Die Massenchemikalie Bisphenol-A schädigt Spermien.
(05.08.2010) Immer mehr Studien verweisen auf die Gesundheitlichen Gefahren die durch die Massenchemikalie Bisphenol-A entstehen können. Nun wurde festgestellt, dass der Stoff Bisphenol-A (BPA) möglicherweise die Qualität von Spermien bei Männern stark beeinträchtigt.
Die Chemikalie Bisphenol-A verbirgt sich in vielen Plastik-Gegenständen, die täglich verwendet werden. So wird der chemische Stoff vor allem zur Herstellung von Babyflaschen, Schnullern, Lebensmittel-Verpackungen, Thermopapier, Plastikflaschen und vielen weiteren weiteren Gebrauchsgegenständen verwendet. Immer wieder warnen Wissenschaftler und Umweltverbände vor der Verwendung der schädlichen Chemikalie. Doch die Hersteller verwenden ungeachtet der Kritik weiterhin BPA. Die Chemikalie wirkt ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen und steht seit Jahren wegen der Hormon-ähnlichen Wirkung unter Verdacht, das menschliche Erbgut nachhaltig zu schädigen.
Eine Studie der Universität von Michigan in Ann Arbor (Reproductive Toxicology (2010; doi:10.1016/j.reprotox.2010.07.005) hat nun belegt, dass Bisphenol-A die Qualität von männlichen Spermien stark beeinträchtigt. Im Verlauf der Studie wurden 190 Probanden untersucht, die sich aufgrund von Fruchtbarkeitsstörung an eine spezielle Klinik gewandt hatten. Alle Männer gaben eine Urin- und Sperma probe ab. Ein Teil der Männer (78) gaben noch im Verlauf von zwei Monaten jeweils zwei weitere Proben zur Untersuchung ab. Die Forscher untersuchten im Anschluss die Proben auf Konzentration, Beweglichkeit und Form. Darüber hinaus wurden die Spermien auf mögliche DNA-Schäden in den Samenzellen untersucht.
Das Ergebnis wies einen deutlichen Zusammenhang zu Bisphenol-A auf. In 93 Prozent der Urin proben wurde der chemische Stoff gefunden. Bei Männern, die über hohe BPA Konzentrationen verfügten, konnte zudem auch eine 23 Prozent geringere Samenkonzentration sowie rund 10 Prozent mehr DNA-Schäden festgestellt werden. Umgekehrt war das Ergebnis, bei den Probanden, bei denen nur geringe oder keine BPA-Spuren vorhanden waren, hier waren die Werte deutlich besser.
Allerdings betonen die Forscher, aufgrund der kleinen Anzahl der Studienteilnehmer die Ergebnisse zunächst als vorläufig betrachtet werden sollten. Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass weitere groß angelegte Studien bereits geplant seien, um die voran gegangen Ergebnisse stichhaltig zu belegen. So könne zunächst nur von einem Hinweis gesprochen werden. Studienautor John Meeker: "Die Studie legt nahe, dass sich BPA in allen Lebensphasen negativ bemerkbar macht". Denn bislang wurde sich in Studien fast ausschließlich auf die gesundheitlichen Schädigungen bei Ungeborenen und Kleinkindern konzentriert. Nun gebe es erste Hinweise darauf, dass die Massenchemikalie BPA auch im Erwachsenenalter gesundheitsgefährdend ist.
Die Studie bestätigt zudem voran gegangene Tierversuche. In diesen Studien konnten bereits schädliche Auswirkung von BPA in Spermien bei Nagern festgestellt werden. Laut Studienautoren sind die Auswirkungen "biologisch plausibel, da BPA Östrogen-ähnliche Wirkungen hat. Kürzlich berichteten US-Forscher im Journal of Andrology (2010; doi: 10.2164/jandrol.110.010413) über vermehrte Erektionsstörungen, Einschränkungen der Libido und anderer Potenzprobleme bei Männern, die in China in Fabriken beschäftigt waren. In den Fabriken wird der chemische Stoff "Bisphenol-A" hergestellt.
In Deutschland ist die Verwendung nach wie vor erlaubt. Das Bundesumweltamt warnte lediglich Verbraucher und Hersteller vor der Verwendung von Produkten die BPA enthalten. Obwohl in Frankreich, Kanada und Dänemark die Verwendung der Massenchemikalie Bisphenol-A zur Herstellung von Babyflaschen und anderen Produkten für Kinder verboten wurde, stuft die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA weiterhin die Chemikalie als momentan "unbedenklich" für den Verbraucher ein. (sb)
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