Bei Verdacht auf Legasthenie auch die Augen untersuchen lassen
28.09.2011
Wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) aktuell hinweist, muss nicht jede vermeintliche Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche) bei Kindern tatsächlich auch eine sein. In nicht wenigen Fällen liegt eine Sehstörung vor und die Kinder können deshalb nicht richtig lesen oder schreiben. Eltern sollten deshalb bei Verdacht auf Legasthenie mit ihren Kindern einen Augenarzt aufsuchen, um einen eventuellen Augenfehler abklären zu lassen. Eine Sehhilfe (Brille) konnte vielen kleinen Patienen bereits helfen.
Eine scharfe Abbildung des zu lesenden Textes auf der Netzhaut ist eine Grundvoraussetzung, um richtig lesen und schreiben zu können. „Eine scharfe Abbildung des Textes auf der Netzhaut ist eine wichtige Voraussetzung für das Erlernen von Lesen und Rechtschreiben“, erläuterte Professor Dr. med. Susanne Trauzettel-Klosinski, die an der Universitäts-Augenklinik Tübingen eine Spezialambulanz für Sehbehinderte leitet. Doch nicht bei allen Kindern, die eine Sehhilfe benötigen, würden sich danach die Probleme beim Lesen und Schreiben ändern. Die Sehstörung ist in diesen Fällen nicht Ursache der Legasthenie, sondern tritt parallel zu ihr auf.
Die Ursache der echten Legasthenie ist zwar noch nicht endgültig wissenschaftlich geklärt, eine Augenkrankheit ist sie nach Einschätzung von Trauzettel- Klosinski nicht. Eine wissenschaftlich weithin akzeptierte Ursache ist ein phonologisches Verarbeitungsdefizit, also ein Defizit in der Sprachklangverarbeitung, was sich beim Lesen in der Schwierigkeit ausdrückt, Buchstaben in Laute umzuwandeln. Ein zusätzliches visuelles Defizit beim Verarbeiten schnell aufeinanderfolgender Reize wurde beschrieben, betrifft aber wahrscheinlich nur eine Untergruppe der Legastheniker, so die Augenärztin.
Im Vorfeld des diesjährigen Kongresses der DOG warnten die Experten vor wissenschaftlich nicht fundierten Therapien wie Prismengläsern oder Brillen mit Farbfiltern. Der Einsatz dieser Gläser kann die Lese-Rechtschreib-Schwäche nicht beheben und fördere unter Umständen sogardas Schielen. „Sie kann bei einigen Kindern auch eine Operation notwendig machen.“ erläuterte die Expertin. (sb)
Bild: Nicole Müller / pixelio.de
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