Dehydrierung im ICE: Eine Betroffene, die sich in einem defekten Zug der Deutschen Bahn befand, berichtet.
(12.07.2010) Chaotische und lebensbedrohliche Szenen haben sich am vergangenen Wochenende in zahlreichen Zügen der Deutschen Bahn abgespielt. Viele Fahrgäste erlitten einen Hitzeschock und dehydrierten, weil die Klimaanlagen in mindestens drei ICE Zügen ausgefallen waren. Eine Dehydrierung kann durch enorme Hitze ausgelöst werden und führt zur inneren Austrocknung des Körpers. Dabei treten Symptome wie Schwindel, Herzrasen, Schwächegefühl, Übelkeit und Erbrechen, Angst und starkes Schwitzen auf. Im schlimmsten Fall erleiden Betroffene einen Herz-Kreislauf Kollaps und erleiden eine Ohnmacht. Vor allem ältere Menschen und Kinder sind in solchen Situationen besonders gefährdet. Nina Dehmlow (30) war mit ihrer zweijährigen Tochter am letzten Sonntag genau mit einem solchen defekten ICE Zug unterwegs und berichtet in einem Interview mit Heilpraxisnet.de über die Zustände vor Ort.
Heilpraxisnet: Frau Dehmlow, wann sind Sie mit dem defekten ICE gefahren? Wieviel Zeit mussten Sie im Zug verbringen?
Ich bin am Sonntag mit dem Zug gefahren, von Berlin nach Hannover und wieder zurück. Die Strecke ist zum Glück nicht so lang, ca zwei Stunden.
Können Sie einschätzen wie hoch die Temperaturen im Zug waren?
Also, ich hatte ja kein Thermometer dabei, aber als ich in Hannover aus dem Zug stieg, dachte „Ist das schön kühl hier“ und da waren es ja so um die 38 Grad. Also denke ich mal, dass es Schon so um die 50 Grad war. Das Schlimme war ja auch, dass man keine frische Luft bekam. Die ICEs haben ja keine Fenster, die man öffnen kann, der Luftaustausch erfolgt über die Klimaanlage.
Wie fühlten Sie sich? Hatten Sie körperliche Symptome?
Unangenehm war es, mir war sehr heiß. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl ich bekomme keine Luft, wäre wahrscheinlich auch kollabiert. Ich habe dann aber innerhalb kürzester Zeit einen Liter Wasser zu mir genommen, das hat geholfen.
Haben Sie gesehen, wie andere Fahrgäste auf die extrem hohen Temperaturen reagiert haben?
Naja, die haben auch so reagiert wie ich, irgendwann hatte man das Gefühl man bekommt keine Luft mehr. An dem Punkt muss man versuchen ruhig zu bleiben und viel zu trinken. Aber da waren auch Kleinkinder, bzw ein Säugling, die haben schon sehr gelitten. Am schlimmsten war es wohl für alte Menschen und Kleinkinder.
Haben sich Fahrgäste beschwert? Wie haben die Zugbegleiter darauf reagiert?
Beschwerden gab es schon, die Zugbegleiter hatten auch Verständnis und haben Wasser verteilt. Hätten die das nicht gemacht, hätte es sicherlich zu Kreislaufproblemen bei den Fahrgästen geführt. Aber wie man jetzt am besten mit der Hitze umgehen soll wurde uns nicht gesagt. Auch wurden wir nicht in Wagen, in denen die Klimaanlage noch funktionierte evakuiert. Auf der Rückfahrt jedoch, sagte uns die Zugbegleiterin, dass wir mit unserer zweijährigen Tochter in die erste Klasse gehen können. Da funktionierte auch die Klimaanlage.
Haben Sie eine Entschädigung von der Bahn erhalten?
Wir haben alle Wasser bekommen, eine Erstattung des Fahrpreises haben wir nicht angeboten bekommen. Insgesamt waren die Zugbegleiter bemüht, ich denke aber dass sie keine Schulungen erhalten, wie sie sich in einem Notfall verhalten sollen. Der Ausfall einer Klimaanlage in einem ICE ist auf jeden Fall eine Notlage, die Fahrt hätte eigentlich nicht fortgesetzt werden dürfen. Oder die Menschen hätten auf die Wagen verteilt werden müssen in denen die Klimaanlage noch funktionierte. Da muss die Bahn auf jeden Fall ihr Personal entsprechend schulen und Verhaltensregeln aufstellen. Ich glaube der Grund für den Ausfall der Klimaanlagen ist eine mangelnde Wartung der Züge, um höhere Gewinne einzufahren. Der Sommer kommt ja nicht plötzlich vom Himmel gefallen und da muss man auch schon mal mit solchen Temperaturen rechnen und seine Züge entsprechend warten und ausrüsten. Aber das hat im Winter ja auch schon nicht funktioniert. (sb)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.