Einfach aussprechbare Arzneimittelnamen fĂŒhren zu erhöhter Dosierung
Der Name von Medikamenten hat erheblichen Einfluss auf das Anwendungsverhalten der Patienten. Dies birgt laut einer aktuellen Studie von Psychologen der UniversitĂ€t Köln jedoch auch das Risiko einer ĂŒbermĂ€Ăigen Dosierung bei Arzneimittel, die einen besonders einfach aussprechbaren Namen haben.
Aus frĂŒheren Untersuchungen war bereits bekannt, dass Arzneimittelnamen, die ohne gröĂere Schwierigkeiten flĂŒssig ausgesprochen werden können, sich bei Patienten einer erhöhten Beliebtheit erfreuen, berichten Simone Dohle und Kollegen vom Social Cognition Center Cologne (SoCCCo) der UniversitĂ€t Köln. In ihrer aktuellen Studie konnten die Wissenschaftler belegen, dass der Name der Arzneimittelname auch das Dosierungsverhalten beeinflusst, was unter UmstĂ€nden mit erheblichen Risiken verbunden sein kann. Ihre Studienergebnisse haben die Forscher in dem Fachmagazin âJournal of Experimental Psychology: Appliedâ veröffentlicht.
Wird potenziell riskantes medizinisches Verhalten gefördert?
Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer aktuellen Studie mögliche ZusammenhĂ€nge zwischen der sogenannten VerarbeitungsflĂŒssigkeit (engl. âprocessing fluencyâ; Leichtigkeit der Informationsverarbeitung) von Arzneimittelnamen und dem Dosierungsverhalten der Patienten. Dabei stellte sich laut Aussage der Forscher auch die Frage, ob eine hohe VerarbeitungsflĂŒssigkeit zu einem potenziell gefĂ€hrlichen medizinischen Verhalten fĂŒhrt. In zwei kontrollierten Experimenten habe sich gezeigt, dass bei einfach aussprechbaren Medikamentennamen die verwendete Medikamentendosis steigt.
Erhöhte Dosierung bei einfachen Namen
WĂ€hrend komplizierte Arzneimittelnamen von den Patienten eher mit einem erhöhten Risiko gefĂ€hrlicher Nebenwirkungen assoziiert werden, scheinen einfach aussprechbare Bezeichnungen eine Verharmlosung der Medikamente zu fördern. So hat sich in dem ersten Experiment der Kölner Psychologen gezeigt, âdass Medikamente mit fluentem Namen als sicherer wahrgenommen werden, als solche mit disfluenten Namenâ, berichten Dohle und Kollegen. Dieser Effekt habe zu einer erhöhten Arzneimitteldosierung sowohl bei synthetisch hergestellten als auch bei pflanzlichen Arzneimitteln gefĂŒhrt. In einem zweiten Experiment stellten die Forscher fest, dass Menschen eine höhere Arzneimitteldosierung fĂŒr sich selbst und fĂŒr ein Kind wĂ€hlen, wenn das Medikament einen flieĂend aussprechbaren Namen trĂ€gt.
Weitreichende Wirkung der Arzneimittelnamen
âUnsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Name eines Arzneimittels ein starker Einflussfaktor fĂŒr das Dosierungsverhalten istâ, betonen die Wissenschaftler. Offenbar werden unaussprechliche Medikamente als riskanter eingestuft, wĂ€hrend leicht aussprechbare Namen mit eher sanften Arzneimitteln in Zusammenhang gebracht werde. Dies hat den aktuellen Studienergebnisse zufolge auch Auswirkungen auf die verwendete Dosierung der Medikamente. Daher sollten âMedikamente mit starken Nebenwirkungen durchaus komplizierte Namen habenâ, wird die Studienleiterin von der âSĂŒddeutschen Zeitungâ zitiert. So lasse sich das Risiko verringern, dass Patienten zu viel davon einnehmen.
Komplizierte Arzneimittelnamen schrecken ab
Die Experten erklĂ€ren den Effekt des Arzneimittelnamens auf die Dosierung mit der Leichtigkeit der Informationsverarbeitung, welche bei einem sperrigen Medikamentennamen deutlich erschwert ist. Dies fĂŒhre tendenzielle zu einer Ablehnung aufgrund des erhöhten Informationsaufwandes. Bei eingĂ€ngigen, einfach aussprechbaren Arzneimittelnamen sei indes der gegenteilige Effekt festzustellen. (fp)
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