So viel zusätzliche Kalorien brauchen Frauen in der Schwangerschaft
03.03.2014
Während der Schwangerschaft neigen viele werdende Mütter dazu, mehr Kalorien aufzunehmen, als sie tatsächlich brauchen. Dies hat nicht nur Folgen für die Schwangeren, sondern auch für ihre ungeborenen Kinder. Die Auswertung der Daten aus der sogenannten PEPO-Studie (PEPO: Perinatale Prävention der kindlichen Adipositas) habe gezeigt, dass „sich durch eine unangemessen hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft auch das Risiko für späteres Übergewicht und Adipositas bei den Kindern“ erhöht, berichtet das Forscherteam um Dr. Regina Ensenauer von der Uniklinik München in einer aktuellen Pressemitteilung.
Die im Rahmen des „Kompetenznetzes Adipositas“ durchgeführte PEPO-Studie habe gezeigt, dass „der Anteil an Frauen mit einer übermäßigen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft stetig zunimmt“, erläuterte Dr. Ensenauer. Die Wissenschaftler haben die Daten von 6.837 Kindern und ihren Müttern ausgewertet, um mögliche Zusammenhänge zwischen der Gewichtszunahme der Mütter während der Schwangerschaft und dem späteren Adipositas-Risiko der Kinder zu ermitteln. Die Analyse der Angaben aus dem Mutterpass und den Kinderuntersuchungsheften habe gezeigt, dass die Kinder bei einer übermäßigen Gewichtszunahme ihrer Mütter während der Schwangerschaft im Alter zwischen fünf und sechs Jahren vermehrt übergewichtig waren, berichten Ensenauer und Kollegen.
Mehr als die Hälfte der Frauen legt in der Schwangerschaft zu viel Gewicht zu
Die Datenauswertung ergab, „dass mehr als die Hälfte aller Mütter (53,6 Prozent) die 2009 veröffentlichten Empfehlungen des Institute of Medicine (IOM) bezüglich der Obergrenzen für eine adäquate Gewichtszunahme während der Schwangerschaft überschritten hatte“, so die Mitteilung des „Kompetenznetzes Adipositas“. Bei der Schuleingangsuntersuchung sei anschließend im Alter von fünf bis sechs Jahre der Body-Mass-Index (BMI) und Taillenumfang der Kinder erfasst worden, wobei sich herausstellte, dass „von den Schuleingangskindern, deren Mütter in der Schwangerschaft zu viel Gewicht zugenommen hatten, fast dreizehn Prozent übergewichtig waren und über siebzehn Prozent einen erhöhten Taillenumfang hatten.“ Der Studienleiterin Dr. Regina Ensenauer zufolge ist es „naheliegend, dass im Sinne der fötalen Programmierungeine vermehrte Bereitstellung mütterlicher Nährstoffe möglicherweise zu einer Fehlanpassung des Feten mit einer Prägung für ein erhöhtes Adipositasrisiko führt.“
250 zusätzliche Kilokalorien ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel
Die Experten empfehlen daher eine moderate Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, um eine optimale Entwicklung des ungeborenen Kindes zu gewährleisten. Dabei liege der „Mehrbedarf an Energie ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel bis zum Ende bei lediglich 250 Kilokalorien pro Tag.“ Mit einem zusätzlichen 200 Gramm Joghurt oder einem mittelgroßen Apfel werde dieser bereits gedeckt. Durch die regelmäßige Kontrolle der Gewichtszunahme in den einzelnen Schwangerschaftsdritteln könne im Zweifelsfall rechtzeitig gegengesteuert und so eine Senkung des Adipositas-Risikos für die Kinder erreicht werden. Während der Schwangerschaft ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung laut Aussage der Experten generell von besonderer Bedeutung. Sie sollte „reich an Vitaminen, Spurenelementen, Eiweiß und komplexen Kohlenhydraten“ sein, berichtet das „Kompetenznetz Adipositas“. Die Ernährungsmedizinerin und Kinderärztin Regina Ensenauer ergänzte, dass bei vorliegendem Übergewicht jedoch keinesfalls während der Schwangerschaft eine Diäten gehalten werden sollte. Allerdings sei eine Normalisierung der Gewichtszunahme im Sinne einer Minimierung des Adipositas-Risikos bei den Kindern durchaus angebracht.
Überwachung der Gewichtszunahme ermöglicht Prävention
Die Auswertung der Daten hat laut Aussage der Forscher gezeigt, dass eine übermäßige Gewichtszunahme oftmals bereits im zweiten Schwangerschaftsdrittel vorhergesagt werden kann und demnach entsprechende Präventionsmaßnahmen „schon zwischen dem dritten und sechsten Schwangerschaftsmonat eingeleitet werden könnten, um negativen Auswirkungen auf das Gewicht des Kindes vorzubeugen.“ Sollte es der Mutter noch in den letzten drei Monaten vor der Geburt gelingen, eine weitere übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden, ließe sich das Risiko für späteres Übergewicht des Kindes laut Aussage von Dr. Regina Ensenauer deutlich reduzieren. (fp)
Bild: Ronny Senst / pixelio.de
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