Zahnärzte Gesellschaft: Bisphenol A wird zur Herstellung von Zahnfüllungen und Versiegelungsmassen verwendet
09.01.2011
Vor dem chemischen Weichmacherstoff „Bisphenol A“ in Zahnfüllungen und Versiegelungsmassen warnt die Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche Zahnmedizin (GZM). Der Stoff, der ähnlich wie das weibliche Östrogen wirkt, wird unter anderem auch in der Zahnmedizin verwandt, wie der stellvertretende Vorsitzende der Ärztevereinigung, Dr. med. dent. Wolfgang H. Koch erklärte. Koch verweist in seiner Stellungnahme auf eine Studie des Bundesumweltamtes vom Mai 2010. Die Studie offenbarte, dass der hormonaktive Stoff auch zur Herstellung von Zahnfüllungen und Versiegelungsmassen verwendet wird. Das ist nach Ansicht des Zahnmediziners in Anbetracht der gesundheitsschädlichen Substanz nicht tragbar.
Laut der Studie des Umweltamtes wird zwar Bisphenol A nicht direkt bei Füllungen und Versiegelungsmassen eingesetzt, dafür aber Bisphenol A basierende Stoffe wie Bisphenol A-Glycidylmethacrylat (Bis-GMA) und Bisphenol A- Dimethacrylat (Bis-DMA). Nach einer Zahnbehandlung kann es vorkommen, dass der schädliche Stoff im Mund freigesetzt wird.
Nach wie vor konnte trotz zahlreicher Hinweise auf eine negative gesundheitliche Auswirkung von Bisphenol A kein vollständiges EU-Verbot erwirkt werden. Kritiker bezweifeln, ob die EU dabei frei von Lobbyinteressen entschieden hat. Die Alltagschemikalie wird nach wie vor in zahlreichen Produkten als Weichmacherstoff eingesetzt. Besonders fraglich ist die Verwendung des Stoffes in Produkten für Kinder. So findet sich Bisphenol A weiterhin auch in Babyflaschen, Schnullern und Trinkflaschen. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass Bisphenol A Herz- und Kreislauf-Erkrankungen begünstigt, zu Unfruchtbarkeit bei Frauen und Männern führt sowie das Risiko für Diabetes Typ II Erkrankungen erhöht. Selbst das Umweltbundesamt hat im Verlauf des letzten Jahres vor dem Einsatz der schädliche Chemikalie gewarnt. Doch für ein Verbot hat es anscheinend nicht gereicht.
Koch mahnte, dass solche fragwürdigen Substanzen nicht in den sensiblen Bereich der Mundhöhle gehören. Die Sicherheit der Patienten müsse immer vorgehen, so der stellvertretende GZM Vorsitzende. In diesem Zusammenhang erinnerte Koch an die vor einigen Jahren geführte Diskussion um die gesundheitsschädlichen Folgen von Amalgam. Im Gegensatz dazu dürfe die Diskussion um Bisphenol-A nicht ähnlich langwierig sein, wie es bei Amalgam der Fall war, mahnte Koch. „Seit Jahren leugnen viele Spezialisten und Fachleute trotz eindeutiger Fakten, dass sich Amalgam negativ auf die Patientengesundheit auswirken kann. Eine ähnlich langwierige Diskussion darf es jetzt beim Einsatz von Bisphenol A nicht geben.“ (sb)
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Bild: Peter Kirchhoff / pixelio.de
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