Depressionen: Viele Berühmte Kranke in der Weltgeschichte
Fast ein Jahr liegt der Suizid des deutschen Nationaltorwarts Robert Enke zurück. Dieser hatte dieser hatte Öffentlichkeit schockiert und gleichzeitig das öffentliche Interesse kurzfristig auf die weite Verbreitung psychischer Erkrankungen wie Depressionen gelenkt.
Depressionen auch in Deutschland weit verbreitet
Depressionen sind Die in Deutschland verbreitetste Form psychischer Erkrankungen. So sind nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministerium rund vier Millionen Deutsche von einer Depression betroffen und gut zehn Millionen leiden bis zum 65. Lebensjahr mindestens einmal an einer derartigen psychischen Krankheit. Im gesamten Leben tritt die Krankheit bei rund 20 Prozent aller Bundesbürger mindestens einmal auf, wobei von den erwachsenen Frauen etwa 25 Prozent und von den Männern rund zehn Prozent betroffen sind. Es werden jedoch nach Ansicht der Gesundheitsbehörden nur knapp die Hälfte der Depressionen als solche erkannt und längst nicht alle Betroffenen suchen sich ärztliche Hilfe. So dürfte die Dunkelziffer nach Einschätzung der Experten relativ hoch liegen. Der britische National Health Service (NHS) geht in einer groß angelegten Informationskampagne sogar davon aus, dass fast jeder Mensch in seinem Leben mindestens einmal unter Depressionen leidet. Die NHS-Kampagne wendet sich insbesondere an Männer, da diese aufgrund eines irrationalen Schamgefühls eher dazu tendieren würden, die Krankheit zu verheimlichen bzw. auf einen Arztbesuch zu verzichten und so häufig nicht die benötigte Unterstützung erhielten.
Genetische Disposition und Umweltfaktoren ausschlaggebend
Bei der Forschung nach den Ursachen wurde im Rahmen verschiedener Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien wissenschaftlich belegt, dass eine genetische Disposition für Depressionen besteht. Das Erkrankungsrisiko von Kindern mit einem depressiven Elternteil liegt bei zehn bis 15 Prozent, wenn beide Eltern depressiv sind, bei 30 bis 40 Prozent. Im Rahmen der Zwillingsstudien wurde jedoch auch belegt, dass nicht nur die genetische Veranlagung sondern immer auch Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer eventuellen Erkrankung spielen. Zu diesen Umweltfaktoren gehört zum Beispiel auch chronischer Stress und die schlechte persönliche Verarbeitung desselben. Arbeitslosigkeit, körperliche Erkrankungen, geringe Qualität der Partnerschaft sowie der Verlust des Partners oder nahestehender Personen gelten ebenfalls als Umweltfaktoren, die eine depressive Erkrankung auslösen können.
Zahlreiche berühmte Persönlichkeiten betroffen
Depressionen können jeden treffen. Auch wenn nach außen hin alles gut läuft, schützen beruflicher Erfolg, gesellschaftliche Anerkennung und ein positives Persönliches Umfeld nicht vor derartigen Leiden. So sind im Laufe der Weltgeschichte unzählige prominente Persönlichkeiten an Depressionen erkrankt, von denen heute niemand mehr glauben würde, dass sie mit psychischen Probleme zu kämpfen hatten. So litten zum Beispiel Persönlichkeiten wie Winston Churchill, Ludwig van Beethoven, Alexander der Große, Marlon Brando, Ray Charles, Charles Dickens, Robert Downey Jr., Richard Dreyfuss, Audrey Hepburn, Hermann Hesse, Isaac Newton, Friedrich Nietzsche, Mark Twain, Vincent Van Gogh, Franz Liszt, Pablo Picasso, Honoré de Balzac, Wilhelm Busch, Charles Darwin und Justus Liebig unter einer Erkrankung der Psyche. Selbst Sigmund Freud zeigte entsprechende Symptome. Wilhelm Lange-Einbaum und Wolfram Kurtht haben sich in dem Buch "Genie, Irrsinn und Ruhm" intensiv den psychischen Erkrankungen von bekannten Persönlichkeiten gewidmet.
