Allergieverursachende Ambrosie gedeiht in Europa besonders gut
05.03.2014
Die Beifuß-Ambrosie wird sich stärker in Europa ausbreiten als bislang angenommen. Das ergab eine Studie des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Goethe-Universität Frankfurt. Das sind vor allem für Allergiker schlechte Nachrichten, da die Pollen der Ambrosie zu den stärksten Allergie-Auslösern gehören. Zudem zählt die Pflanze zu den Spätblühern und setzt ihre Pollen erst vom Spätsommer bis Herbst oder sogar Dezember frei. Für Allergiker verlängert sich dadurch die Leidenszeit erheblich.
Ambrosie profitiert vom Klimawandel
„Wie viele invasive Arten profitiert die Beifußblättrige Ambrosie vom Klimawandel. Sie hat sich vermutlich aber auch evolutionär verändert“, berichtet Oliver Tackenberg von der Goethe-Universität Frankfurt, der das Projekt in Zusammenarbeit mit dem BiK-F durchführte. Die europäische Variante der Ambrosie sei weiterentwickelt und vitaler als in Amerika, dem Ursprungsland der Pflanze. Nicht nur die Samen seien deutlich größer, auch ihre Keimrate liege mit 92 Prozent fast doppelt so hoch wie bei amerikanischen Populationen. Zudem verfügten die europäischen Jungpflanzen über eine ausgeprägtere Frosttoleranz.
Ein Grund für die Vitalität der Ambrosie in Europa könnte darin besteht, dass ihre natürlichen Feinde hierzulande fehlen. „Damit ist zum Beispiel die Produktion chemischer Abwehrstoffe nicht mehr notwendig. Die freiwerdenden Ressourcen können in die Fortpflanzung gesteckt werden und in Form größerer Samen zu schnellerem Wachstum und einer erhöhten Konkurrenzkraft führen“, erläutert Tackenberg. „Warum die europäischen Bestände der Beifußblättrigen Ambrosie konkurrenzkräftiger zu sein scheinen, lässt sich jedoch zweifelsfrei nur durch weitere Untersuchungen klären.“
Ausbreitung der Ambrosie könnte das Gesundheitswesen bis zu 1,19 Milliarden Euro pro Jahr kosten
Die Forscher fordern dringend eine nationale Strategie, um die weitere Ausbreitung der Pflanze zu stoppen, die zu den 100 problematischsten invasiven Arten zählt. „Daher müssen wir so schnell wie möglich aktiv werden. Bislang werden nur punktuell Maßnahmen gegen die Beifuß-Ambrosie ergriffen“, betont die Erstautorin der Studie, Marion Leiblein-Wild vom BiK-F. „Jedes Bundesland geht anders mit dem Thema um. Gerade mit Blick auf die Gesundheitsschäden brauchen wir aber eine konzertierte, nationale Bekämpfungsstrategie, wie sie zum Beispiel in der Schweiz existiert. Dort sind nicht nur Landwirte oder Gärtner gesetzlich verpflichtet, Vorkommen der Ambrosia zu melden, sondern jeder einzelne Bürger. Bei uns baut die Regierung noch auf freiwillige Mithilfe, obwohl schon heute Experten davon ausgehen, dass durch Ambrosia-Allergien zusätzliche Kosten für das Gesundheitswesen von bis zu 1,19 Milliarden Euro pro Jahr entstehen werden.“ (ag)
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