Bakterien in Fleisch gefunden: Ist Gammelfleisch in den Handel geraten?
(09.07.2010) Ist Gammelfleisch in den deutschen Handel gelangt? Das Verbraucherministerium widerspricht einer Darstellung eines Wissenschaftsmagazins des Südwestfunks (SWR). Noch ist nicht eindeutig geklärt, ob das Bakterien verseuchte Fleisch bereits zum Verbraucher gelangt ist.
Derzeit werden widersprüchliche Nachrichten in Bezug auf die gefundenen Bakterien in einzelnen Fleischsorten veröffentlicht. Die Mehrzahl berichten von einem erneuten "Gammelfleisch-Skandal". Auch das SWR-Wissenschaftsmagazin "Odysso" berichtete bereits am Donnerstagabend, über einen neuerlichen Fleischskandal. An sich steht diese Quelle für eine seriöse Berichterstattung. Doch das Bundesverbraucherministerium widerspricht solchen Aussagen energisch. Es seien lediglich Kälte resistente Keime in 88 von 92 untersuchten Rindfleischproben gefunden worden. Die Bakterien gehörten der Gattung "Clostridium estertheticum" und sind für den Verbraucher nicht gesundheitsschädigend. Doch das SWR Magazin stellt indes einen völlig anderen Zusammenhang her. So sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Ernährung und Lebensmittel im Verlauf der Sendung: "Wir haben ganz klare Hinweise dafür, dass dieses Fleisch wieder in den Verkehr gelangt, dass umverpackt und um etikettiert wird". Diese Aussagen hörten sich ganz gewiss nach einem "Gammelfleisch-Skandal" an, denn das faule Fleisch wird ganz bewusst von den Händlern im Supermarkt wieder in die Regale gelegt.
Doch von diesen Hinweisen des Bundesinstituts für Ernährung und Lebensmittel will das Verbraucherministerium anscheinend nichts hören. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder hätten "keine Angaben gemacht, die auf einen Fund des Bakteriums im Handel schließen lassen", so ein Sprecher des Verbraucherministeriums gegenüber "Focus Online". Es habe zudem keine Beschwerden von Verbrauchern gegeben, die man hätte beanstanden können. Warum das Verbraucherministerium so vehement die Aussagen der Wissenschaftler des Bundesinstituts für Ernährung widersprechen bleibt unklar. Es wurde weiterhin lediglich mitgeteilt dass die Proben der 92 Rindfleischstücken nicht repräsentativ sei.
Auf die derzeitige Frage, wo denn die Funde im Lebensmittelhandel statt gefunden haben, kann anscheinend niemand eine klärende Antwort geben. Allerdings lässt sich auf dem Online Angebot des Max-Rubner-Instituts (MRI) in einer Pressemitteilung nachlesen: "Die Fälle von Verderb bei vakuumverpacktem Rindfleisch durch kälteliebende Vertreter der Bakteriengattung Clostridium (psychrophile Clostridien) scheinen auch in Deutschland zuzunehmen. Sichtbar wird dies durch aufgeblähte Vakuumverpackungen bei Fleisch, sogenannte „Blown Packs“. Und "Dazu wurden neben Verdachtsproben auch aus dem Handel erworbene Rindfleischstücke in Vakuumverpackungen auf deren Vorkommen hin untersucht. Das Ergebnis war: Von den 92 bearbeiteten Rindfleischproben wurde die Forscher in 88 Fällen fündig, nur in zwölf Fällen nicht." Das bedeutet, es wurden eindeutig verseuchte Fleischstücke gefunden, die bereits in den Handel gelangten.
Zwar warnt das Bundesverbraucherministerium vor dem Verzehr des verseuchten Fleisches, allerdings bestehe keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. Auch sei es kein Skandal, weil das Fleisch nicht in den Supermarkt gelangt sei und zudem nicht mutwillig umetikettiert wurde. Nun, die Frage bleibt weiterhin ungeklärt, ob das Fleisch nun in den Handel gelangt ist, oder nicht. Wir berichten weiter. (sb)
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Bild: Joujou / pixelio.de
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