Das Diabetes Medikament Avandia wird vom Markt genommen.
Nach eigenen Angaben plant die Europäische Union (EU) das Diabetes-Medikament „Avandia“ vom Arzneimittelmarkt zu nehmen. Der Grund dafür sind zahlreiche zum Teil schwere Nebenwirkungen, wie die EU-Arzneimittelbehörde EMA berichtet. Studien hatten immer wieder darauf verwiesen, dass Avandia zu Herz-Kreislauf Beschwerden führen könne.
Die europäische Arzneimittelbehörde plant das für Diabetiker entwickelte Arzneimittel „Avandia“ vom Markt zu nehmen. Das Medikament verursache immer wieder starke Nebenwirkungen, wie es hieß. Das Präparat „Avandia“ des Pharmaherstellers "GlaxoSmithKline" steht unter dem Verdacht das Risiko eines Herzinfarktes zu erhöhen. Britische Behörden hatten bereits Anfang September einen Verkaufsstopp für das Arzneimittel angeordnet. Die Europäische Union begründet ihren Schritt damit, dass bei einer Risiko-Nutzen-Analyse das Belassen des Arzneimittels mit dem Wirkstoff „Rosiglitazon“ nicht mehr verantwortbar sei. Denn die Risiken würden den Nutzen des Präparates übersteigen.
Diabetes Medikament nicht eigenmächtig absetzen
In den kommenden Monaten soll das Medikament nun in der ganzen Europäischen Union verschwinden. Die EMA empfiehlt jedoch Patienten, Avandia nicht eigenmächtig abzusetzen. Vielmehr sollten die Betroffenen zunächst mit ihrem Arzt über mögliche Alternativen sprechen. Die Arzneimittelbehörde warnte Patienten davor, dass Arzneimittel eigenmächtig abzusetzen. Hier könnten gesundheitliche Folgen entstehen.
Finanzieller Einbruch für den Avandia Hersteller
Für den Pharmahersteller „GlaxoSmithKline“ dürfte diese heute bekannt gegebene Entscheidung der EU ein finanzieller herber Rückschlag sein. Denn das Avandia-Medikament ist das am Häufigsten verschriebene Arzneimittel bei Diabetes.Weltweit nehmen rund sechs Millionen Menschen das Mittel ein. Nach Angaben von Experten ist das Arzneimittel der Gewinnbringer des Pharmakonzerns. Denn Avandia hat dem britischen Hersteller in den letzten Jahren Milliarden Gewinne eingebracht. Weil die nationalen Gesundheitsbehörden den Empfehlungen der EU folgen, steht der Konzern vor heftigen Verlusten. Wie „GlaxoSmithKline“ mitteilte, wolle man das Medikament nicht mehr länger bewerben. Zuletzt hatte man rund 1,2 Milliarden Euro pro Jahr durch den Verkauf an Umsatz eingefahren. Experten vermuten zudem, dass der Konzern sich auf Klagen von Patienten einstellen muss, da der Pharmahersteller angeblich seit drei Jahren von den Nebenwirkungen und Risiken wusste.
Avandia nur noch in Ausnahmesituationen
Auch weltweit steht das Arzneimittel in der Kritik. In den USA plane man ebenfalls herbe Beschneidungen. Avandia soll nur noch in Ausnahmesituationen verschrieben werden, wenn andere Medikamente keine gewünschten Wirkungen mehr erzielen. In Großbritannien wurde das Mittel bereits Anfang September vom Markt genommen. "Zehn Jahre nach der Freigabe von Rosiglitazon können wir immer noch nicht genau abschätzen, welchen Risiken wir unsere Patienten damit aussetzen", kritisierte John Yudkin vom Universitiy College in London. Damalige Untersuchungen hätten gezeigt, dass der Wirkstoff „Rosiglitazon“ einen für Diabetiker wichtigen Blutzuckerwert (Glykohämoglobin HbA1c) um rund ein Prozent senken kann, doch die Langzeitfolgen Einnahme wurden vernachlässigt, so Yudkin.
Weltweit am Häufigsten eingenommenes Medikament
Weltweit wird das Medikament von rund sechs Millionen Menschen regelmäßig eingenommen. Avandia wird bei Diabtes Typ II eingesetzt. Schon seit Jahren kritisieren Gesundheitsexperten die zahlreichen Nebenwirkungen. So können nach Berichten Wassereinlagerungen, Herzschwäche und vermehrte Knochenbrüche bei Frauen auftreten. Auch steige das Herzinfarktrisiko. Bislang wurde das Arzneimittel weiter verschrieben, weil die Gefahr der Unterzuckerung bei den Patienten geringer ist als bei anderen Medikamenten und es zudem mit anderen sog. Antidiabetika-Mitteln kombiniert werden kann.
Klagen gegen den Pharmahersteller
In den USA haben bereits Patienten gegen den Konzern geklagt. Studien hatten nachgewiesen, dass bei Einnahme des Medikamentes es zu schweren Herzproblemen kommen kann. Laut "New York Times" habe bereits ein interner US-Report empfohlen, das Mittel sofort vom Arzneimittelmarkt zu nehmen. Zudem habe das Arzneimittel laut der Times allein im dritten Quartal 2009 zu 304 Todesfällen geführt. Zwei US-Senatoren warfen dem Pharmakonzern vor, bereits vor 2007 von den möglichen Herzproblemen gewusst zu haben. Laut Medienberichten erklärte sich der Konzern bereit, an die Kläger Ausgleichszahlungen von insgesamt 460 Millionen Euro vornehmen. Laut New York Times hatten rund 10.000 Patienten gegen den Konzern eine Klage eingereicht. Nun muss sich der Konzern sehr wahrscheinlich darauf einstellen, dass auch europäische Patienten einen Klageversuch starten. (sb, 24.09.2010)
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