Schon seit 50 Jahren: Die Erfolgsgeschichte der Antibabypille.
(20.08.2010) Seit 50 Jahren schlucken viele Frauen täglich die Pille. Bei ihrer Erfindung in den 60er-Jahren war die Erfolgsgeschichte jedoch kaum vorhersehbar. Massiver Protest aus den verschiedensten Gesellschaftlichen Gruppierungen begleitetet die Einführung auf dem Deutschen Markt.
Dabei stand in erster Linie nicht das Präparat an sich in der Kritik, sondern der befürchtete gesellschaftliche Umbruch. So war bis kurz vor der Markteinführung der Pille in den USA am 18 August 1960 die Weitergabe von Verhütungsmitteln teilweise noch verboten und Informationen über Verhütung bzw. entsprechende Werbung galten als Pornografie. Zudem fürchteten viele Männer um ihre Vormachtstellung in der Familie und die Kirchenvertreter protestierten aufgrund des ihrerseits erwarteten moralischen Verfalls. Selbst der Hersteller „Searle“ war sich des Erfolges nicht sicher und fürchtete aufgrund der generellen Ablehnung in der Gesellschaft auch einen Einbruch bei dem Verkauf seiner anderen Produkte. Insbesondere junge Frauen erkannt jedoch schnell die Vorzüge und feierten die Antibabypille schon damals als eine Art sexueller Revolution, denn sie bot Frauen erstmals die Möglichkeit, sich selbstverantwortlich und sicher vor einer Schwangerschaft zu schützen. Bereits zwei Jahre nach Einführung schluckten über 2 Millionen Amerikanerinnen täglich die Pille, 1968 waren es über sechs Millionen und heute vertrauen weltweit schätzungsweise rund 100 Millionen Frauen auf die Antibabypille. In Deutschland verhüten derzeit ca. 54 Prozent der Frauen mit der Pille.
Nebenwirkungen durch Einnahme von Hormonen:
Während die gesellschaftlichen Konsequenzen der Erfindung von Anfang an äußerst kritisch diskutiert wurden, sind die Nebenwirkungen durch die tägliche Einnahme von Hormonen bis heute nicht wirklich im Fokus des Diskurses angekommen. So nahmen Frauen mit der ersten Antibabypille der Welt täglich eine so hohe Dosis an Östrogen und Gestagen auf, wie sie heute in einer ganzen Monatspackung enthalten ist. „150 Mikrogramm eines synthetischen Östrogens (Ethinylestradiol) und das Vier- bis Achtfache der Gestagenkonzentration, die zur Verhinderung des Eisprungs nötig schienen, waren viel zu hoch dosiert. Die Wissenschaftler wussten damals nur noch nicht, mit welch geringen Hormonmengen sich eine Schwangerschaft verhüten lässt“ so der Hormonexperte und Professor für Gynäkologie an der Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Thomas Rabe. Zum Beispielenthielt „Anovlar“, die 1961 als erste Antibabypille auf dem deutschen Markt zugelassen wurde, schon nur nur halb so viel Hormone wie das US-Vorbild „Enovid“ und war im Vergleich zu modernen Präparaten dennoch eine Hormonbombe.
In folge der ersten hormonellen Verhütung waren Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen wie Gewichtszunahme, Übelkeit, Migräne oder Depressionen noch sehr verbreitet. Zudem stellte die hohe Östrogenkonzentration auch ein erhebliches Risiko für Lungenembolien dar und die Gestagenmenge hatte oftmals erhöhten Blutdruck (Bluthochdruck) zur Folge. Auch wenn bis heute die Dosis an Östrogen in der Antibabypille erheblich reduziert wurde, treten immer noch zahlreiche Nebenwirkungen wie z. B. Kopfschmerzen, Übelkeit, Pilzinfektionen, Brustspannen, Brustschmerzen, Stimmungsschwankungen und Beeinträchtigungen der Libido auf. In seltenen Fällen sind auch schon junge Frauen an den Folgen einer durch die Pille bedingten Embolie verstorben. Und obwohl fortwährend an der Verträglichkeit der Präparate gearbeitet wurde, lässt sich die Aufzählung der Nebenwirkungen nahezu endlos weiterführen und dementsprechend lang ist der Beipackzettel bei den meisten Präparaten. Doch dies hält die meisten Frauen nicht davon ab, täglich kleine Hormonhammer zu schlucken. Alternative synthetische Verhütungsmittel, die erheblich weniger Nebenwirkung haben, wie z. b. die Spirale, erfreuen sich nicht ansatzweise der gleichen Beliebtheit.