Depressionen entstehen über Wochen und Monate
Anlässlich der Einrichtung von zwei Tageskliniken für Psychiatrie und Psychotherapie mit jeweils zehn Behandlungsplätzen im Landkreis Uecker-Randow sprach der „Nordkurier“ mit dem Leiter der Tagesklinik des Ameos-Klinikums, Dr. med. Jörg Jüttner, über die Behandlung von Depressionen. Obwohl in der wohnortnahe Therapie der Tageskliniken neben Depressionen auch zahlreiche andere psychische Erkrankungen wie Angst- und Panikstörungen, Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen behandelt werden, ist eines der Haupttätigkeitsfelder die Behandlung von Depressionen. Jeder dritte Patienten, der eingeliefert wird, ist laut Dr. Jüttner depressiv. Der „November-Blues" den viele Bundesbürger momentan auf sich zukommen sehen, ist nach Aussage des Experten jedoch noch kein Grund zum Arzt zu gehen, denn Traurigkeit bzw. Lustlosigkeit sei nicht automatisch eine Depression.Vielmehr würden die Symptome einer Depression schleichend über Wochen und Monate entstehen,wobei Schlafstörungen, Appetit- und Antriebslosigkeit ebenso dazu gehören wie körperliche Beschwerden. Daher „lässt sich diese Krankheit relativ schwer diagnostizieren und bleibt oft lange unerkannt“, erklärte der Fachmann gegenüber dem „Nordkurier“. Dr. Jüttner ergänzt: „Wer Magenprobleme hat, akzeptiert die Diagnose Schleimhautentzündung eher, als wenn er auf eine seelische Erkrankung hingewiesen wird.“
Tagesklinik als Alternative zur stationären Behandlung
Die neu eingerichteten Tageskliniken bieten den Betroffenen nicht nur eine entsprechende medizinische Behandlung sondern haben „den entscheidenden Vorteil, dass der psychisch kranke Patient weiterhin in seinem vertrauten Lebensumfeld bleiben kann“ erklärte Dr. Jüttner außerdem. Die Behandlung findet tagsüber in den Kliniken statt und Abends ist der Patient zu Hause. „Dadurch sinken auch die Kosten der Behandlung“, betonte der Fachmann. Doch eine Unterbringung in der Tagesklinik kommt nur bei leichtem bis mittelschwerem Krankheitsbild in Betracht. Trotzdem eine gute Alternative für die Betroffenen, da die Stigmatisierung durch eine tägliche Behandlung mit Aufenthalt zu Hause weit weniger groß ist als bei der stationären Unterbringung in einer Klinik für psychisch Kranke.
Heilbarkeit von Depressionen?
Auf die Frage nach der Heilbarkeit von Depressionen, erklärt der Fachmann Dr. Jüttner, dass depressive Erkrankungen gut therapierbar seien und hierfür „ein breites Spektrum psychotherapeutischer Verfahren zur Verfügung“ steht. Auch auf medikamentöser Ebene können mit verschiedenen Antidepressiva, die Botenstoffe im Gehirn, welche durch die Krankheit aus dem Gleichgewicht gekommen sind, wieder reguliert werden . „Die Therapieformen können einzeln oder kombiniert angewendet werden“, erläuterte Dr. Jüttner und sie haben schon vielen Patienten geholfen. Auch wenn diese der Behandlung anfangs ablehnend bzw. skeptisch gegenüberstanden oder unter den Nebenwirkungen der Medikamente litten. Eine Abhängigkeit von Antidepressiva schließt der Fachmann auf Nachfrage aus. Er betonte jedoch, dass die Präparate ebenso wie andere Arzneimittel Nebenwirkungen haben können. Abschließend rät der Arzt dazu, Depression als das zu akzeptieren, was sie sind: eine Krankheit, die ärztlich behandelt werden sollte. Vermeintlich aufmunternde Worte sollte sich das Umfeld möglichst verkneifen, denn sie helfen den Betroffen nur wenig oder verschlechtern Schlimmstenfalls die Situation, da die Erkrankten sich unverstanden und isoliert fühlen. (fp, 15.10.2010)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.