Alkohol-Konsum: Etwa 50 Prozent der 15-Jährigen Jugendlichen ist regelmäßig betrunken.
Alkoholkonsum ist eigentlich erst für Jugendliche ab einem Alter von 16 Jahre erlaubt, hochprozentige alkoholische Getränke sogar erst ab 18 Jahre. Dennoch hat über die Hälfte der Jugendlichen bis zum 13. Lebensjahr schon einmal Alkohol getrunken. Ein Drittel aller 10- bis 18-Jährigen betrinkt sich sogar mehr als zweimal im Monat. Dies geht aus einer am Montag vorgestellten Studie der Leuphana Universität Lüneburg hervor.
Die Hälfte der 15-Jährigen trinkt regelmäßig große Mengen Alkohol
Im Auftrag der DAK haben die Wissenschaftler von der Leuphana Universität Lüneburg rund 4.000 Schüler an 17 Schulen in sieben Bundesländern zu ihrem Alkoholkonsum befragt. Eines der erschreckenden Resultate: das Einstiegsalter für Alkoholkonsum liegt oft schon bei zwölf Jahren und bis zum 13. Lebensjahr haben mehr als die Hälfte der Jungen und Mädchen schon einmal Alkohol getrunken. Mit zunehmendem Alter nimmt dabei die Menge des konsumierten Alkohols und die Häufigkeit des Trinkens zu. So konsumiert den Ergebnissen der Studie zufolge von den 15-Jährigen jeder Zweite regelmäßig große Mengen Alkohol. Insgesamt haben zwei Drittel aller Schüler zwischen 10 und 18 Jahren schon einmal Alkohol getrunken, wobei 37 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Woche Getränke wie Bier oder Wein zu sich nehmen. Rund ein Drittel aller Schüler betrinkt sich nach Aussage der Wissenschaftler mindestens dreimal im Monat.
Gymnasiasten trinken häufiger Alkohol als andere
Die Studie hat außerdem gezeigt, dass je nach Schulform die Ergebnisse insgesamt stark variieren. Gymnasiasten konsumieren eindeutig am meisten Alkohol, wobei „ein Risikofaktor (…) offenbar der erlebte Schulstress“ sei, sagte die Projektmanagerin der Leuphana Universität, Silke Rupprecht. 46 Prozent der regelmäßigen Alkoholkonsumenten unter den Gymnasiasten hätten angegeben, dass sie einen „hohen Leistungsdruck“ verspüren. So trinkt mehr als ein Drittel der gymnasial Schüler regelmäßig Alkohol, wohingegen dies nur etwa ein Viertel der Haupt-, Real- und Regional-Schüler tun.
Rauschtrinken ein ernsthaftes Problem bei Jugendlichen
„Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass Alkohol schon bei vielen jungen Schülern zum Alltag gehört", kommentierte Cornelius Erbe von der DAK die Aussagen der Studie. Wobei dem Fachmann zufolge insbesondere das sogenannte Rauschtrinken ein ernsthaftes Problem darstellt. 43 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler gaben an, mindestens einmal im Untersuchungszeitraum fünf Gläser bzw. Flaschen Bier, Schnaps oder Mixgetränke direkt hintereinander getrunken zu haben und ein Drittel von ihnen erklärte, in der gleichen Zeit mehr als dreimal durch übermäßigen Alkoholgenuss abgestürzt zu sein. Nach Ansicht des DAK Experten Cornelius Erbe eine äußerst besorgniserregende Entwicklung, zumal sich das Rauschtrinken mit zunehmendem Alter einer wachsenden Beliebtheit erfreut – 60 Prozent der 16-Jährigen haben sich mindestens einmal derart betrunken. Zudem liegt zwar das Durchschnittsalter des Erstkonsums den Studienergebnissen zufolge bei knapp 16 Jahren, doch mehr als die Hälfte der Jungen und Mädchen hat bereits bis zum 13. Lebensjahr Alkohol probiert. Jeder zehnte zwölfjährige Junge konsumiert wöchentlich Alkohol.
Das Suchtpotenzial und Gesundheitsrisiko von Kindern und Jugendlichen wird oftmals unterschätzt
Da Kinder und Jugendliche das Suchtpotenzial des Alkohols schlecht abschätzen können und ihr Organismus besonders anfällig auf den regelmäßigen Alkoholkonsum reagiert, sollten die Studienergebnisse eine Warnzeichen für alle Eltern und Pädagogen sein. Denn das kindliche Nervensystem reagiert empfindlicher als das eines Erwachsenen und ein Kind kann bereits ab 0,5 Promille Alkohol im Blut bewusstlos werden. Und da Kinder weit weniger Körpermasse haben, bewirken die aufgenommene Alkoholmenge viel schneller einen deutlich erhöhten Blutalkoholgehalt. So können bereits geringe Mengen Alkohol tödlich sein und das sogenannte Rauschtrinken birgt für die Jugendlichen ein keinesfalls zu unterschätzendes Risiko. Da der Alkohol hier in einem sehr kurzen Zeitraum konsumiert wird, fehlt oft der typische Rauschzustand im Anfangsstadium und die Jugendlichen werden schlagartig massiv betrunken, so dass häufig ein entsprechend übler Absturz folgt. (fp, 11.10.2010)
Lesen Sie auch:
Sucht im Alter ein großes Problem
OECD: Jeder sechste Deutsche ist fettleibig
Alkohol steigert das Krebsrisiko
Kein Alkohol während der Schwangerschaft
Stress: Jeder dritte vergisst das Trinken
Bildnachweis: Christoph Aron (pixelmaster-x) / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.