Universität Witten/Herdecke den Bereich der Verbesserung der medikamentösen Versorgung älterer Menschen. So hat sie mit ihrem Team aus ca. 20 Experten der verschiedensten Fachrichtungen die Medikamente auf dem deutschen Markt genau unter die Lupe genommen und jetzt eine explizit für Deutschland entwickelt Liste veröffentlicht, die sämtliche für Senioren riskanten Medikamente mit dem entsprechenden Gefährdungspotenzial listet. Zudem werden auch Alternativen zu den kritischen Medikamenten aufgezeigt.
Handlungsbedarf besteht, denn wie die Untersuchungen zur Erstellung der "Priscus-Liste" verdeutlichten, nehmen Senioren im Durchschnitt sechs verschiedene Wirkstoffe täglich ein. Dies ist ohnehin kritisch zu betrachten, da bei Einnahme eines derartigen Medikamenten- Cocktails das Risiko schädlicher Wechsel- und Nebenwirkungen extrem steigt. Zudem zeigt die Untersuchung das 15 bis 20 Prozent der über 75-Jährigen, die noch zu Hause wohnen, Mittel nehmen, die auf der Priscus-Liste stehen. Wobei deren Einnahme für Senioren besondere Gefahren birgt,da sie z. B. das Risiko von Nierenschädigungen, Magenblutungen und Stürzen erhöhen, so Thürmann. Bei den Altenheimbewohnern erhalten nach Aussage der Expertin sogar ca. 40 Prozent Medikamente, die laut Priscus-Liste ungeeignet sind. "Das hängt damit zusammen, dass eine Reihe dieser Medikamente bei Demenz und Depressionen eingesetzt werden und der Anteil der davon Betroffenen in Altersheimen größer ist" erklärte Prof. Dr. Thürmann weiter.
Der Einsatz von auf der "Priscus-Liste" verzeichneten Antidepressiva, Schmerz- und Beruhigungsmittel etc. ist derzeit noch soweit verbreitet, dass die Expertin allerdings davor warnt in Panik zu verfallen, falls ein Angehöriger eines der Mittel verordnet bekommen hat. Vielmehr sollten die ebenfalls von Priscus gelisteten Alternativen und ggf. die Kontrollmöglichkeiten für den Gesundheitszustand des Betroffenen genutzt werden. "Die Liste dient dazu, dass der Arzt beim einzelnen Patienten hinterfragt, ob ein Medikament unbedingt verordnet werden muss und ob möglicherweise Alternativen vorhanden sind", so Frau Thürmann
Drei Jahre lang soll die Liste nun überprüft und ggf. ergänzt werden. So gilt es zu beobachten, „ob tatsächlich weniger Komplikationen auftreten, wenn auf der Priscus-Liste stehende Medikamente nicht mehr oder nur unter bestimmten Voraussetzungen verschrieben werden." erklärte Prof. Dr. Thürmann. (fp)
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