Bisphenol A beeinflusst die Hirnentwicklung
28.05.2013
Erneut hat eine Studie von US-Wissenschaftlern die negative Wirkung des Plastikgrundstoffes Bisphenol A (BPA) auf die Hirnentwicklung festgestellt. Wie die Nachrichtenagentur „dpa“ berichtet, konnte die Forscher um die Psychologin Frances Champagne von der Columbia University in New York an Mäusen nachweisen, dass BPA einen nachhaltigen Effekt auf die Gehirnentwicklung der Tiere hat. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler in dem Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.
Bisphenol A ist als sogenannter Weichmacher in zahlreichen Kunststoffen enthalten, aber auch Zahnfüllungen und Kassenbons weisen zum Teil erhebliche BPA-Konzentrationen auf. Seit langem wird dabei über die möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die erhöhte Aufnahme von BPA diskutiert. Die Studie der US-Wissenschaftler hat nun gezeigt, dass auch das ungeborene Leben durch den Weichmacher massiv beeinflusst wird. Nahmen trächtige Mäuse BPA auf, so zeigten ihre Nachkommen Veränderungen der Hirnentwicklung, die sich auch in dem Verhalten der Tiere widerspiegelten. Dabei entfalteten bereits geringe Dosen des Weichmachers einen deutlichen Effekt.
Bereits niedrige BPA-Dosierungen mit nachhaltigem Effekt
Die US-Forscher verabreichten im Rahmen ihrer Studie den trächtigen Mäusen Tagesmengen zwischen zwei und 200 Mikrogramm BPA pro Kilogramm Körpergewicht der Tiere. Als unbedenklicher Tagesgrenzwert gilt in Europa eine Dosis von 50 Mikrogramm. Doch auch bei niedrigeren Dosen zeigten die Nachkommen der belasteten Tiere bereits deutliche Verhaltensänderungen, berichten die Wissenschaftler. So seien die männlichen Nachkommen der BPA-belasteten Mäuse deutlich forscher beziehungsweise wagemutiger gewesen, als bei unbelasteten Tieren. Die weiblichen Nachkommen hätten indes durch den Kontakt der Mütter mit dem Weichmacher ein ängstlicheres Verhalten gezeigt als normalerweise.
BPA bedingt Veränderungen der Östrogenrezeptoren
Die Verhaltensänderungen der Jungtiere seien schon bei vermeintlich unbedenklichen Dosen aufgetreten, berichten die Wissenschaftler. Sie führen dies zumindest teilweise auf die Auswirkungen des Weichmachers auf die Östrogenrezeptoren in verschiedenen Hirnarealen zurück. So beeinflusse das BPA die Rezeptoren im Kortex der Männchen und im Hypothalamus der Weibchen, erläuterten Champagne und Kollegen. Ihrer Ansicht nach wirkt BPA auf das Enzym DNMT (DNA Methyltransferase) ein, welches der Genregulation dient. Das bereits derart geringe Dosierungen einen solch weitreichenden Effekt auf das Gehirn haben können, stimmt auch die Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nachdenklich und so erklärte Detlef Wölfle vom BfR gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“, man sei „erstaunt über diese Auswirkungen von niedrigen Dosierungen.“ Allerdings bleibe zur Zeit noch unklar , inwieweit die aktuellen Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können. (fp)
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