Studie: Diabetes Medikament "Metformin" soll gegen Alzheimer helfen. Wissenschaftler aus Berlin haben heraus gefunden, dass der Wirkstoff die molekulare Genetik der Gehirnzellen schützt und ein Absterben verhindert.
Berliner Forscher haben herausgefunden, dass mit dem Typ II-Diabetes-Medikament Metformin auch Alzheimer Erkrankungen behandelt werden können. Das ursprünglich gegen die Zuckerkrankheit eingesetzte Arzneimittel kann laut Aussage der Professorin Dr. Susann Schweiger vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik die Gehirnzellen schützen und ihr Absterben verhindern.
Beim Fahrrad fahren sei ihr eingefallen, „dass Metformin aufgrund seines Wirkmechanismusses eigentlich auch bei der Alzheimer’schen Erkrankung funktionieren sollte“, berichtete Prof. Susann Schweiger. Dabei ist der Zusammenhang zwischen dem Zuckerstoffwechsel und der Entstehung von Alzheimer in der Fachwelt bereits seit langem bekannt. Demnach ist für Typ II-Diabetiker das Risiko einer entsprechenden neurodegenerativen Erkrankung signifikant erhöht. Basierend auf der beim Fahrrad fahren gewonnenen Idee von Prof. Schweiger, konnte die Expertin in Zusammenarbeit mit zahlreichen europäischen Kollegen jetzt nachweisen, dass Metformin ein Enzym im Gehirn aktiviert, welches bei Patienten mit Alzheimer das Absterben der Gehirnzellen verhindern kann. Auf diese Weise scheine das bei Typ II-Diabetes eingesetzte Medikament auch den Verlauf der Alzheimer-Erkrankung positiv zu beeinflussen, erklärte die Expertin.
Schutz vor Alzheimer auch bei Gesunden
Mit Unterstützung der internationalen Arbeitsgruppen habe sie belegen können, dass Metformin nicht nur bei Typ II-Diabetikern, sondern bei gesunden Personen ebenfalls eine Schutzfunktion für die Hirnzellen hat, erklärte Prof. Schweiger. So scheine auch eine prophylaktische Verabreichung durchaus möglich. Zudem könnten in Zukunft Personen, die bereits an Alzheimer erkrankt sind, mit Metformin therapeutisch behandelt werden, hoffen die Experten. Bei frühzeitiger Diagnose könnte die Krankheiten möglicherweise in ihrem Verlauf gestoppt und die Betroffenen vor einer schweren Alzheimer-Erkrankung bewahrt werden, erklärten die Wissenschaftler. Um die prophylaktischen und therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten genauer zu untersuchen, soll Metformin zunächst in zwei verschiedenen Tiermodellen getestet und anschließend innerhalb der kommenden zwei bis fünf Jahre eine klinische Studie in Angriff genommen werden.
Ganz unproblematisch ist der prophylaktische Einsatz von Metformin bei eigentlich gesunden Menschen jedoch nicht. Denn obwohl die meisten Nebenwirkungen des Präparates wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen eher harmlos sind und nur im Anfangsstadium der Therapie auftreten, kann Metformin bei Infektionen mit massivem Erbrechen und anhaltendem, schwerem Durchfall zur Übersäuerung des Organismus führen und insbesondere bei niereninsuffizienten Patienten oder im Zusammenhang mit Narkosen lebensbedrohliche Laktatazidosen auslösen. Dabei steigt der Laktatwert im Blut bei gleichzeitigem Abfall des Blut-pH-Wertes, was zur Übersäuerung (Azidose) des Blutes und in extrem Fällen zu einem Schock und Versagen der Nierenfunktion führen kann.
Dennoch bietet die Aussicht auf einen prophylaktischen Einsatz von Medikamenten gegen die besondere Form der Demenz vor allem für ältere Menschen einen Grund zur Hoffnung, denn mit steigendem Alter wächst das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung. In Deutschland sind nach Schätzungen der Gesundheitsbehörden von den 65-Jährigen etwa 2 Prozent betroffen, von den 70-Jährigen 3 Prozent, von den 75-Jährigen 6 Prozent und von den 85-Jährigen bereits rund 20 Prozent. Im Alter über 90 Jahren weisen laut Aussage der Wissenschaftler um Prof. Schweiger etwa die Hälfte der Menschen Alzheimer-Symptome wie zeitliche und räumliche Orientierungslosigkeit, den Verlust früheren Wissens oder erlernter Fähigkeiten und wachsende Hilflosigkeit auf. Dabei ist sind die Betroffenen im Endstadium der Erkrankung meist rund um die Uhr auf Pflege angewiesen. Trotz verschiedener vielversprechender Forschungsergebnisse besteht keine Aussicht auf Heilung und so ist Vorbeugung bislang die einzige Methode der neurodegenerativen Erkrankung entgegen zu wirken.
Hier setzten auch die Ergebnisse von Prof. Schweiger und Kollegen an, die mit Hilfe von Metformin hoffen prophylaktisch gegen Alzheimer vorgehen zu können. Angesichts der düsteren Prognosen, die von den meisten Experten in Bezug auf die Zunahme der Alzheimer-Erkrankungen in den nächsten Jahrzehnten gezeichnet werden, für viele ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Denn im Zuge der demografischen Entwicklung, d. h. des Alterns der Gesellschaft, werden sich die Alzheimer-Erkrankungen hierzulande bis 2050 voraussichtlich verdoppeln, wobei aktuell rund 700.000 Personen in Deutschland betroffen sind. (fp)
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