Diesel-Abgase verursachen Krebs
14.06.2012
Forscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuften jüngst Dieselabgase von Autos und Maschinen als krebserregend ein. „Der wissenschaftliche Beweis ist überzeugend“, erklärte Christopher Portier, Leiter einer derartigen Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon, die zur WHO gehört. Die Automobilindustrie widerspricht den Forschern jedoch vehement und kritisiert, dass die Untersuchung auf Emissionswerte alter Dieselmotoren ohne Filtersysteme zurückzuführen sei.
Dieselabgase sollen Lungen- und möglicherweise Blasenkrebs verursachen
Die Forscher der WHO seien gemeinsam und übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass Dieselabgase bei Menschen Lungenkrebs verursachen, so Portier in einer Mitteilung der IARC. Die Untersuchungsergebnisse wurden nach einer sieben tägigen Erörterungsphase durch ein internationales Forscherteam in Lyon präsentiert. Neben dem wissenschaftlichen Beweis für die Entstehung von Lungenkrebs bestehe auch der Verdacht, dass Dieselabgase in Zusammenhang mit Blasenkrebs stünden, hieß es.
Das Risiko an Krebs zu erkranken durch Einatmen der Abgase sei jedoch relativ gering. Die Forscher betonten, dass vielmehr Menschen betroffen seien, die häufig oder berufsbedingt regelmäßig Dieselabgasen ausgesetzt seien. Bei ihnen könne von einer direkten Verbindung zu Lungenkrebs ausgegangen werden, erklärten die Forscher. In der Erklärung vom 12. Juli schrieben sie: „Heute hat die Internationale Agentur für Krebsforschung Dieselabgase als krebserregend für Menschen klassifiziert.“ Die Wissenschaftler fordern aufgrund der erschreckenden Studienergebnisse: „Weltweit muss der Kontakt von Menschen mit dieser Mixtur von Chemikalien reduziert werden.“ Derzeit seien jedoch „große Bevölkerungsteile im täglichen Leben Dieselabgasen ausgesetzt, sei es durch ihren Beruf oder die Umgebungsluft“. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, dass Schätzungen von IARC-Chef Kurt Straif zufolge, das Risiko bei Berufskraftfahrern ähnlich hoch wie das von Passivrauchern sei. Passanten auf der Straße hätten ein niedrigeres Risiko. Dennoch raten die Forscher zu weiteren Untersuchungen.
Automobilbranche widerspricht Forschern
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) widerspricht den Aussagen der Forscher und kritisiert, dass lediglich veraltete Motoren für die Untersuchung herangezogen wurden. „Diese über acht Jahre alten Motoren repräsentieren in keiner Weise die heute im Markt vorhandene fortschrittliche Dieseltechnologie", so der VDA. Der Verband argumentiert mit der ab 2014 verbindlichen Schadstoffklasse Euro 6, nach der Fahrzeuge 98 Prozent weniger Partikel, Kohlenmonoxid und flüchtige Kohlenwasserstoffe ausstoßen sollen als vor Einführung der Abgasnorm vor 20 Jahren. Im Fall von Stickoxiden, die ebenfalls in Dieselabgasen enthalten seien, entspreche der Rückgang durch die neue Schadstoffklasse immerhin 75 Prozent. „Der sparsame und saubere Dieselmotor ist und bleibt ein wesentlicher Baustein der nachhaltigen Antriebs- und Kraftstoffstrategie“, erklärte der Verband.
Umweltschützer fordern Ausweitung der Umweltzonen
Unterdessen forderten Umweltschutzgruppen eine Ausweitung der Umweltzonen, um die Menschen vor den Gesundheitsschäden der Dieselabgase besser zu schützen. So sagte Jens Hilgenberg vom Bund für Umwelt und Naturschutz gegenüber dem ZDF: "Studien in Berlin haben gezeigt, dass Umweltzonen ein gutes Mittel sind, um den Ruß in den Städten zu minimieren." Zudem müsse die Politik anfangen, auch die Abgaswerte auch bei Dieselbaumaschinen, Dieselschiffe und Dieselloks zu senken. (ag)
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