CSU-Kritik an Kostenerstattung – Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler wehrt sich und weist die Kritik einer "Drei-Klassen-Medizin" von sich.
Der Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) muss seine bisherigen Schritte und weiteren Pläne der Gesundheitsreform nicht nur gegen die massive Kritik von außen verteidigen, er gerät auch von Seiten der CSU aus zunehmend unter Druck. Ziel der Kritik ist die Vorkasse beim Arztbesuch.
CSU lehnt verstärkte Einführung der Kostenerstattungsinstrumente ab
So hat im Zusammenhang mit den jüngsten Plänen zur Vorauszahlung beim Arzt der CSU-Gesundheitsexperte Johannes Singhammer im Interview mit der Frankfurter Rundschau betont: .„Kostenerstattung ist und bleibt ein Ausnahmefall in der gesetzlichen Krankenversicherung“ und ergänzt, dass die CSU eine Privatisierung der gesetzlichen Krankenversicherung strikt ablehne. Seiner Ansicht nach werden die Menschen mit derartigen Vorschlägen nur unnötig verunsichert und durch die Kostenerstattung würden die gesetzlichen Versicherung zudem wichtige und bewährte Instrumente der Ausgabensteuerung verlieren.
Rösler wehrt sich gegen Kritik aus Reihen der Regierungskoalition
Rösler wehrt sich gegen die Angriffe aus den eigenen Reihen und lässt über seinen Sprecher mitteilen, dass bei den Plänen zur Kostenerstattung in der gesetzlichen Krankenversicherung die „Kostenerstattung (..) immer freiwillig bleiben (wird), so wie es heute schon ist“. Es sollen den Versicherten lediglich „mehr echte Wahlmöglichkeiten“ geboten werden. So würden Kostenerstattungsinstrumente mehr Transparenz im Gesundheitswesen schaffen und die Position der Patienten gegenüber den Ärzten stärken, hieß es von Seiten des Bundesgesundheitsministeriums. Rösler folgt dabei einmal mehr dem Vorbild der privaten Krankenversicherungen, um das Gesundheitssystem zu reformieren und die Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen nachhaltig zu sichern. Ob dies Erfolg verspricht, ist bisher jedoch auch unter den Fachleuten äußerst umstritten.
Konsequenzen der Kostenerstattung unter Fachleuten umstritten
Während Johannes Singhammer, der Gesundheitsexperte der CSU darauf verweist, dass die Kostenerstattungssysteme einen hohen Verwaltungsaufwand bei den Kassen auslösen und für die Versicherten die Gefahr bestehe, dass sie auf einem Teil der Kosten ihrer Arztrechnung sitzen bleiben, äußert sich zum Beispiel die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) eher positiv zu den jetzigen Plänen. Die BZÄK mahnte außerdem zu einer Versachlichung der Diskussion. So ist es nach Ansicht der BZÄK recht abwegig, die Kostenerstattung mit "Vorkasse" in Verbindung zu setzen, denn "in der Regel zahlt der Patient seine Rechnung, nachdem er das Geld von der Kasse erstattet bekommen hat", erklärte Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK. Denn das benannte Zahlungsziel ließe Patienten Zeit, die Rechnung vor Zahlung bereits bei ihrer Versicherung einzureichen.
Ob dies so reibungslos laufen würde oder eventuell die Patienten für ihre Behandlungskosten doch vorerst selber aufkommen müssen, bleibt abzuwarten. Am ersten Januar 2011 sollen die geplanten Änderungen in Kraft treten und erst anschließend wird sich zeigen, wie viele Versicherte überhaupt von der Möglichkeit der Kostenerstattungsinstrumente Gebrauch machen. (fp, 04.10.2010)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.