Gesundheitsökonom berichtet von falschen Anreizen durch Praxen für Menschen ohne Krankenversicherung
07.04.2014
Menschen ohne Krankenversicherung sind in besonderem Maße auf humanitäre Unterstützung durch freiwillige Ärzte angewiesen, die eine kostenlose Untersuchung und Behandlung anbieten. Diese Praxen für Nichtversicherte bilden laut Angaben des Gesundheitsökonomen Professor Mathias Kifmann von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Hamburg gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ einen wesentliches Element aus sozialer Sicht. Doch sie würden auch Fehlanreize setzen.
In den Praxen für Menschen ohne Krankenversicherung steht der humanitäre Ansatz an erster Stelle. „Dort wird vielen Leuten kostenlos geholfen“, betonte Professor Kifmann. Für die Bedürftigen sind die entsprechenden Praxen bei gesundheitlichen Problemen oft der einzige Anlaufpunkt. Doch die Kehrseite der Medaille ist, dass manche dieses Angebot missbrauchen, um ihre eigenen Kosten im Rahmen zu halten. „Ein Nebeneffekt ist, dass diese Praxen immer auch Menschen zur Verfügung stehen, die das vielleicht gar nicht brauchen“, erläuterte Kifmann. So würden vor allem manche Selbstständige, bei denen es zwar wirtschaftlich schlecht läuft, die aber nicht wirklich bedürftig seien, vermehrt das kostenlose Angebot nutzen.
Wie bei allen kostenlosen Angeboten sind eher unerwünschte Mitnahmeeffekte auch bei den Praxen für Menschen ohne Krankenversicherung zu beobachten. Hier stellt sich die Frage, wie der Zugang zu den Praxen strenger auf tatsächlich Bedürftige beschränkt werden kann, ohne die Hürden zu hoch zu legen. Denn keinesfalls sollten Bedürftige von den bestehenden Angeboten ausgeschlossen werden, aber das Menschen diese besondere freiwillige Leistung der Ärzte missbrauchen, ist ebenfalls nicht akzeptabel. (fp)
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