Diabetes: Neue Therapie erspart Amputation bei diabetischem Fuß
Wissenschaftler des Universitätsklinikums Carl Gustav Carusan der Technische Universität in Dresden haben im Vorfeld des Welt-Diabetes-Tags (14 November) eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht, die belegt, dass ein spezialisierte Behandlung von Patienten mit Diabetischem Fuß, die bis heute oft notwendigen großen Fuß- und Beinamputationen vermeiden kann. Dadurch steige auch die Überlebenschance und Lebensqualität der Patienten, so die Ausführungen der Dresdener Mediziner.
Zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt Gefäße und führt zur Durchblutungsstörung
Ein zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt einerseits die Gefäße und verursacht arterielle Durchblutungsstörungen, wodurch Wunden teilweise nur sehr schwierig oder gar nicht heilen und bedingt anderseits eine Mangelversorgung, die zu Schädigungen der peripheren Nerven führt, so dass kleine und größere Verletzungen an den Beinen teilweise unbemerkt bleiben. Da diese anschließend nur schwierig heilen, kommt es in Verbindung mit den arteriellen Durchblutungsstörungen – vor allem in den Füßen – häufiger zum Absterben von Gewebe, worauf hin die Ärzte bis heute in vielen Fällen mit einer Amputation des Fußes bzw. teilweise des ganzen Beines reagieren. Die Todesrate unter den Patienten in einem solch akuten Krankheitsstadium ist dabei relativ hoch. Oberarzt Dr. Hannes Rietzsch von der Medizinische Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus betonte: „Die Sterblichkeit der Patienten nach Bein-Amputationen liegt im ersten Jahr bei bis zu 30 Prozent. Wegen der schweren Grunderkrankung des Diabetes und seinen Folgen verkraften sie den großen Eingriff oft nicht.“
Bessere Behandlungsformen bei Diabetischen Fuß entwickelt
In der auf die Behandlung des „Diabetischen Fußes“ (Diabetisches Fußsyndrom DFS) spezialisierten Abteilung des Universitätsklinikums Dresden haben die Experten 172 Patienten mit Fuß-Ulzerationen (Fußproblemen infolge von Durchblutungsstörungen) über ein Jahr lang mit einer strukturierten interdisziplinären Behandlung durch ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Schwestern, Physiotherapeuten, Podologen und Schuhmachern betreut. 75 Prozent der Patienten haben dabei ohne Großamputation überlebt, da ihre Gliedmaßen durch die eingehende Behandlung von Druckstellen und Wunden sowie durch kleinere Amputationen gerettet werden konnten. 20 Prozent der Studienteilnehmer seien verstorben und die restlichen 5 Prozent lebten nur mit einem oder ohne Bein, betonte der zuständige Professor Sebastian M. Schellong. Die Behandlungserfolge waren zehn mal besser, wenn die Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt in die "Ambulanz Diabetischer Fuß" eingebunden wurden, so der Experte im Rahmen der Vorstellung der Studienergebnisse.
Chronische Fußwunden sind eine der schwerwiegendsten Komplikationen bei Diabetes
„Chronische Fußwunden sind eine der schwerwiegendsten Komplikationen bei Diabetes“ und der sogenannte Diabetische Fuß trete bei rund 15 Prozent der Diabetiker auf, erklärte der Oberarzt Hannes Rietzsch den Hintergrund der aktuellen Studie. Dabei führen Durchblutungsstörungen zum Absterben von Gewebe, was bei zu später oder nicht optimaler Behandlung eine Amputation des Fußes oder sogar des Beins erforderlich macht, so Rietzsch. Ihre Studie habe gezeigt, „dass sich der große Aufwand in Krankenhaus und Ambulanz direkt in einen messbaren Behandlungsvorteil für das Überleben der Patienten und für die Vermeidung von Beinamputationen umsetzt“, ergänzte Prof. Schellong.
Die Voraussetzung hierfür sind jedoch spezialisierte Teams aus Ärzten, Schwestern, Physiotherapeuten, Podologen und Schuhmachern, die im Budget der gesetzlichen Krankenkassenleistungen bisher nicht berücksichtigt sind. „Es braucht eine Vergütung, die es gestattet, Ärzte, Schwestern und Podologen zu bezahlen“, betonte Prof. Schellong. Bisher mache die Klinik bei dem pauschalen Vergütungssystem mit ihrem Behandlungsangebot Verluste, doch die spezielle Behandlung der betroffenen Diabetiker könnte den Anteil der Amputationen oberhalb des Fußgelenks von 50 auf 10 Prozent drücken, so die Aussage der Experten. (fp, 08.11.2010)
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