Psychopharmaka gegen Depressionen: Unvermutete Wirkung bei Antidepressiva entdeckt
13.07.2013
Eine Begleiterscheinung vieler gängiger Antidepressiva galt bislang als Nebeneffekt der Arzneien. Deutsche Wissenschaftler fanden jetzt heraus, dass dieser Nebeneffekt eventuell sogar für eine der Hauptwirkungen verantwortlich sein könne. Das könnte bedeuten, eine neue Ursache für die Erkrankung entdeckt zu haben.
Vier Millionen leiden an Depression
Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe erkrankt jeder fünfte Bundesbürger ein Mal im Leben an einer Depression. Insgesamt seien es hierzulande derzeit etwa vier Millionen Menschen, die an einer behandlungsbedürftigen Depression leiden. Wissenschaftler an der Psychiatrie am Universitätsklinikum Erlangen fanden anhand von einem Test an Mäusen jetzt heraus, dass eine Begleitwirkung vieler gängiger Antidepressiva eine der Hauptwirkungen sein könnte.
Effekt um in positive Stimmung zu kommen
Mediziner der Universitäten Duisburg-Essen und Erlangen-Nürnberg haben beobachtet, dass viele Medikamente gegen Depressionen ganz nebenbei auch den Gehalt des fettähnlichen Stoffes Ceramid in Nervenzellen mindern. „Doch genau dieser Effekt scheint in Wirklichkeit eine zentrale Rolle zu spielen, um wieder in eine positive Stimmung zu kommen", so der Leiter der Psychiatrie am Universitätsklinikum Erlangen, Johannes Kornhuber.
Neue Ursache der Krankheit entdeckt?
Die Forscher fanden bei Tests an Mäusen heraus, dass Ceramid die Bildung neuer Nervenzellen in einem besonderen Bereich des Gehirns, dem Hippocampus, hemmt. Den Angaben zufolge können sich neue Nervenzellen bilden, wenn Ceramid reduziert wird und somit bessere sich die Stimmung wieder. Sollten sich diese Aussagen bestätigen lassen, wäre damit eine neue Ursache für die Krankheit entdeckt worden. „Unsere Annahme ist, dass es bei Depressionen zu viel Ceramid gibt." Die Neubildung von Nervenzellen könne auch durch Stress verhindert werden.
Noch kein neues Medikament in Sicht
In einem nächsten Schritt soll die Therapie auf Menschen übertragen werden. Allerdings vergehen in der Regel mehrere Jahre bis zu einem neuen Medikament. Das Team um Kornhuber und Erich Gulbins (Universität Duisburg-Essen) hat die Ergebnisse ihrer Untersuchungen im Fachblatt „Nature Medicine“ vom Juni veröffentlicht. (ad)
Bild: Andrea Damm / pixelio.de
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