Nach anfänglicher Skepsis hat auch die Pharmaindustrie das Marktpotenzial der Antibabypille für sich entdeckt und so bieten in Deutschland rund 20 Hersteller über 100 Präparate an. Allein der deutsche Pillenpionier Schering (heute Bayer) hat 20 hormonelle Verhütungsmittel im Angebot (unter anderem die meistverkaufte Antibabypille der Welt „Yasmin“) und erwirtschaftet mit diesen einem jährlich Umsatz von knapp drei Milliarden Euro. Daneben zählen der Pillenspezialist Grünenthal sowie die internationalen Konzerne Pfizer, Novartis und MSD zu den Big-Playern im Pillengeschäft.
Alternative Verhütung:
Es gibt jedoch auch Alternativen auf natürlicher Basis. Die Mexican Wild Yam oder zu deutsch mexikanische wilde Yamswurzel spielte schon bei der Erfindung der Antibabypille eine entscheidende Rolle. Mexican Wild Yam wurde in der Heilkunde der mexikanischen Naturvölker bereits seit Generationen nicht nur zu Verhütung eingesetzt. Als westliche Wissenschaftler Mitte des letzten Jahrhunderts auf die Wirkung aufmerksam wurden, war ihr Interesse in erste Linie einen Wirkstoff aus der Pflanze zu gewinnen, der sich als Verhütungsmittel vermarkten lässt. Sie fanden den hormonähnliche Wirkstoff Diosgenin und entwickelten auf dessen Basis die ersten synthetischen Wirkstoffe, welche später als Antibabypille eingesetzt wurden.
Im Unterschied zu den synthetischen Präparaten verursacht Mexican Wild Yam jedoch keinerlei bekannte Nebenwirkung. Außerdem hilft die Wurzel in geringerer Dosierung auch bei Beschwerden wie Krämpfen bei Koliken, Entzündungen und rheumatischen Schmerzen. Zudem ist die mexikanische Yamswurzel schweiß-, harn- und galletreibend und schützt die Leber. Ob ausschließlich Diosgenin den Empfängnisschutz aufbaut, ist bisher nicht geklärt und bei Verwendung als Verhütungsmittel wird daher auf jeden Fall der Verzehr der ganzen Wurzel empfohlen. Ca. 3.000 Milligramm der pulverisierten Wurzel muss eine Frau täglich zu sich nehmen, um einen effektiven Empfängnisschutz aufzubauen. Das besondere an der Wirkungsweise: Weder Eireifung noch Eisprung oder der natürliche Menstruationszyklus werden durch Mexican Wild Yam beeinträchtigt, manipuliert oder gar verhindert. Zu diesem Ergebnis kam die US-amerikanische Hebamme Willa Shaffer schon 1986 in ihrem Buch „Wild Yam: Birth Control Without Fear“. „Dies ist ein Verhütungsmittel mit keinen bekannten Nebenwirkungen, das offensichtlich eine unglaublich hohe Erfolgsquote hat“ so die Autorin. Mit der täglichen Einnahme von 3.000 Milligramm Mexican Wild Yam-Pulver (in Kapseln) wird eine durchschnittliche Verhütungssicherheit von 97 % erreicht, erklärt die Spezialistin, was bei regelmäßiger Einnahme, einem natürlichen Lebensstil und stabiler Gesundheit praktisch 100 Prozent Empfängnisschutz bedeutet. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.